Morbus Bechterew – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Morbus Bechterew hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Morbus Bechterew und werden oft zuerst bemerkt:

  • Rückenschmerzen, vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Gesäßes (Sakroiliitis): Die Schmerzen treten oft nachts oder frühmorgens auf und bessern sich durch Bewegung, nicht durch Ruhe (tritt bei ca. 80-90 % der Betroffenen auf).
  • Ischialgiformer Schmerz oder positives Mennel-Zeichen: Werden bei ruckartiger Überstreckung des gestreckten Beines des Patienten, der in Bauch- oder Seitenlage liegt, Schmerzen im Iliosakralgelenk (ISG; Kreuzbein-Darmbein-Gelenk) angegeben, spricht man von einem positiven Mennel-Zeichen (= Sakroiliitis). Die Iliosakralgelenke sind typischerweise bei Morbus Bechterew zuerst betroffen (in 70-80 % der Fälle). Hinweis: Ein negatives Zeichen schließt Schäden des Iliosakralgelenkes nicht aus!
  • Morgensteifigkeit der Wirbelsäule: Die Wirbelsäule fühlt sich morgens steif an, was sich durch Bewegung im Laufe des Tages bessert (tritt bei ca. 70-80 % der Betroffenen auf).
  • Gesäßschmerzen, wechselnd (links oder rechts) (tritt bei ca. 60-70 % der Betroffenen auf)
  • Gürtelförmiger Thoraxschmerz (Brustschmerzen): Typisch für die Beteiligung der Brustwirbelsäule (30-40 % der Betroffenen); entsteht durch die Entzündung und Versteifung der Brustwirbelsäule sowie der Rippen, was die Beweglichkeit des Brustkorbs einschränkt und Schmerzen beim Atmen verursacht

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Morbus Bechterew:

  • Bewegungsempfindlichkeit der Wirbelsäule: Schmerzen oder Beschwerden bei Bewegungen der Wirbelsäule (tritt bei ca. 60-70 % der Betroffenen auf)
  • Eingeschränkte Atembreite (2 cm) in Höhe des 4. Interkostalraumes: Bedingt durch eine Einschränkung der Brustkorbbeweglichkeit durch die Versteifung der Wirbelsäule und der Rippen (in 40-50 % der Fälle)
  • Erschütterungsempfindlichkeit der Wirbelsäule: Schmerzen bei Erschütterungen, wie Husten oder Stolpern, im Bereich der Wirbelsäule (tritt bei ca. 50-60 % der Betroffenen auf)
  • Knochendruckschmerz: Druckempfindlichkeit der Beckenkämme und Dornfortsätze (tritt bei ca. 50-60 % der Betroffenen auf)
  • Rundrückenbildung: Im fortgeschrittenen Stadium kann es zur Rundrückenbildung kommen (tritt bei ca. 30-40 % der Betroffenen auf).
  • Nackenschmerzen und Nackensteifigkeit (tritt bei ca. 40-50 % der Betroffenen auf)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Arthritis der Schulter- und Hüftgelenke: Gelenkentzündungen in den Schulter- oder Hüftgelenken treten bei bis zu 35 % der Betroffenen auf.
  • Periphere Arthritis: Entzündungen in weniger als fünf Gelenken, meist in den unteren Extremitäten, wie den Knien oder Sprunggelenken (tritt bei ca. 30 % der Betroffenen auf)
  • Fersenschmerzen: Schmerzen im Fersenbereich durch Entzündungen der Gelenkinnenhaut (tritt bei ca. 30 % der Betroffenen auf)
  • Nachtschweiß (tritt bei ca. 20-30 % der Betroffenen auf)
  • Gewichtsverlust: Unerklärlicher Gewichtsverlust aufgrund der chronischen Entzündungen (tritt bei ca. 20-30 % der Betroffenen auf)
  • Fieber (tritt bei ca. 20 % der Betroffenen auf)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit: Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung durch die chronische Entzündung (tritt bei ca. 40-50 % der Betroffenen auf)
  • Appetitlosigkeit (Anorexie): Ein vermindertes Verlangen nach Nahrung, das durch die Entzündung verursacht wird (tritt bei ca. 20-30 % der Betroffenen auf)

Extraartikuläre Manifestationen

Folgende Symptome und Beschwerden treten außerhalb von Gelenken auf [1]:

  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED, engl.: inflammatory bowel disease, IBD) – z. B. Morbus Crohn (verläuft meist in Schüben und kann den gesamten Verdauungstrakt befallen; charakterisierend ist der segmentale Befall der Darmmukosa (Darmschleimhaut), das heißt es können mehrere Darmabschnitte befallen sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind)
  • Psoriasis (Schuppenflechte)
  • Rezidivierende anteriore Uveitis (Iridozyklitis/Entzündung der Iris (Regenbogenhaut) und des Ziliarkörpers) mit geröteten Augen und brennenden Schmerzen

Anatomische Strukturen

Folgende anatomische Strukturen können bei Morbus Bechterew betroffen sein:

  • Achsenskelett:
    • Wirbelsäule inkl. kleiner Wirbelgelenke
    • Iliosakralgelenke
    • Schambeinfuge
  • Extremitätengelenke und Sehnenansätze

Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu einer Veränderung der Statik und des Habitus (verstärkte HWS-Lordose und BWS-Kyphose).

Literatur

  1. Stolwijk C, van Tubergen A, Castillo-Ortiz JD, Boonen A: Prevalence of extra-articular manifestations in patients with ankylosing spondylitis: a systematic review and meta-analysis. Ann Rheum Dis. 2015 Jan;74(1):65-73. doi: 10.1136/annrheumdis-2013-203582.