Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur) – Einleitung
Ok die Kreuzbandruptur bezeichnet eine partielle oder komplette Ruptur eines oder beider Kreuzbänder im Kniegelenk. Diese Verletzung betrifft entweder das vordere Kreuzband (Ligamentum cruciatum anterius, VKB) oder das hintere Kreuzband (Ligamentum cruciatum posterius, HKB) und führt zu einer Instabilität des Kniegelenks, die insbesondere bei sportlichen Aktivitäten problematisch ist.
Synonyme und ICD-10: Kreuzbandläsion; Kreuzbandriss; Kreuzbandschaden; KB-Ruptur; ICD-10-GM S83.50: Nicht näher bezeichnetes Kreuzband: Kreuzbandriss o.n.A.
Nach dem ICD-10-GM können die folgenden Formen unterschieden werden:
- ICD-10-GM S83.50: Nicht näher bezeichnetes Kreuzband: Kreuzbandriss o.n.A.
- ICD-10-GM S83.53: Riss des vorderen Kreuzbandes (VKB; Ligamentum cruciatum anterius), partiell oder komplett
- ICD-10-GM S83.54: Riss des hinteren Kreuzbandes (HKB; Ligamentum cruciatum posterius), partiell oder komplett
Verletzungen an den Bändern im Knie machen ca. 40 % aller klinisch relevanten Knieverletzungen aus.
Anatomie und Funktionen
Die Kreuzbänder (vorderes und hinteres Kreuzband) sind wichtige Stabilisatoren des Kniegelenks. Sie verlaufen kreuzförmig im Zentrum des Knies und verbinden den Femur (Oberschenkelknochen) mit der Tibia (Schienbein).
- Vorderes Kreuzband (VKB)
- Verhindert das Vorschieben der Tibia gegenüber dem Femur.
- Beteiligt sich an der Kontrolle der Rotationsbewegung des Knies.
- Hinteres Kreuzband (HKB)
- Verhindert das Zurückgleiten der Tibia gegenüber dem Femur.
- Stabilisiert das Knie bei Bewegungen wie dem Gehen oder Treppensteigen.
Formen der Erkrankung
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Vordere Kreuzbandruptur (VKB-Ruptur):
- Am häufigsten betroffenes Kreuzband, insbesondere bei Sportarten mit plötzlichen Richtungswechseln oder Sprüngen.
- Rupturen können partiell oder vollständig sein und oft begleitet von Meniskusschäden.
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Hintere Kreuzbandruptur (HKB-Ruptur):
- Seltener als die VKB-Ruptur.
- Tritt oft bei Verkehrsunfällen oder direkten Stößen gegen das Schienbein auf, wie bei einem Dashboard-Verletzungsmechanismus im Auto.
Verletzungen an den Bändern im Knie machen ca. 40 % aller klinisch relevanten Knieverletzungen aus. Von diesen 40 % sind zwei Drittel Kreuzbandrupturen. Das vordere Kreuzband reißt in etwa zehnmal häufiger als das hintere.
Bei jeder dritten Kreuzbandruptur ist der Meniskus mit beschädigt.
Über 70 % der Rupturen des vorderen Kreuzbandes entstehen ohne Fremdeinwirkung, z. B. bei der Landung nach einem Sprung oder bei einem schnellen Richtungswechsel (z. B. beim Handball).
Ursachen
- Traumatische Ursachen
- Sportverletzungen: Vor allem bei Sportarten wie Fußball, Handball, Basketball und Skifahren, die plötzliche Drehbewegungen oder Sprünge erfordern.
- Verkehrsunfälle: Besonders bei Kollisionen, die das Knie direkt betreffen.
- Mechanische Überbelastung
- Übermäßige Beanspruchung durch repetitive Bewegungen oder hohe Belastungen, die zu Mikrotraumata führen, die schließlich eine Ruptur auslösen können.
Differentialdiagnosen
- Meniskusläsion (Verletzung des Meniskus): Oft begleitet von einer Kreuzbandruptur, kann aber auch isoliert auftreten.
- Patellaluxation: Verschiebung der Kniescheibe, die zu ähnlichen Symptomen führen kann.
- Kniegelenkarthrose: Degenerative Veränderungen im Knie, die chronische Instabilität und Schmerzen verursachen können.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Frauen sind etwa 2- bis 8-mal häufiger betroffen als Männer. Dies könnte auf anatomische Unterschiede, hormonelle Einflüsse oder unterschiedliche Bewegungsmuster und Trainingsmethoden zurückzuführen sein.
Häufigkeitsgipfel: Die vordere Kreuzbandruptur tritt vorwiegend zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr auf, einer Zeit, in der viele Menschen aktiv Sport treiben.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Verletzungen an den Bändern im Knie machen etwa 40 % aller klinisch relevanten Knieverletzungen aus. Von diesen sind etwa zwei Drittel Kreuzbandrupturen, wobei das vordere Kreuzband in etwa zehnmal häufiger betroffen ist als das hintere.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz der vorderen Kreuzbandruptur beträgt in Mitteleuropa und den USA etwa 0,5 bis 1 Fall pro 1.000 Einwohner pro Jahr.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Eine Kreuzbandruptur führt zu einer erheblichen Instabilität im Knie, was zu wiederholten Gelenkschäden, Arthrose oder anderen langfristigen Problemen führen kann, wenn sie unbehandelt bleibt.
- Operative Interventionen sind oft notwendig, besonders bei sportlich aktiven Patienten, um die Stabilität wiederherzustellen.
Prognose
- Die Prognose ist relativ gut, wenn eine adäquate Therapie erfolgt. Ein Drittel der Betroffenen erreicht durch gezieltes Muskeltraining gute Ergebnisse. Ein weiteres Drittel muss sich in seinen Aktivitäten einschränken, und das verbleibende Drittel kann Komplikationen wie chronische Instabilität oder Arthrose entwickeln.
- Nicht jede Ruptur des hinteren Kreuzbandes muss operiert werden. Eine konservative Behandlung mit einer PTS-Schiene (Kniestabilisationsschiene mit seitlichen Schienen und Velcroverschlüssen) kann bei rechtzeitiger Diagnose erfolgreich sein.
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Vordere Kreuzbandruptur. (AWMF-Registernummer: 012 - 005), September 2018 Langfassung