Muskelzucken (Faszikulationen) – Anamnese
Die Anamnese stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Muskelzuckungen (Faszikulationen) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie neurologische Erkrankungen wie die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), spinale Muskelatrophie oder andere neuromuskuläre Erkrankungen?
Soziale Anamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie dabei potenziell toxischen Substanzen ausgesetzt?
- Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Treiben Sie regelmäßig Sport oder haben Sie Hobbys, die mit körperlicher Belastung einhergehen?
- Gibt es in Ihrem Alltag Faktoren, die Stress oder Angst auslösen?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Seit wann bemerken Sie die Muskelzuckungen?
- Gab es ein auslösendes Ereignis, wie beispielsweise einen Unfall oder eine Infektion?
- Wie würden Sie die Muskelzuckungen beschreiben? Entsprechen Sie am ehesten eine der nachfolgenden Beschreibungen:
- Einschlafzuckungen?
- Lidzuckungen?
- Muskelzuckung mit Bewegungseffekt?
- regel- oder unregelmäßig wiederkehrende Kontraktionen im Sinne eines Tics?
- ungewollte, schmerzhafte Spasmen?
- unregelmäßige und unwillkürliche Kontraktionen von Muskelfaserbündeln, die sich durch sichtbare Muskelzuckungen bemerkbar machen, wenn sie in oberflächlichen Muskelschichten entstehen?
- Tremor?
- Treten sie in Ruhe oder bei Bewegung auf?
- Sind sie rhythmisch oder unregelmäßig?
- Haben Sie weitere Symptome bemerkt, wie:
- Muskelschwäche?
- Gefühlsstörungen (z. B. Kribbeln oder Taubheitsgefühle)?
- Muskelkrämpfe?
- Schmerzen?
- Erschöpfung oder Müdigkeit?
- Lähmungen?*
- Werden die Beschwerden durch bestimmte Faktoren verstärkt oder gelindert, wie Stress, Koffeinkonsum oder körperliche Aktivität?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Wie ist Ihr allgemeines Schlafverhalten? Leiden Sie unter Schlafmangel?
- Trinken Sie gerne Kaffee, schwarzen oder grünen Tee? Wenn ja, wie viele Tassen pro Tag
- Trinken Sie andere bzw. weitere koffeinhaltige Getränke? Wenn ja, wie viel jeweils davon?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Leiden Sie an chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen oder Nierenerkrankungen?
- Haben Sie in der Vergangenheit neurologische Erkrankungen gehabt?
- Wurden bei Ihnen kürzlich Operationen durchgeführt?
- Sind bei Ihnen Allergien oder Unverträglichkeiten bekannt?
- Haben Sie in letzter Zeit neue Medikamente begonnen oder die Dosierung bestehender Medikamente geändert?
Medikamentenanamnese
- Acetylcholinesterasehemmer (Donezepil, Galantamin, Rivastigmin)
- Cholinesterase-Inhibitoren (Cholinesterasehemmer)
- Benzodiazepin-Entzug
- Betasympathomimetika (z. B. Salbutamol, Terbutalin)
- Lithium (Lithiumintoxikation)
- Statine (Lipidsenker) [1] → Faszikulationen in Assoziation mit einer statininduzierten Neuropathie
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.
Literatur
- Phan T, McLeod JG, Pollard JD et al.: Peripheral neuropathy associated with simvastatin. J Neurol Neurosurg Psychiatry 1995; 58: 625-8