Osteoporose – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Osteoporose ist eine systemische Skeletterkrankung, die durch eine verminderte Knochendichte und -qualität gekennzeichnet ist, was zu einer erhöhten Frakturanfälligkeit führt. Sie tritt häufiger bei Frauen nach der Menopause auf, kann aber auch Männer und jüngere Menschen unter bestimmten Bedingungen betreffen. Zu den wichtigsten pathophysiologischen Mechanismen gehören hormonelle Veränderungen, die das Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau stören.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

  • Initialer Pathomechanismus:
    • Hormonelle Dysregulation: Bis zum 40. Lebensjahr besteht ein Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau (durch Osteoblasten) und Knochenabbau (durch Osteoklasten). Nach diesem Alter verschiebt sich das Gleichgewicht zugunsten des Knochenabbaus. Dies wird besonders durch die Abnahme der Sexualhormone (Östrogen bei Frauen und Testosteron bei Männern) beeinflusst.
    • Genetische Prädisposition: Etwa 60-80 % der maximalen Knochenmasse (peak bone mass) sind genetisch bedingt. Gene, die am Knochenstoffwechsel und an der Regulation von Kalzium beteiligt sind, spielen eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Osteoporose.
  • Molekulare und zelluläre Veränderungen:
    • Rolle der Osteoblasten und Osteoklasten:
      • Osteoblasten: Diese knochenaufbauenden Zellen sind für die Synthese der Knochenmatrix verantwortlich und werden durch Östrogen und andere Hormone wie Calcitonin stimuliert.
      • Osteoklasten: Diese knochenabbauenden Zellen werden durch das Parathormon (PTH) aktiviert, das in der Nebenschilddrüse produziert wird und den Kalziumspiegel im Blut erhöht. Mit abnehmendem Östrogenlevel nach der Menopause wird die Osteoklastenaktivität verstärkt, was den Knochenabbau beschleunigt.
    • Hormonelle Einflüsse:
      • Östrogenmangel: Östrogen wirkt normalerweise hemmend auf die Aktivität der Osteoklasten. Nach der Menopause bei Frauen oder im hohen Alter bei Männern sinkt der Östrogenspiegel, was zu einer erhöhten Knochenresorption (Abbau der Knochensubstanz) führt.
      • Testosteronmangel: Bei Männern hat Testosteron eine vergleichbare Schutzfunktion wie Östrogen bei Frauen. Der Abfall des Testosteronspiegels im Alter trägt ebenfalls zur Osteoporose bei.
      • Parathormon (PTH): PTH fördert den Knochenabbau, indem es die Aktivität der Osteoklasten steigert, wodurch Kalzium aus den Knochen mobilisiert wird. Ein sekundärer Hyperparathyreoidismus, ausgelöst durch Vitamin-D-Mangel, verschlimmert diesen Prozess weiter.
      • Calcitonin: Dieses in der Schilddrüse produzierte Hormon wirkt dem PTH entgegen, indem es die Aktivität der Osteoklasten hemmt und den Knochenaufbau durch Osteoblasten fördert. Mit dem Alter nimmt die Calcitonin-Produktion jedoch ab, was den Abbau des Knochens weiter begünstigt.
  • Entwicklung struktureller Veränderungen:
    • Verlust der Knochendichte: Durch den vermehrten Abbau der Knochensubstanz wird die Knochendichte verringert, insbesondere in den trabekulären (schwammartigen) Strukturen, die am anfälligsten für Frakturen sind.
    • Subkortikale Knochenveränderungen: Auch der kortikale Knochen (kompakte Knochen) wird dünner, was die strukturelle Integrität des Skeletts weiter schwächt.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

  • Veränderungen in der Gewebsarchitektur:
    • Osteoporotische Frakturen: Die Abnahme der Knochenfestigkeit führt häufig zu Frakturen (Knochenbrüche), insbesondere an typischen Stellen wie der Wirbelsäule (Wirbelkörperfrakturen), dem Hüftgelenk und den Handgelenken.
    • Sklerose der Knochenrinde: Als Reaktion auf den Knochenabbau kann es zu einer Verdickung der verbleibenden Knochenrinde kommen, die jedoch keine ausreichende Stabilität bietet und die Frakturanfälligkeit erhöht.
  • Beteiligung des umgebenden Gewebes:
    • Muskelschwund (Sarkopenie): Die verringerte Aktivität durch Schmerzen und Frakturen führt zu einem Verlust an Muskelmasse, was die Stabilität des Skeletts weiter beeinträchtigt und das Risiko von Stürzen erhöht.

Klinische Manifestation

  • Leitsymptome:
    • Knochenschmerzen: Besonders häufig treten Schmerzen in der Wirbelsäule, Hüfte und den Extremitäten auf, die durch Frakturen oder Mikrofrakturen ausgelöst werden.
    • Frakturen bei minimalem Trauma: Bereits geringfügige mechanische Belastungen, wie z. B. ein Sturz aus dem Stand, können Frakturen verursachen, da die Knochen aufgrund ihrer verminderten Dichte und Struktur stark geschwächt sind.
  • Fortgeschrittene Symptome:
    • Verformungen und Größenverlust: Insbesondere durch Wirbelkörperfrakturen kann es zu einer Kyphose (Rundrücken) und einem signifikanten Größenverlust kommen.
    • Eingeschränkte Beweglichkeit: Durch Schmerzen, Deformitäten und Muskelabbau wird die Beweglichkeit stark eingeschränkt, was zu einem Verlust der Selbstständigkeit führen kann.

Progression und Organbeteiligung

  • Lokale Gewebeveränderungen:
    • Schwere Frakturen: Die häufigsten und schwerwiegendsten Folgen sind Wirbelkörperfrakturen und Hüftfrakturen, die zu langfristiger Immobilität und in vielen Fällen zu sekundären Gesundheitsproblemen führen.
  • Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:
    • Chronische Schmerzen: Diese können langfristig bestehen bleiben, auch nach der Heilung von Frakturen, und führen zu einer weiteren Einschränkung der Lebensqualität.
    • Sekundäre Komplikationen: Immobilität durch Frakturen (Knochenbrüche) kann zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen wie Thrombosen, Dekubitus und Muskelschwund führen.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

  • Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:
    • Verlust der Stabilität: Der Verlust an Knochendichte und -struktur führt zu einer signifikanten Abnahme der Stabilität des Skeletts, wodurch die Fähigkeit des Körpers, mechanischen Belastungen standzuhalten, stark eingeschränkt ist.
    • Frakturanfälligkeit: Die Frakturanfälligkeit nimmt drastisch zu, insbesondere an typischen Stellen wie der Hüfte und der Wirbelsäule.
  • Schmerzentstehung:
    • Mechanischer Schmerz: Schmerzen entstehen häufig durch Mikrofrakturen oder den Kontakt von deformierten Knochenstrukturen.
    • Entzündlicher Schmerz: In einigen Fällen können Entzündungen in den betroffenen Bereichen zur Schmerzentstehung beitragen.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

  • Fehlgeschlagene Regeneration: Die körpereigenen Regenerationsmechanismen sind bei Osteoporose oft unzureichend, da die Osteoblasten nicht in der Lage sind, den erhöhten Knochenabbau zu kompensieren.
  • Kompensatorische Mechanismen: Die umgebenden Muskeln und Weichteile versuchen, die reduzierte Stabilität zu kompensieren, jedoch führt dies oft zu Überlastung und zusätzlichen Schäden.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Pathogenese der Osteoporose ist ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen Faktoren, hormonellen Einflüssen und mechanischen Belastungen. Die primären Ursachen des Knochenschwunds sind hormonelle Veränderungen, insbesondere der Mangel an Östrogen bei Frauen und Testosteron bei Männern, sowie physiologische Alterungsprozesse. Osteoporose führt zu einer erhöhten Frakturanfälligkeit und schwerwiegenden funktionellen Einschränkungen, die das Risiko für Immobilität und sekundäre Gesundheitsprobleme erheblich erhöhen.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung (familiäre Häufung); Heritabilität (Vererbbarkeit) beträgt 50 bis 80 %:
    • Genetisches Risiko abhängig von Genpolymorphismen:
      • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
        • Gene: LRP5, VDR
        • SNP: rs3736228 im Gen LRP5
          • Allel-Konstellation: CT (1,3-fach)
          • Allel-Konstellation: TT (1,7-fach)
        • SNP: rs1544410 im Gen VDR
          • Allel-Konstellation:AA (erhöhtes Risiko)
          • Allel-Konstellation: GG (erniedrigtes Risiko)
      • Eine genomweite Assoziationsstudie (GWAS) hat inzwischen 518 Genvarianten nachgewiesen, die die Knochendichte beeinflussen und ca. ein Fünftel der genetischen Varianz der Osteoporose erklären [15].
    • Genetische Erkrankungen
      • Defekt im Vitamin D3-Rezeptor – genetischer Defekt mit autosomal-rezessivem Erbgang; Vitamin-D-abhängigen Rachitis Typ 2
      • Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) ‒ genetische Erkrankungen, die sowohl autosomal-dominant als auch autosomal-rezessiv sind; heterogene Gruppe, die durch eine Störung der Kollagensynthese bedingt sind; gekennzeichnet durch eine erhöhte Elastizität der Haut und ungewöhnliche Zerreißbarkeit derselbigen
      • Gendefekt im Kollagen Typ-I-alpha-1-Gen – kann folgende Krankheiten verursachen: Ehlers-Danlos-Syndrom, Osteogenesis imperfecta Typ 1, Typ 2 und Typ 3, infantile kortikale Hyperostose
      • Glykogenspeicherkrankheiten – Gruppe von Erkrankungen mit sowohl autosomal-dominantem als auch autosomal-rezessivem Erbgang, bei denen das in Körpergeweben gespeicherte Glykogen nicht oder nur unvollständig wieder abgebaut oder zu Glucose umgewandelt werden kann
      • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang mit vermehrter Ablagerung von Eisen als Folge einer erhöhten Eisenkonzentration im Blut mit Gewebeschädigung 
      • Homocystinurie (Homozystinurie) – Sammelbezeichnung für eine Gruppe autosomal-rezessiv-erblicher Stoffwechselkrankheiten, zu einer erhöhten Konzentration der Aminosäure Homocystein in Blut und Urin führen
      • Hypophosphatasie (HPP; Synonyme: Rathbun-Syndrom, Phosphatasemangelrachitis; Phosphatasemangel-Rachitis) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die sich vor allem im Skelettaufbau manifestiert; defekte Knochen- und Zahnmineralisation, frühzeitiger Verlust von Milch- und bleibenden Zähnen
      • Kallmann-Syndrom (Synonym: olfaktogenitales Syndrom) – genetische Erkrankung, die sowohl sporadisch auftreten, als auch autosomal-dominant, autosomal-rezessiv und X-chromosomal-rezessiv vererbt werden kann; Symptomkomplex aus Hypo- bzw. Anosmie (verminderter bis fehlender Geruchssinn) in Verbindung mit Hoden- bzw. Ovarialhypoplasie (mangelhafte Entwicklung des Hodens bzw. der Eierstöcke); Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) bei Männern 1 : 10.000 und bei Frauen 1 : 50.000
      • Klinefelter-Syndrom – genetische Erkrankung mit meist sporadischem Erbgang: numerische Chromosomenaberration (Aneuploidie) der Geschlechtschromosomen (Gonosomen-Anomalie), die nur bei Jungen bzw. Männern auftritt; in der Mehrzahl der Fälle durch ein überzähliges X-Chromosom (47, XXY) gekennzeichnet; klinisches Bild: Großwuchs und Hodenhypoplasie (kleiner Hoden), bedingt durch einen hypogonadotropen Hypogonadismus (Keimdrüsenunterfunktion); meist spontaner Pubertätsbeginn, jedoch schlechter Pubertätsfortschritt 
      • Marfan-Syndrom – genetische Erkrankung, die sowohl autosomal-dominant vererbt werden oder vereinzelt (als Neumutation) auftreten kann; systemische Bindegewebserkrankung, die vor allem durch Hochwuchs, Spinnengliedrigkeit und Überstreckbarkeit der Gelenke auffällt; 75 % dieser Patienten haben ein Aneurysma (pathologische (krankhafte) Ausbuchtung der Arterienwand)
      • Morbus Gaucher – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang; Lipidspeicherkrankheit durch den Defekt des Enzyms Beta-Glukozerebrosidase, die zu einer Speicherung von Cerebrosiden vor allem in der Milz und den markhaltigen Knochen führt; klinisches Bild: Splenomegalie (Milzvergrößerung), kombiniert mit einer Anämie (Blutarmut) und/oder Thrombozytopenie (krankhafte Verminderung der Thrombozyten/Blutplättchen)
      • Osteogenesis imperfecta (OI) – genetische Erkrankungen mit autosomal-dominantem Erbgang, seltener auch autosomal-rezessivem Erbgang; es werden 7 Typen der Osteogenesis imperfecta differenziert; Hauptmerkmal der OI Typ I ist ein verändertes Kollagen, was zu einer abnorm hohen Knochenbrüchigkeit führt (Glasknochenkrankheit)
      • Porphyrie – genetische Stoffwechselerkrankungen mit sowohl autosomal-dominant emals auch autosomal-rezessivem Erbgang; der Ablauf der Biosynthese von Häm ist gestört
      • Thalassämie – autosomal-rezessiv vererbbare Synthesestörung der Alpha- bzw. Beta-Ketten des Proteinanteils (Globin) im Hämoglobin (Hämoglobinopathie/Erkrankungen infolge einer gestörten Bildung von Hämoglobin)
        • α-Thalassämie (HbH-Krankheit, Hydrops fetalis/generalisierte Flüssigkeitsansammlung); Vorkommen: meist bei Südostasiaten
        • β-Thalassämien: weltweit häufigste monogenetische Erkrankung; Vorkommen: Menschen aus Mittelmeerländern, mittlerem Osten, Afghanistan, Indien und Südostasien
  • Familienanamnese – proximale Femurfraktur (Knochenbruch am oberen Endes des Oberschenkelknochens) eines Elternteiles
  • Geschlecht – Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Männer haben eine höhere Knochenmasse als Frauen: Das Verhältnis Männer zu Frauen bezogen auf die Häufigkeit der Erkrankung liegt bei etwa 1 : 2
  • Lebensalter – im Alter nimmt die Knochenmasse ab, der Knochen wird poröser und brüchiger → Osteosarkopenie
  • Hormonelle Faktoren
    • Östrogenmangel bei Mädchen und jungen Frauen, z. B. bei später Menarche (verzögerter Pubertät, > 15. Lebensjahr)
    • Früher Eintritt der Wechseljahre (< 45. Lebensjahr) oder eine frühzeitige Ovarektomie (Eierstockentfernung)
    • Menopause (Wechseljahre der Frau)
    • Andropause (Wechseljahre des Mannes)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Vegane Ernährung (Veganer) – geringere Aufnahme von Nährstoffen haben, die relevant für das Skelett sind und vor allem in tierischen Lebensmitteln vorkommen [18]
    • Hohe Aufnahme von Natrium und Kochsalz – Durch eine hohe Kochsalzaufnahme mit nachfolgender Steigerung der Natriurese (Ausscheidung von Natrium mit dem Harn) wird eine Hypercalciurie (vermehrte Ausscheidung von Calcium über den Urin) und damit eine negative Calciumbilanz begünstigt. Eine um 2,3 g gesteigerte Natriumaufnahme führt zu einer um 24-40 mg gesteigerten Calciumausscheidung [10]. Durch die gesteigerte Calciumausscheidung wird die Osteoporoseentstehung begünstigt. Die bisherigen Studienergebnisse kommen zu dem Schluss, dass eine Kochsalzaufnahme von bis zu 9 g/Tag bei einem Gesunden das Risiko für Osteoporose nicht erhöht [11]. Allerdings liegt die derzeitige tägliche Kochsalzaufnahme der Gesamtbevölkerung bei 8-12 g [12].
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – mangelhafte Versorgung mit Calcium und Vitamin D und zu hoher Anteil von Phosphaten, Oxalsäure (Mangold, Kakaopulver, Spinat, Rhabarber) und Phytinsäure/Phytaten (Getreide und Hülsenfrüchte) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol (Frau: > 20 g/Tag; Mann: > 30 g/Tag) 
    • Tabak (Rauchen – bei Osteoporose nach der Menopause) [6, 7]
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsmangel
    • länger dauernde Immobilisation
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress [1]
  • Schlafqualität
    • Schlafdauer: Frauen in der Postmenopause (Wechseljahre der Frau), die in der Nacht höchstens 5 Stunden schliefen, hatten im Vergleich zu Frauen mit 7 Stunden Schlaf pro Nacht ein um 63 % höheres Risiko für Osteoporose [16].
  • Untergewicht – Ein niedriges Körpergewicht (Body-Mass-Index < 20) oder ein Gewichtsverlust von mehr als 10 % in den letzten Jahren gehen mit einem erhöhten Risiko einher – das bedeutet jedoch nicht, dass Übergewicht anzustreben ist, sondern ein Normalgewicht bzw. ein altersentsprechendes Idealgewicht
  • Fehlende Sonnenlichtexposition

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Achlorhydrie – fehlende Produktion von Salzsäure in der Magenschleimhaut
  • Anorexia nervosa (Magersucht)
  • Amyloidose – extrazelluläre ("außerhalb der Zelle") Ablagerungen von Amyloiden (abbauresistente Proteine), die u. a. zu einer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Neuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems) und Hepatomegalie (Lebervergrößerung) führen können.
  • Depression (wg. Appetitmangel mit mangelhafter Ernährunggeringerer körperlichen Aktivität, höherer Stresshormonspiegel, Medikamente) 
  • Endokrinologische Erkrankungen:
    • Andropause (Wechseljahre des Mannes; Androgenmangel)
    • Akromegalie ("Riesenwuchs"; Größenzunahme der Körperendglieder bzw. der Akren)
    • Diabetes mellitus (sowohl Typ 1 als auch Typ 2) 
    • Hypercortisolismus (übersteigerte Cortisolausschüttung) inkl. subklinischer Hypercortisolismus
    • Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion), primärer (pHP) – Kennzeichen des primären
    • Hyperparathyreoidismus sind ein erhöhter Parathormon-Spiegel und Calcium-Serumspiegel
    • Hyperprolaktinämie
    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) und latente Hyperthyreose – wenn nicht behandelt
    • Hypogonadismus (Keimdrüsenunterfunktion) bzw. Funktionsstörungen der Eierstöcke oder der Hoden
      • primär (Kastration, Turner-Syndrom, Klinefelter-Syndrom, medikamentös)
      • sekundär (Hypophyseninsuffizienz)
      • tertiär (Kallmann-Syndrom; s. u. "Biographische Ursachen")
    • Hypophysenvorderlappeninsuffizienz
    • Hypothalamische Amenorrhoe
    • Menopause (Wechseljahre der Frau; Östrogenmangel)
    • Morbus Cushing – Gruppe von Erkrankungen, die zum Hyperkortisolismus (Hypercortisolismus; Überangebot von Cortisol) führen
    • Nebenniereninsuffizienz (Nebennierenschwäche)
    • Prolaktinom – Prolaktin-bildender Tumor (Hyperprolaktinämie)
  • Essstörungen – Anorexia nervosa – Magersucht –, Bulimie – Ess-Brech-Sucht
  • Hämatologische Erkrankungen (Bluterkrankungen)/Neoplasien (Neubildungen)
    • Aplastische Anämie – Anämie (Blutarmut), die durch eine Panzytopenie (Verminderung aller Zellreihen im Blut; Stammzellerkrankung) und eine gleichzeitig vorliegende Hypoplasie (Funktionseinschränkung) des Knochenmarks gekennzeichnet ist
    • Diffuse Knochenmetastasen
    • Hämolytische Anämie – Anämie (Blutarmut), die durch einen gesteigerten Abbau bzw. Zerfall (Hämolyse) der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) gekennzeichnet sind und der durch eine Mehrproduktion im roten Knochenmark nicht mehr ausgeglichen werden kann
    • Lymphome und Leukämien (Blutkrebs)
    • Malignome mit PTHrP-Produktion
    • Mastozytose – zwei Hauptformen: kutane Mastozytose (Hautmastozytose) und systemische Mastozytose (Mastozytose des gesamten Körpers); klinisches Bild der kutanen Mastozytose: gelblich-braune Flecken mit unterschiedlicher Größe (Urticaria pigmentosa); bei der systemischen Mastozytose treten zudem episodisch gastrointestinale Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden), (Nausea (Übelkeit), brennende Abdominalschmerzen und Diarrhoe (Durchfall)), Ulkuskrankheit sowie gastrointestinale Blutungen (Magen-Darmblutungen) und Malabsorption (Störung der Nahrungsresorption) auf; bei der systemischen Mastozytose kommt es zu einer Anhäufung von Mastzellen (Zelltyp, der u. a. an allergischen Reaktionen beteiligt ist) im Knochenmark, wo sie gebildet werden, sowie zur Anhäufung in der Haut, den Knochen, der Leber, der Milz und dem Gastro-Intestinal-Trakt (GIT; Magen-Darm-Trakt); Mastozytose ist nicht heilbar; Verlauf in der Regel benigne (gutartig) und Lebenserwartung normal; extrem selten entarten Mastzellen (=  Mastzellleukämie (Blutkrebs))
    • Perniziöse Anämie – Anämie (Blutarmut), die durch einen Mangel an Vitamin B12 oder seltener durch einen Folsäuremangel bedingt ist.
    • Plasmozytom (multiples Myelom) – bösartige Systemerkrankung
    • Thalassämie  (Mittelmeeranämie) (s. u. "Genetische Erkrankungen")
  • Hepatitis (Leberentzündung)
  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Hyponatriämie (Natriummangel)
  • Immobilität durch Krankheiten
  • (Latente) metabolische Azidose (stoffwechselbedingte Übersäuerung)
  • Leberzirrhose
  • Malabsorption – gestörte Nähr- und Vitalstoffaufnahme (Makro- und Mikronährstoffe), z. B.:
    • Colitis ulcerosa – chronisch entzündliche Erkrankung der Schleimhaut des Kolons oder des Rektums
    • Lactoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)
    • Morbus Crohn – chronisch-entzündliche Darmerkrankung; sie verläuft meist in Schüben und kann den gesamten Verdauungstrakt befallen; charakterisierend ist der segmentale Befall der Darmmukosa (Darmschleimhaut), das heißt es können mehrere Darmabschnitte befallen sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind
    • Pankreasinsuffizienz – Unvermögen der Bauchspeicheldrüse, genügend Verdauungsenzyme (= exokrine Pankreasinsuffizienz, EPI) und im späteren Stadium auch Hormone wie Insulin (= endokrine Pankreasinsuffizienz) zu produzieren
    • Primär-biliäre Zirrhose – Form der Leberzirrhose (Leberschrumpfung), die vor allem bei Frauen vorkommt und durch eine nichteitrige die Gallengänge zerstörende Gallengangsentzündung bedingt ist
    • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) – chronische Erkrankung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut), die auf einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten beruht
  • Maldigestion – gestörte Nähr- und Vitalstoffverwertung (Makro- und Mikronährstoffe)
  • Multiple Sklerose (MS) – neurologische Erkrankung, die bis zu Lähmungen oder Spastiken der Extremitäten führen kann
  • Myasthenia gravis (MG; Synonyme: Myasthenia gravis pseudoparalytica; MG); seltene neurologische Autoimmunerkrankung, bei der spezifische Antikörper gegen die Acetylcholinrezeptoren vorliegen, mit charakteristischen Symptomen wie einer abnormen belastungsabhängigen und schmerzlosen Muskelschwäche, einer Asymmetrie, neben der örtlichen auch einer zeitlichen Wechselhaftigkeit (Fluktuation) im Verlauf von Stunden, Tagen bzw. Wochen, einer Besserung nach Erholungs- bzw. Ruhephasen; klinisch differenzieren lässt sich eine rein okuläre ("das Auge betreffend"), eine faziopharyngeal (Gesicht (Facies) und Rachen (Pharynx) betreffend) betonte und eine generalisierte Myasthenie; ca. 10 % der Fälle zeigen bereits eine Manifestation im Kindesalter.
  • Nierenerkrankungen – z. B. Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
  • Organtransplantationen/Immunsuppressiva
  • Paresen (Lähmungen)
  • Pulmonologische Erkrankungen (Lungenerkrankungen)
    • Asthma bronchiale
    • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – chronische Lungenerkrankung
  • Rheumatologische Erkrankungen, z. B.:
    • Rheumatoide Arthritis [5]
    • Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans; latinisiertes Griechisch: Spondylitis „Wirbelentzündung“ und ankylosans „versteifend“ – chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken)
    • Lupus erythematodes
  • Sarkoidose – chronische Erkrankung mit Bildung von Granulomen (Knötchen), die vor allem in der Lunge und der Haut auftreten
  • Skoliose – dauerhafte seitliche Krümmung der Wirbelsäule
  • Subklinische Inflammation (engl. "silent inflammation") – permanente systemische Inflammation (Entzündung, die den gesamten Organismus betrifft), die ohne klinische Symptomatik verläuft
  • Zustand nach vorausgegangener osteoporotischer Fraktur (Knochenbruch durch eine Osteoporose)

Labordiagnosen – Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren/Ursachen gelten

  • Folatmangel – erhöht das Risiko für Hüftfrakturen bei Frauen [3]
  • Hyperhomocysteinämie – bei Mann und Frau: Prädiktor für Hüftfrakturen [2]
  • Hyponatriämie (Natriummangel)
  • Insulin-like Groth Factor (ILG-1) – hohe Serumspiegel in der Jugend sind mit besserer Knochenmasseaquistion und niedrige Spiegel mit verminderter Knochensubstanz im Alter assoziiert
  • Östrogenmangel – je höher der Östrogen-Serumspiegel bei älteren Männern ist, desto dichter und fester sind die Knochen [1]
  • Somatotropes Hormon (STH) – Wachstumshormonmangel
  • TSH-Wert < 0,3 mU/l

Medikamente

  • Aluminiumhaltige Medikamente
  • Antazida
    • Phosphathaltige Antazida
  • Antibiotika
    • Aminoglycoside (Neomycin)
    • Chloramphenicol
    • Sulfonamide
  • Antidepressiva
    • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) [13]
  • Antidiabetika
    • Glitazone bei Frauen (Umstellung auf andere Antidiabetika)
  • Antikonvulsiva/Antiepileptika (Carbamazepin, Diazepam, Gabapentin, Lamotrigin, Lamictal, Levetiracetam, Phenobarbital, Phenytoin, Valproinsäure)
  • Antikoagulantien
    • Heparin – bei längerfristiger Therapie
    • Kumarinderivate (Vitamin-K-Antagonisten, VKA) [Langzeittherapie (> 12 Monate) mit einem Kumarinderivat ist ein unabhängiger Risikofaktor für osteoporotische Frakturen]
    • niedermolekulare Heparine (NMH) – Certoparin, Dalteparin, Enoxaparin, Nadroparin, Reviparin, Tinzaparin)
    • Schilddrüsenhormone
    • synthetische Heparin-Analoga (Fondaparinux)
    • unfraktioniertes Heparin (UFH)
  • Antivirale Therapie
    • Proteaseinhibitoren
  • Barbiturate
  • Benzodiazepine
  • Cortison
  • Dicumarol
  • Diuretika
    • Schleifendiuretika
  • Gallensäurenadsorbenz (Colestyramin)
  • Hormone
    • Antiandrogene (Cyproteronacetat (6-Chlor-1α,2α-methylen-17-acetoxy-pregna-4,6-dien-3,20-dion), Flutamid)
    • Antiöstrogene (Tamoxifen)
    • Aromatasehemmer (Anastrozol, Exemestan, Letrozol)
    • Glucocorticoide /Steroidtherapie (Budenosid, Cortisol, Fluticason, Prednisolon) [> 3 Monate 7,5 mg Prednisonäquivalent pro Tag; Knochenverlust ist besonders hoch in den ersten 6-12 Monaten!; gilt sowohl für die oralen als auch für die inhalativen Steroide]
      Beachte: Auch unter topischen Corticosteroiden (TCS) steigt dosisabhängig das Risiko für Osteoporose und osteoporosebedingte Frakturen (SOF) [19].
    • Gonadotropin-releasing-Hormon-Agonisten und Antagonisten (GnRH-Antagonisten)
    • Hormonablative Therapie beim Mann
    • Hypophysenhormon-Hemmstoffe
    • Schilddrüsenhormone
  • Immunsuppressiva – Ciclosporin (Cyclosporin A)
  • Laxantien
  • Lithium
  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) – (Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol), durch eine Hypochlorhydrie können Protonenpumpenhemmer die Calciumaufnahme verringern und somit eine Osteoporose verstärken, mit der Folge eines erhöhten Risikos für Schenkelhalsfrakturen [4])
  • Statine: ab einer Dosierung von 20 mg für Simvastatin, Atorvastatin und Rosuvastatin [17]
  • Thiazolidin [8]
  • Zytostatika (Chemotherapie)
  • Langzeitnebenwirkungen einer Tumortherapie: tumortherapieinduzierte Osteoporose/Osteopenie (TTIO); einen Anteil an der Entwicklung einer TTI-Osteoporose können haben:
    • eine frühe therapieinduzierte Menopause (Zeitpunkt der letzten Regelblutung)
    • östrogensupprimierende Therapie beim Mammakarzinom (Brustkrebs)
    • androgensupprimierende Therapie beim Prostatakarzinom (Prostatakrebs)
    • längerfristige Steroidtherapie (Frakturrisiko (Knochenbruchrisiko) steigt mit Dosis und Dauer) 
    • tumorassoziierte Kachexie (Auszehrung; starke Abmagerung) mit Muskelsubstanzverlust

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen) 

  • Luftschadstoffe: Feinstaub → höhere Feinstaubwerte (PM 2,5) waren mit einem um 4 Prozent erhöhten Frakturrisiko assoziiert; relative Risiko von 1,041 war aufgrund der hohen Teilnehmerzahl mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,030 bis 1,051 signifikant; es konnte zudem gezeigt werden, dass ein erhöhter Feinstaub- und Rußgehalt der Luft den Parathormonspiegel leicht senken kann [14]

Weitere Ursachen

  • Dialyse (Blutwäsche)
  • Gastrektomie (Magenentfernung)
  • Herztransplantation
  • Schwangerschaft
  • Stillzeit

Literatur

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