Mikroskopische Polyangiitis (MPA) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die mikroskopische Polyangiitis (MPA) ist eine seltene Form der systemischen Vaskulitis (Gefäßentzündung), die kleine bis mittelgroße Gefäße betrifft und zur Schädigung der Organe führt. Sie gehört zu den ANCA-assoziierten Vaskulitiden, bei denen antineutrophile cytoplasmatische Antikörper (ANCA) eine zentrale Rolle spielen. Die genaue Ursache der Erkrankung ist bislang unklar, jedoch wird von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen, bei der genetische Faktoren, immunologische Prozesse und möglicherweise infektiöse Auslöser eine Rolle spielen.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

Initialer Pathomechanismus:

  • Genetische Prädisposition: Vermutlich spielen genetische Faktoren eine Rolle bei der Krankheitsentstehung, die eine Fehlregulation des Immunsystems begünstigen.
  • Autoimmunreaktion: Eine fehlerhafte Aktivierung des Immunsystems führt zur Bildung von ANCA (antineutrophile cytoplasmatische Antikörper), die gegen körpereigene neutrophile Granulozyten gerichtet sind.
  • ANCA-vermittelte Schädigung: Die ANCA-Antikörper aktivieren neutrophile Granulozyten, die dadurch toxische Substanzen freisetzen und die Gefäßwände angreifen.

Molekulare und zelluläre Veränderungen:

  • Neutrophilenaktivierung: Die Aktivierung von neutrophilen Granulozyten durch ANCA führt zur Freisetzung von reaktiven Sauerstoffspezies und proteolytischen Enzymen, die zu einer Entzündung und Schädigung der Gefäßwände führen.
  • Endothelschädigung: Die durch neutrophile Granulozyten freigesetzten toxischen Substanzen schädigen das Endothel (innere Schicht der Blutgefäße) und begünstigen Entzündungsprozesse in den betroffenen Gefäßen.
  • Zytokinfreisetzung: Proinflammatorische Zytokine wie TNF-α (Tumor-Nekrose-Faktor-alpha) und IL-1 (Interleukin-1) verstärken die Entzündungsreaktion und tragen zur Gewebeschädigung bei.

Entwicklung struktureller Veränderungen:

  • Vaskulitis: Die Entzündung der kleinen Blutgefäße führt zu einer Verengung oder einem Verschluss der Gefäße, was zu Ischämie (Minderdurchblutung) und Organschädigungen führen kann.
  • Granulombildung: In seltenen Fällen können granulomatöse Entzündungen beobachtet werden, wobei sich entzündliche Knötchen (Granulome) in den betroffenen Geweben bilden.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Veränderungen in der Gewebsarchitektur:

  • Fibrosierung der Gefäßwände: Chronische Entzündungsprozesse führen zur Verdickung und Fibrosierung der betroffenen Gefäßwände, was die Gefäßfunktion weiter einschränkt.
  • Organschäden: Infolge der entzündlichen Gefäßveränderungen kann es zu einer Schädigung der Nieren (glomeruläre Vaskulitis), Lunge (alveoläre Kapillitis) und anderer Organe kommen.

Beteiligung des umliegenden Gewebes:

  • Nierenschädigung: Eine Glomerulonephritis, die durch Entzündungen der Glomeruli (Nierenfilter) gekennzeichnet ist, kann zu einer Einschränkung der Nierenfunktion führen.
  • Lungenschädigung: Die entzündliche Beteiligung der Lungengefäße führt zu Lungenblutungen, die in schweren Fällen lebensbedrohlich sein können.

Klinische Manifestation

Leitsymptome:

  • Nierenbeteiligung: Häufig liegt eine Glomerulonephritis vor, die sich durch Symptome wie Blut im Urin (Hämaturie) und Nierenfunktionsstörungen äußert.
  • Lungenbeteiligung: Dyspnoe (Atemnot), Hämoptyse (Bluthusten) und pulmonale Infiltrate sind mögliche Zeichen einer Lungenbeteiligung.
  • Systemische Symptome: Allgemeine Entzündungszeichen wie Fieber, Gewichtsverlust und Müdigkeit treten ebenfalls häufig auf.

Fortgeschrittene Symptome:

  • Fortschreitende Niereninsuffizienz: Ohne Behandlung kann es zu einer fortschreitenden Niereninsuffizienz kommen, die eine Dialyse erforderlich machen kann.
  • Lungenblutungen: Massive Lungenblutungen können in schweren Fällen auftreten und stellen eine lebensbedrohliche Komplikation dar.

Progression und Organbeteiligung

Lokale Gewebeveränderungen:

  • Gefäßverschluss: Die entzündlichen Veränderungen der Blutgefäße können zu einem vollständigen Verschluss führen, was eine Ischämie der betroffenen Organe und Gewebe zur Folge hat.

Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:

  • Multiorganschäden: Aufgrund der systemischen Natur der MPA können multiple Organe betroffen sein, darunter Nieren, Lungen, Haut, Herz und das zentrale Nervensystem.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:

  • Gefäßverengung und -verschluss: Die entzündlichen Veränderungen der Blutgefäße führen zu einer funktionellen Beeinträchtigung der Organdurchblutung und einer eingeschränkten Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Schmerzentstehung:

  • Ischämischer Schmerz: Schmerzen können durch Minderdurchblutung der betroffenen Organe entstehen.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

Versuche der Geweberegeneration:

  • Fehlgeschlagene Heilungsversuche: Die chronische Natur der Entzündung verhindert häufig eine vollständige Heilung der betroffenen Gefäße und Gewebe.

Kompensatorische Anpassungsmechanismen:

  • Narbenbildung: In den betroffenen Geweben können sich Narben (Fibrosen) bilden, die die Organfunktion dauerhaft beeinträchtigen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die mikroskopische Polyangiitis (MPA) ist eine ANCA-assoziierte systemische Vaskulitis, bei der entzündliche Prozesse in den kleinen und mittelgroßen Blutgefäßen zu Organschäden führen. Zu den häufig betroffenen Organen zählen die Nieren und die Lunge, wobei Glomerulonephritis (Nierenentzündung) und pulmonale Blutungen (Lungenblutungen) häufig auftreten. Die Erkrankung ist potenziell lebensbedrohlich, erfordert jedoch eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Therapie, um das Fortschreiten der Organbeteiligung zu verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Faktoren

  • Genetische Prädisposition: Vermutlich spielen genetische Faktoren eine Rolle bei der Krankheitsentstehung, die eine Fehlregulation des Immunsystems begünstigen.