Oberarmbruch (Humerusfraktur) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Eine Humerusfraktur, insbesondere die proximale Humerusfraktur (Bruch im oberen Teil des Oberarmknochens), tritt häufig infolge eines Sturzes auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm auf. Sie ist besonders bei älteren Menschen aufgrund der häufigen Osteoporose (Knochenschwund) ein häufiger Bruchtyp. Die Fraktur im Bereich des Collum chirurgicum, der „Sollbruchstelle“ des Oberarmknochens, ist am häufigsten. Die Frakturen können als einfache 2-Segment-Frakturen oder als komplexe 3- und 4-Segment-Frakturen auftreten.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

  • Initialer Pathomechanismus:
    • Trauma: Ein Sturz auf den ausgestreckten Arm oder die Schulter führt zu einer Überlastung des Humerusknochens, die dessen strukturelle Stabilität überfordert. Typische Mechanismen sind Stürze im Haushalt oder im Straßenverkehr.
    • Knochenqualität: Bei älteren Menschen spielt die Osteoporose eine zentrale Rolle, da die reduzierte Knochendichte den Humerus anfälliger für Frakturen macht.
  • Molekulare und zelluläre Veränderungen:
    • Reduzierte Knochendichte: Osteoporose vermindert die Knochendichte und Elastizität, was zu einer erhöhten Brüchigkeit des Knochens führt.
    • Alterungsbedingte Knochenveränderungen: Der alternde Knochen verliert seine Kollagenstruktur und Fähigkeit zur Stoßdämpfung, was das Risiko eines Bruches erhöht.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

  • Veränderungen in der Gewebsarchitektur:
    • Fehlstellung und Dislokation: Je nach Frakturtyp (2-, 3- oder 4-Segment-Fraktur) können Fragmente des Humerusknochens verschoben oder verdreht sein, was die Anatomie des Schultergelenks beeinträchtigt.
    • Komplikationen durch Muskelzug: Der Zug der Rotatorenmanschette und des Musculus deltoideus kann dazu führen, dass Frakturfragmente weiter disloziert werden.
  • Beteiligung des umgebenden Gewebes:
    • Schädigung von Nerven und Blutgefäßen: Frakturen in der Nähe des Humeruskopfes können zu Schäden an umliegenden Strukturen wie dem Nervus axillaris oder der A. brachialis führen.

Klinische Manifestation

  • Leitsymptome:
    • Schmerzen und Schwellung: Lokale Schmerzen, die sich bei Bewegungen der Schulter verstärken, sowie Schwellungen und Blutergüsse im Bereich der Fraktur.
    • Bewegungseinschränkungen: Eingeschränkte Beweglichkeit im Schultergelenk, insbesondere die Unfähigkeit, den Arm zu heben.
  • Fortgeschrittene Symptome:
    • Fehlstellungen: Sichtbare Fehlstellung des Oberarms oder der Schulter bei dislozierten Frakturen.
    • Funktionsverlust: Bei schweren Frakturen mit Nervenverletzungen kann es zu Lähmungen des Armes kommen.

Progression und Organbeteiligung

  • Lokale Gewebeveränderungen:
    • Frakturheilung: Die Knochenheilung verläuft abhängig von der Durchblutung des Frakturspaltes. Eine gute Reposition und Stabilisierung fördern die Heilung, während eine schlechte Durchblutung das Risiko für Pseudarthrosen (falsches Gelenk) erhöht.
  • Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:
    • Verzögerte Heilung: Bei älteren Menschen oder Patienten mit Osteoporose kann die Heilung verzögert sein, was das Risiko für bleibende Bewegungseinschränkungen erhöht.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

  • Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:
    • Instabilität der Schulter: Fehlverheilte Frakturen oder Pseudarthrosen können zu einer Instabilität im Schultergelenk führen.
  • Schmerzentstehung:
    • Mechanischer Schmerz: Schmerzen durch Bewegungen im Schultergelenk, die auf die Belastung des Humerusknochens und der umgebenden Strukturen zurückzuführen sind.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

  • Versuche der Geweberegeneration:
    • Kallusbildung: Der Knochen bildet zunächst einen provisorischen Kallus, der im Verlauf der Frakturheilung in stabileren Knochen umgebaut wird.
  • Kompensatorische Anpassungsmechanismen:
    • Muskelkompensation: Die umgebende Muskulatur kann durch verstärkte Aktivität die fehlende Stabilität teilweise kompensieren.

Zusammenfassung

Die Humerusfraktur ist oft das Ergebnis eines direkten Traumas auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm. Häufige Ursachen sind Stürze, insbesondere bei älteren Menschen mit Osteoporose. Der Knochenabbau durch Osteoporose verschlechtert die Knochendichte, was zu komplexeren Frakturen führen kann. Die Heilung kann durch Muskelzug und Dislokationen erschwert werden. Chronische Folgen wie eingeschränkte Beweglichkeit und Schmerzen treten bei verzögerter Heilung auf.

Ätiologie (Ursachen)

Krankheitsbedingte Ursachen

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Osteoporose

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Sturz auf die Schulter bzw. auf den ausgestreckten Arm

Medikamente

  • Medikamente, die eine Osteoporose begünstigen (siehe unter "Osteoporose durch Medikamente")