Morbus Paget – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Morbus Paget, auch Osteitis deformans genannt, ist eine chronische Skeletterkrankung, die durch einen gestörten Knochenumbau gekennzeichnet ist. Dabei kommt es zu einer Überaktivität der Osteoklasten (knochenabbauende Zellen), die den normalen Knochenabbau und -aufbau erheblich verändert und zu einer strukturellen Instabilität der Knochen führt. Diese Veränderungen betreffen häufig den Schädel, das Becken, die Wirbelsäule und die langen Röhrenknochen der Extremitäten.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
Initialer Pathomechanismus:
- Überaktivität der Osteoklasten: Die Erkrankung beginnt mit einer erhöhten Aktivität der Osteoklasten, was zu einem beschleunigten und überschießenden Knochenabbau, vor allem in den subkortikalen Bereichen (unterhalb der Knochenrinde), führt.
- Subperiostale Knochenanbauten: Aufgrund des gesteigerten Knochenabbaus reagiert der Körper mit einer übermäßigen Knochenneubildung durch Osteoblasten (knochenaufbauende Zellen), was zu einer Verdickung und Verformung des Knochens führt.
Molekulare und zelluläre Veränderungen:
- Dysregulation des Knochenumbaus: Die Regulation zwischen Osteoklasten und Osteoblasten ist gestört, was zu einem Ungleichgewicht zwischen Knochenabbau und -aufbau führt. Der neugebildete Knochen ist strukturell minderwertig und mechanisch instabil.
- Verminderte Knochenfestigkeit: Der vermehrte Knochenaufbau besteht aus verdicktem, aber minderwertigem Gewebe, das durch eine chaotische Anordnung der Kollagenfasern und eine gestörte Lamellenstruktur gekennzeichnet ist.
Entwicklung struktureller Veränderungen:
- Knochenverformungen: Im Laufe der Erkrankung kommt es zu charakteristischen Verformungen der betroffenen Knochen, insbesondere an gewichttragenden Knochen wie der Wirbelsäule und den Beinen.
- Frakturen: Durch die verminderte strukturelle Festigkeit sind die Knochen anfälliger für Brüche, selbst bei geringen Belastungen.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
Veränderungen in der Gewebsarchitektur:
- Sklerotische und lytische Zonen: Betroffene Knochen zeigen wechselnde Bereiche von übermäßig verdichtetem (sklerotischem) und aufgelöstem (lytischem) Gewebe.
- Verdickung des Periosts: Durch die subperiostale Knochenneubildung kommt es zu einer Verdickung und Erweiterung des Knochens, was zu charakteristischen Verformungen führt.
Beteiligung des umgebenden Gewebes:
-
Druck auf Nerven und Blutgefäße: Die Verdickung der Knochen kann benachbarte Strukturen wie Nerven und Blutgefäße komprimieren, was zu neurologischen Symptomen oder Durchblutungsstörungen führt.
Klinische Manifestation
Leitsymptome:
- Knochenschmerzen: Häufig tritt ein dumpfer, tief sitzender Schmerz auf, der durch die abnorme Knochenstruktur und mikrofrakturbedingte Reizungen verursacht wird.
- Deformitäten: Mit fortschreitendem Knochenumbau kommt es zu sichtbaren Verformungen, wie z. B. einer Vergrößerung des Schädels oder einer Verbiegung der langen Röhrenknochen.
Fortgeschrittene Symptome:
- Frakturen: Aufgrund der verminderten Knochendichte und Festigkeit kommt es häufig zu pathologischen Frakturen (Knochenbrüche), die durch minimale Traumata ausgelöst werden.
- Gehbehinderungen: Verformungen und Instabilitäten, insbesondere im Bereich der Beine und der Wirbelsäule, führen zu Bewegungseinschränkungen und Gehbehinderungen.
Progression und Organbeteiligung
Lokale Gewebeveränderungen:
- Knochendeformitäten: Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kommt es zu erheblichen Deformitäten der betroffenen Knochen, was zu funktionellen Einschränkungen führt.
Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:
- Kardiovaskuläre Komplikationen: Aufgrund der erhöhten Knochendurchblutung in den betroffenen Gebieten kann es zu einer vermehrten Herzarbeit und in seltenen Fällen zur Herzinsuffizienz (Herzschwäche) kommen.
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:
- Reduzierte Stabilität: Die durch Morbus Paget geschädigten Knochen haben eine verminderte mechanische Festigkeit, was zu vermehrten Frakturen und Instabilitäten führt.
- Eingeschränkte Mobilität: Durch Verformungen der Knochen und die zunehmende Frakturanfälligkeit kommt es zu Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Mobilität.
Schmerzentstehung:
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Mechanischer Schmerz: Die mechanische Überlastung der geschwächten Knochen und der erhöhte Druck auf Nerven und Gewebe führen zu andauernden Schmerzen.
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Frakturschmerz: Bei pathologischen Frakturen ist der Schmerz intensiver und akuter, begleitet von einer Funktionseinschränkung.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
Versuche der Geweberegeneration:
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Kompensatorischer Knochenaufbau: Der Körper reagiert auf den Knochenverlust durch eine übermäßige Knochenneubildung, die jedoch minderwertig ist und keine stabile Knochenstruktur wiederherstellt.
Kompensatorische Anpassungsmechanismen:
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Muskuläre Kompensation: Die Muskeln versuchen, die mechanischen Defizite der betroffenen Knochen zu kompensieren, was jedoch häufig zu Muskelverspannungen und Überlastungen führt.
Zusammenfassung
Morbus Paget ist eine chronische Knochenerkrankung, die durch ein Ungleichgewicht zwischen Knochenabbau und -aufbau gekennzeichnet ist. Die übermäßige Aktivität der Osteoklasten führt zu einem massiven Knochenverlust, der durch eine übersteigerte, aber minderwertige Knochenneubildung kompensiert wird. Dies führt zu einer erheblichen Schwächung der Knochenstruktur, die mit Frakturen, Deformitäten und funktionellen Einschränkungen einhergeht.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern – das Risiko ist um das sieben- bis zehnfache erhöht, wenn Verwandte ersten Grades betroffen sind