Luxation, Verstauchung und Zerrung der Gelenke und Bänder in Höhe des oberen Sprunggelenkes und des Fußes – Einleitung
Unter der Diagnose "Luxation, Verstauchung und Zerrung der Gelenke und Bänder in Höhe des oberen Sprunggelenkes und des Fußes" werden verschiedene Verletzungen zusammengefasst, die zu einer Störung der anatomischen Integrität und Funktion dieser Strukturen führen. Zu diesen Verletzungen zählen Luxationen, Verstauchungen (Distorsionen) und Zerrungen, die durch verschiedene Mechanismen, meist im Rahmen sportlicher Aktivitäten oder durch Unfälle, hervorgerufen werden.
Synonyme und ICD-10: Astragalusdislokation; Außenbandläsion des oberen Sprunggelenks; Außenbandruptur des oberen Sprunggelenks; Außenbandruptur des Sprunggelenks; Bänderdehnung des oberen Sprunggelenks; Dislokation der Metatarsalknochen; Dislokation der Tarsalknochen; Dislokation des Chopart-Gelenks; Dislokation des Lisfranc-Gelenks; Dislokation des Mediotarsalgelenks; Dislokation des oberen Sprunggelenks; Dislokation des Os naviculare pedis; Dislokation des Tarsometatarsalgelenks; Dislokation des unteren Tibiofibulargelenks; Dislokation des Zehengelenks; Dislokation einer Phalanx des Fußes; Dislokation einer Phalanx einer Zehe; Dislokation eines Metatarsophalangealgelenks; Dislokation eines Tarsalgelenks; Distale Fibuladislokation; Distale Fibulaluxation; Distale Tibiadislokation; Distale Tibialuxation; Distale Unterschenkeldislokation; Distorsion der talofibularen Bänder; Distorsion des Chopart-Gelenks; Distorsion des distalen Ligamentum tibiofibulare; Distorsion des Innenbandes des oberen Sprunggelenks; Distorsion des Ligamentum calcaneofibulare; Distorsion des Ligamentum deltoideum am Knöchel; Distorsion des Ligamentum fibulocalcaneare; Distorsion des Ligamentum talofibulare; Distorsion des Lisfranc-Gelenks; Distorsion des oberen Sprunggelenks; Distorsion des unteren Tibiofibulargelenks; Distorsio pedis; Fußdislokation; Fußdistorsion; Fußgelenkdistorsion; Fußgelenkübertretung; Fußgelenkverstauchung; Fußgelenkzerrung; Fußluxation; Fußverstauchung; Fußzerrung; Interphalangeale Verstauchung; Interphalangeale Zehendistorsion; Interphalangeale Zerrung; Kahnbeindislokation des Fußes; Kapselbandverletzung des oberen Sprunggelenks; Kapselbandzerrung des Sprunggelenks; Knöchelverstauchung; Mediotarsale Distorsion; Metatarsaldistorsion; Metatarsophalangeale Distorsion; Metatarsophalangeale Verstauchung; Metatarsophalangeale Zerrung; Mittelfußdistorsion; Offene Fußluxation; Sprunggelenkdistorsion; Sprunggelenkluxation; Talusdislokation; Talusluxation; Tarsale Distorsion; Tarsale Verstauchung; Tarsale Zerrung; Tarsometatarsale Distorsion; Tarsometatarsale Verstauchung; Tarsometatarsale Zerrung; Traumatische Bandruptur des oberen Sprunggelenks; Verstauchung des oberen Sprunggelenks; Verstauchung eines Interphalangealgelenks; Verstauchung eines Metatarsophalangealgelenks; Verstauchung eines Tarsalbandes; Verstauchung eines Tarsometatarsalbandes; Zehendislokation; Zehendislokation im Interphalangealgelenk; Zehendistorsion; Zehenluxation; Zehenverstauchung; Zehenzerrung; Zerrung des oberen Sprunggelenks; Zerrung eines Interphalangealgelenks; Zerrung eines Metatarsophalangealgelenks; Zerrung eines Tarsalbandes; Zerrung eines Tarsometatarsalbandes; ICD-10-GM S93.-
Anatomie und Funktionen
Das obere Sprunggelenk (Articulatio talocruralis) ist ein Scharniergelenk, das die Tibia (Schienbein) und Fibula (Wadenbein) mit dem Talus (Sprungbein) verbindet und primär für die Dorsal- und Plantarflexion des Fußes verantwortlich ist. Die Stabilität des oberen Sprunggelenks wird durch mehrere Bänder gewährleistet, darunter das Ligamentum talofibulare anterius, Ligamentum calcaneofibulare und das Ligamentum deltoideum. Verletzungen in diesem Bereich, wie Luxationen, Verstauchungen und Zerrungen, beeinträchtigen die Funktion dieser Strukturen und können zu Schmerzen, Instabilität und Bewegungseinschränkungen führen.
Formen der Erkrankung
Die verschiedenen Formen dieser Verletzungen werden nach der Art der Schädigung klassifiziert:
- Luxation (ICD-10-GM S93.0, S93.1, S93.3): Eine vollständige Verrenkung, bei der die Gelenkkörper des oberen Sprunggelenks oder der Zehen ihre normale anatomische Position verlieren und in eine Fehlstellung geraten.
- Traumatische Ruptur (ICD-10-GM S93.2): Ein durch Verletzung bedingter Riss der Bänder im Bereich des oberen Sprunggelenks und des Fußes, der zu Instabilität und Funktionseinschränkung führt.
- Verstauchung und Zerrung (ICD-10-GM S93.4, S93.5, S93.6): Eine teilweise oder komplette Überdehnung oder Verletzung der Bänder, die Schmerzen, Schwellungen und eingeschränkte Beweglichkeit zur Folge hat.
Ursachen
Die häufigsten Ursachen dieser Verletzungen sind:
- Sportverletzungen: Insbesondere bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln, Sprüngen oder unvorhersehbaren Bewegungen wie Fußball, Basketball oder Volleyball.
- Unfälle: Stürze, Verdrehungen des Fußes oder direkte Traumata können zu Luxationen, Verstauchungen oder Zerrungen führen.
- Überlastung und unzureichendes Training: Plötzliche sportliche Aktivitäten ohne ausreichende Vorbereitung oder Überanstrengung führen häufig zu diesen Verletzungen, insbesondere bei untrainierten Personen.
Differentialdiagnosen
Bei der Diagnose sollten folgende Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden:
- Frakturen: Knochenbrüche im Bereich des oberen Sprunggelenks und des Fußes, die ähnliche Symptome hervorrufen können.
- Arthritis: Entzündliche Gelenkerkrankungen, die ebenfalls zu Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen führen können.
- Tendinitis: Entzündung der Sehnen, die in der Nähe des oberen Sprunggelenks verlaufen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind betroffen, allerdings zeigen einige Studien eine höhere Inzidenz bei Männern, insbesondere im sportlichen Kontext.
Häufigkeitsgipfel: Verletzungen des oberen Sprunggelenks treten häufig bei sportlich aktiven Menschen zwischen 15 und 35 Jahren auf.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die Prävalenz von Sprunggelenkverletzungen, insbesondere der Außenbandverletzungen, ist hoch. Schätzungen gehen von etwa 15-20 % aller unfallchirurgischen Notaufnahmen aus.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz von Verletzungen des Außenbandapparats beträgt 1 : 10.000 Personen pro Tag. Mit 15-20 % der unfallchirurgischen Patienten in der Notaufnahme umfasst sie ein großes Patientengut [1].
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Eine einfache Verstauchung oder Zerrung heilt in der Regel innerhalb von 1-2 Wochen aus, vorausgesetzt, es erfolgt eine adäquate Behandlung. Komplizierte Verletzungen, wie Luxationsfrakturen oder Bänderrisse, können jedoch längerfristige Probleme verursachen, einschließlich chronischer Instabilität.
Prognose
- Die Prognose ist in der Regel gut, insbesondere bei frühzeitiger und angemessener Behandlung. Eine einfache Verstauchung heilt in der Regel vollständig aus. Bei schwereren Verletzungen, wie Bänderrissen oder Luxationen, kann es zu dauerhaften Funktionseinschränkungen kommen, insbesondere wenn die Verletzung nicht korrekt behandelt wird.
Beachte: Die Abgrenzung einer einfachen Sprunggelenkdistorsion mit folgenloser Ausheilung von einer potentiell komplizierten Distorsion, die in eine chronische Instabilität übergehen könnte, ist entscheidend für die Prognose.
Literatur
- Petersen W, Rembitzki IV, Koppenburg AG et al.: Treatment of acute ankle ligament injuries: a systematic review. Arch Orthop Trauma Surg 2013 Aug;133(8):1129-41. doi: 10.1007/s00402-013-1742-5. Epub 2013 May 28.