Mausarm (Repititive-Strain-Injury-Syndrom) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Repetitive-Strain-Injury-Syndrom (RSI), auch bekannt als Mausarm, entsteht durch wiederholte und monotone Bewegungen, die zu einer Überlastung von Muskeln, Sehnen und Bändern führen. Diese Erkrankung betrifft häufig Menschen, die viel am Computer arbeiten, insbesondere durch die ständige Nutzung einer Maus oder Tastatur. Das RSI-Syndrom wird nicht durch entzündliche Prozesse verursacht, sondern durch anhaltende Mikrotraumata (Mikroverletzungen) des Weichteilgewebes.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

Initialer Pathomechanismus:

  • Mikrotraumata durch repetitive Bewegungen: Regelmäßige, sich wiederholende Bewegungen über längere Zeiträume, wie das Klicken und Ziehen einer Maus, führen zu kleinen, wiederholten Verletzungen im Sehnen- und Muskelgewebe.
  • Fehl- und Überbelastung der Muskeln und Sehnen: Aufgrund mangelnder Erholung und Pausen entstehen Funktionsstörungen im betroffenen Gewebe.

Molekulare und zelluläre Veränderungen:

  • Reduktion der Durchblutung: Die dauerhafte Anspannung der Muskulatur führt zu einer Minderdurchblutung des Gewebes, was die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigt und die Regeneration verlangsamt.
  • Mikroentzündungen: Obwohl keine klassische Entzündung nachweisbar ist, entstehen Mikroentzündungen durch ständige Überbeanspruchung, die das Gewebe schädigen.

Entwicklung struktureller Veränderungen:

  • Degenerative Veränderungen im Weichteilgewebe: Wiederholte Mikrotraumata führen langfristig zu strukturellen Veränderungen, wie einer Schwächung der Sehnen und einer veränderten Muskelfunktion.
  • Verkürzungen und Verspannungen: Chronische Fehlbelastungen resultieren in Muskelverkürzungen und -verspannungen, die den Bewegungsablauf beeinträchtigen.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Veränderungen in der Gewebsarchitektur:

  • Fibrosierungen und Narbenbildung: Durch anhaltende Mikrotraumata kann es zu einer verstärkten Narbenbildung im Sehnengewebe kommen, was die Beweglichkeit und Elastizität weiter einschränkt.
  • Sehnenschäden: Wiederholte Belastung kann zu einem erhöhten Risiko für Sehnenschäden oder Sehnenrisse führen.

Beteiligung des umliegenden Gewebes:

  • Schmerzsyndrome: Aufgrund von Verspannungen und Mikroschäden kann sich ein Schmerzsyndrom entwickeln, das auch benachbarte Muskeln und Nerven beeinträchtigt.
  • Nervenkompressionen: Infolge der Gewebeveränderungen kann es zu Nervenkompressionen, insbesondere im Bereich des Handgelenks und Arms, kommen, was Kribbeln, Taubheit oder Schwäche verursacht.

Klinische Manifestation

Leitsymptome:

  • Schmerzen bei Bewegung: Schmerzen treten vor allem bei den belastenden Bewegungen auf, wie dem Klicken und Bewegen der Maus.
  • Bewegungseinschränkung: Betroffene berichten über eine eingeschränkte Beweglichkeit der Finger, des Handgelenks oder des Arms.

Fortgeschrittene Symptome:

  • Chronische Schmerzen: Bei anhaltender Überlastung entwickelt sich ein chronisches Schmerzsyndrom, das auch in Ruhe auftreten kann.
  • Kraftverlust: Ein fortschreitender Verlust der Muskelkraft im betroffenen Bereich, besonders im Unterarm und Handgelenk, tritt auf.

Progression und Organbeteiligung

Lokale Gewebeveränderungen:

  • Muskelermüdung und Überlastung: Chronische Überbeanspruchung der betroffenen Muskeln führt zu Muskelermüdung, die Beweglichkeit und Kraft weiter einschränkt.

Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:

  • Psychosomatische Beschwerden: Lang anhaltende Schmerzen können zu Stress, Schlafstörungen und einer eingeschränkten Lebensqualität führen.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:

  • Reduzierte Beweglichkeit: Die Beweglichkeit des Handgelenks und der Finger wird durch die Verspannungen und strukturellen Veränderungen im Weichteilgewebe deutlich eingeschränkt.
  • Kraftverlust: Durch die ständige Überbelastung kommt es zu einem Verlust der Feinmotorik und Muskelkraft.

Schmerzentstehung:

  • Mechanischer Schmerz: Schmerzen entstehen durch die ständige Überbeanspruchung der Muskulatur und Sehnen, besonders bei Belastung.
  • Muskulärer Schmerz: Chronische Verspannungen und Muskelverkürzungen führen zu muskulären Schmerzen.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

Versuche der Geweberegeneration:

  • Fehlende Regeneration: Die ständige Überbelastung verhindert eine vollständige Regeneration des Gewebes.
  • Kompensation durch Schonhaltungen: Betroffene neigen dazu, ausweichende Bewegungsmuster und Schonhaltungen zu entwickeln, um die belasteten Bereiche zu entlasten.

Kompensatorische Anpassungsmechanismen:

  • Schonhaltung: Durch Schonhaltung und Ausweichbewegungen entstehen zusätzliche Belastungen in anderen Bereichen, die zu weiteren Beschwerden führen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Das RSI-Syndrom (Mausarm) entsteht durch eine chronische Überbelastung des Sehnen- und Muskelgewebes infolge wiederholter, monotoner Bewegungen. Langfristig führen Mikrotraumata und Verspannungen zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einem fortschreitenden Kraftverlust.

Ätiologie (Ursachen)

Biographischen Faktoren

  • Berufe – Bürokräfte, Dolmetscher für Gebärdensprache, Fließbandarbeiter (Wiederholen monotoner Bewegungen), Gamer (PC-/Videospieler), Kassierer/innen, Musiker

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Körperliche Aktivität
    • Körperliche Inaktivität
  • Psycho-soziale Situation
    • Chronischer Stress (Dauerstress)
    • Hohe berufliche Belastung
  • Fehlende Pausen von der repititiven (sich wiederholenden) Tätigkeit
  • Ungünstige Bedingungen am Arbeitsplatz (Schreibtisch, Bürostuhl, Monitore, Tastatur, Computermaus etc.) und eine damit verbundene ungesunde Körperhaltung