Osteomyelitis – Operative Therapie
Die operative Therapie der Osteomyelitis (entzündliche Infektion des Knochens und Knochenmarks) ist essenziell für eine erfolgreiche Behandlung, insbesondere bei chronischen oder posttraumatischen Infektionen.
Kurative (heilende) Maßnahmen
Débridement-Operation (operative Wundsäuberung und Entfernung infizierten Gewebes)
- Indiziert bei akuter und chronischer Osteomyelitis
- Verfahren:
- Resektion der Fistelgänge (operative Entfernung von entzündlichen Gängen im Knochen oder Weichteilgewebe)
- Entfernung aller nekrotischen Gewebeanteile und Knochen (Sequestrektomie, Entfernung von abgestorbenem Knochengewebe)
- Drainage und ggf. offene Wundbehandlung
Radikale Resektion (komplette oder teilweise Entfernung des betroffenen Gewebes bis hin zur Amputation)
- Indiziert bei ausgedehnten Infektionen oder therapieresistenter Osteomyelitis
- Ziel: Verhinderung einer weiteren Infektausbreitung
Explantation von Implantaten (Entfernung infizierter künstlicher Gelenke oder Osteosynthesematerialien)
- Indiziert bei infizierten Endoprothesen oder Osteosynthesen
- Ziel: Infektkontrolle durch Entfernung des Fremdmaterials
Additive Antibiotikatherapie (zusätzliche gezielte Antibiotikagabe zur Infektbekämpfung)
- Indiziert als adjuvante Therapie nach operativer Sanierung
- Ziel: Reduktion der bakteriellen Infektion
Beachte: Bei posttraumatischer oder postinfektiöser Osteomyelitis ist die chirurgische Sanierung entscheidend für den Therapieerfolg. In spezialisierten Zentren gelingt eine Infektberuhigung in ca. 70-95 % der Fälle.
Palliative Maßnahmen (Symptomlinderung ohne Heilungsziel)
Markraumtrepanation (operative Aufbohrung des Knochenmarkraumes zur Druckentlastung und Sekretableitung)
- Indiziert bei chronischer Osteomyelitis mit Druckanstieg im Knochen
Lokale Sequestrektomie (gezielte Entfernung avitaler (abgestorbener) Knochenanteile zur Infektreduktion)
- Indiziert bei chronischer Osteomyelitis mit Nekrosebildung
Weichteilrevisionen (operative Entfernung von infizierten Weichteilen zur Wundsäuberung)
- Indiziert bei ausgedehnter Weichteilbeteiligung
Dauerdrainagen (Langzeitabsaugung von Sekret, Blut oder Eiter zur Infektkontrolle)
- Indiziert bei anhaltender Sekretion oder Abszessbildung
Additive Antibiotikatherapie
- Unterstützende Therapie zur Infektionskontrolle
Vergleich der operativen Verfahren bei Osteomyelitis
Verfahren | Indikation | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Débridement-Operation | Infiziertes Gewebe, Sequester, Fistelgänge | Infektreduktion, Förderung der Heilung | Mögliche erneute Infektionen |
Radikale Resektion | Schwerste Osteomyelitis, Therapieresistenz | Effektive Infektkontrolle | Verlust von Knochengewebe bis hin zur Amputation |
Explantation von Implantaten | Infizierte Prothesen oder Osteosynthesen | Entfernung des Infektionsherdes | Verlust der Implantatfunktion |
Markraumtrepanation | Druckentlastung bei chronischer Osteomyelitis | Reduktion der Schmerzen, Sekretableitung | Keine kausale Therapie |
Dauerdrainagen | Anhaltende Sekretion, Abszesse | Sekretentlastung | Langzeitpflege notwendig |
Fazit
Die operative Therapie der Osteomyelitis umfasst sowohl kurative als auch palliative Maßnahmen, abhängig von der Erkrankungsschwere und dem Allgemeinzustand des Patienten. Während eine frühzeitige chirurgische Sanierung entscheidend für eine Heilung ist, können palliative Eingriffe bei therapieresistenter Osteomyelitis eine Verbesserung der Symptome bewirken.