Muskelzucken (Faszikulationen) – Differentialdiagnosen
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Diabetes mellitus
- Hypocalcämie (Calciummangel)
- Hypokaliämie (Kaliummangel)
- Hypomagnesiämie (Magnesiummangel)
- Hyponatriämie (Natriummangel)
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Durchblutungsstörungen, Arterien oder Venen betreffend
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- HWS-Syndrom (Synonym: Zervikal-Syndrom) – unangenehme Schmerzen und mitunter auch Funktionsstörungen im Hals- und Nacken-Bereich
- Orthopädische Erkrankungen mit Nervenreizung
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ‒ progressive, irreversible Degeneration des motorischen Nervensystems; hier Faszikulationen als Symptom des Untergangs von α-Motoneuronen (Faszikulationen der Muskeln und Defibrillation in der Zunge)
- Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung – Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu progredienter (fortschreitender) Demenz führt
- Enzephalitis (Gehirnentzündung)
- Myasthenia gravis – selten vorkommende Störung der neuromuskulären Reizübertragung, die sich in einer schweren belastungsabhängigen Muskelschwäche und schnell einsetzender Ermüdbarkeit äußert; Faszikulationen äußern sich hier in der cholinerge Krise
- Neuropathie (Sammelbegriff für viele Erkrankungen des peripheren Nervensystems), neu beginnend: z. B. Faszikulationen in Assoziation mit einer statininduzierten Neuropathie
- Polyneuropathie, nicht näher bezeichnet – Oberbegriff für Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mit chronischen Störungen der peripheren Nerven oder Anteilen von Nerven einhergehen
- Post-Polio-Syndrom – Muskelschwäche oder atypische Muskelermüdung in geschädigten Muskeln; Auftreten frühestens 15 Jahre nach einer paralytischen Poliomyelitis (Kinderlähmung)
- Spinale Muskelatrophie (SMA) – Muskelschwund, der durch einen fortschreitenden Untergang von motorischen Nervenzellen im Vorderhorn des Rückenmark verursacht wird; führt meistens zu einer thorakalen Skoliose
Beachte: Im Kindesalter sind Faszikulationen seltener als bei Erwachsenen mit Vorderhornerkrankungen
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)
- Schwangerschaft
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Benigne Faszikulations-Crampus-Syndrom (BFCS) – häufige Muskelkrämpfe und Faszikulationen, die sich meist nach körperlicher Anstrengung intensivieren und vor allem nachts auftreten; Ausschlussdiagnose, d. h. die Diagnose darf erst gestellt werden, wenn zuvor alle anderen Ursachen für Muskelkrämpfe und Faszikulationen ausgeschlossen wurden
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Halswirbelsäulen- und Halsmarktrauma – u. a. Auftreten von Wurzelreizsymptomen, d. h. radikuläre Schmerzen, Parästhesien im entsprechenden Dermatom, ggf. auch Faszikulationen im Kennmuskelbereich; Leitbefunde sind die Verteilung der motorischen Störungen, Reflexsteigerungen, vegetative und Sensibilitätsstörungen
Medikamente
- Acetylcholinesterasehemmer (Donezepil, Galantamin, Rivastigmin)
- Cholinesterase-Inhibitoren (Cholinesterasehemmer)
- Benzodiazepin-Entzug
- Betasympathomimetika (z. B. Salbutamol, Terbutalin)
- Lithium (Lithiumintoxikation)
- Statine (Lipidsenker) [1] → Faszikulationen in Assoziation mit einer statininduzierten Neuropathie
- S. a. "Tremor durch Medikamente" und "Krämpfe und Spasmen der Muskulatur/Differentialdiagnosen/Medikamente"
Weiteres
- Verhaltensbedingte Ursachen
- Koffeinkonsum
Literatur
- Phan T, McLeod JG, Pollard JD et al.: Peripheral neuropathy associated with simvastatin. J Neurol Neurosurg Psychiatry 1995; 58: 625-8