Luxation, Verstauchung und Zerrung der Gelenke und Bänder in Höhe des oberen Sprunggelenkes und des Fußes – Operative Therapie

Eine operative Versorgung ist in der Regel nicht notwendig, da die meisten Verletzungen des oberen Sprunggelenks und des Fußes konservativ behandelt werden können.

Außenbandverletzungen des oberen Sprunggelenks (OSG)

Die konservative Therapie bleibt der Goldstandard bei Außenbandverletzungen des oberen Sprunggelenks und umfasst:

  • Ruhigstellung
  • Ggf. externe Stabilisierung
  • Frühfunktionelle Nachbehandlung

Behandlung in der Entzündungsphase (erste 10 Tage nach Trauma) – PECH-Regel

In den ersten Tagen nach der Verletzung ist eine konsequente Anwendung der PECH-Regel entscheidend:

Maßnahme Erklärung
P – Pause Sofortige Schonung, Vermeidung weiterer Belastung
E – Eis/Kühlung Sofortige Kälteanwendung zur Reduktion der Schwellung und Begrenzung des Gewebeschadens; Wiederholung alle 2–3 Stunden; kein direkter Hautkontakt mit Eis
C – Compression Elastischer Druckverband mit mäßiger Spannung zur Stabilisierung
H – Hochlagerung Fuß über Herzhöhe lagern, um Blutzufuhr zu reduzieren und den Abtransport der Gewebeflüssigkeit zu fördern

Externe Stabilisierung

Eine externe Stabilisierung ist bei Grad-I- oder Grad-II-Verletzungen angezeigt.

  • Verwendete Hilfsmittel:
    • Elastokompressiver Verband
    • Elastische Socken
    • Semirigide Orthese (orthopädische Schiene zur Stabilisierung)
  • Bei Grad-III-Verletzungen erfolgt die externe Stabilisierung erst nach einer initialen Ruhigstellung und Abschwellung.
  • Ziel: Frühe Mobilisation, um Patienten eine normale Belastung (Gehen, Treppensteigen) so schnell wie möglich zu ermöglichen.

Funktionelles Training nach Außenbandverletzung

Neben der mechanischen Stabilisierung ist ein Propriozeptionstraining (Schulung der Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit) entscheidend, um das Risiko für erneute Verletzungen zu reduzieren.

  • Eigenreflextraining fördert die Muskelkoordination und schützt das Gelenk vor erneuten Umknickverletzungen.

Operative Therapie bei Bandinstabilität

Eine operative Therapie ist nur in folgenden Fällen indiziert:

  • Versagen der konservativen Therapie
  • Zusätzliche Pathologien wie Knorpel- oder Sehnenläsionen
  • Chronische Bandinstabilität mit wiederholtem Umknicken

Chirurgische Verfahren zur Stabilisierung

  • Thermal Shrinking / Kapsel-Shrinkage
    • Thermoablation mit Elektrokauter zur Koagulation (Verödung) der lateralen Kapsel und Bandreste.
  • Direkte Bandnaht
    • Voraussetzung: Erhalt der originären Bandstruktur.
  • Tenodese der M. peronaeus brevis-Sehne
    • Umlagerung der Sehne mit anschließender Verankerung im Knochen zur Stabilisierung.
  • Ligament Bracing
    • Stabilisierung des lateralen Bandapparates mit direkter anatomischer Rekonstruktion.
  • Augmentation
    • Indikation: Wenn eine direkte Bandnaht nicht möglich ist (ca. 20 % der Fälle).
    • Material:
      • Gracilissehne (Sehne des Oberschenkels)
      • Allografts (Sehnentransplantat von Spendern)
  • Arthrodese (Versteifung)
    • Indikation: Posttraumatische Arthrose oder chronische Bandinstabilität.
    • Verfahren: Versteifung der betroffenen Knochen zur Stabilisierung des Gelenks.

Rehabilitation nach Bandverletzungen

Die Rehabilitation orientiert sich an den Heilungsphasen der Ligamente.

Phase Dauer nach Trauma Therapieziele
Entzündungsphase ca. 10 Tage Schmerz- und Schwellungsreduktion, PECH-Regel
Proliferationsphase ca. 4-6 Wochen Verbesserung der Beweglichkeit, isometrisches Krafttraining
Remodellierungsphase bis zu 1 Jahr Dynamische Kraftübungen, Propriozeption- und Balance-Training
  • Rückkehr zum Sport bei Risikosportarten (z. B. Basketball, Fußball, Volleyball): Nach 8-10 Wochen.
  • Sporttreibende Patienten sollten das Sprunggelenk durch eine Bandage stabilisieren.

Luxationen des oberen Sprunggelenks und Fußes

Eine Luxation (Verrenkung) ist eine komplette Verschiebung der Gelenkpartner.

Habituelle Luxation (wiederkehrende Luxation ohne größere Krafteinwirkung)

  • Operative Rekonstruktion der Bänder und Muskulatur kann indiziert sein.

Luxationen der Fußwurzel-/Mittelfußknochen

  • Arthrodese (Versteifung der Knochen) ist bei chronischer Instabilität oder Arthrose notwendig.

Fazit

  • Die operative Versorgung ist meist nicht erforderlich, da die konservative Therapie mit PECH-Regel und Stabilisierung bei den meisten Verletzungen des oberen Sprunggelenks ausreichend ist.
  • Propriozeptionstraining ist essenziell, um eine erneute Bandverletzung zu verhindern.
  • Operationen sind bei chronischer Instabilität oder Begleitpathologien indiziert, wobei Verfahren wie Ligament Bracing, Augmentation und Arthrodese zum Einsatz kommen.