Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) – Einleitung

Die Osteomyelitis (OM), umgangssprachlich als Knochenmarksentzündung bezeichnet, ist eine Entzündung des Knochens (Osteitis), die im Knochenmarkraum beginnt und sich auf die Knochenbestandteile sowie die Knochenhaut ausbreitet.

Thesaurus-Synonyme und ICD-10: akute hämatogene Osteomyelitis; akute Osteomyelitis; akute Osteomyelitis bei Periostitis; akute septische Osteomyelitis; avaskuläre idiopathische Knochennekrose; Brodie-Abszess; chronische hämatogene Osteomyelitis a.n.k.; chronische multifokale Osteomyelitis; chronische Osteomyelitis; chronische Osteomyelitis bei Periostitis a.n.k.; chronische Osteomyelitis mit Drainagesinus; chronische Osteomyelitis mit Knochenfistel; Chronischer Knochenabszess; Daktylitis mit Knochenbeteiligung; Diaphysenentzündung; Diaphysitis; Diffuse Periostitis; Garré-Osteomyelitis; Garré-Syndrom; Hüftkopfosteomyelitis; infektiöse Osteomyelitis; infektiöse Periostitis; Knocheneiterung; Knochenentzündung; Knochengranulom; Knochengranulom durch residualen Fremdkörper; Knocheninfektion a.n.k.; Knochenmarkphlegmone; Knochensequester; Knochenulkus; konnatale Periostitis; nichteitrige Osteomyelitis; Osteomyelitis; Osteomyelitis der Hüfte; Osteomyelitis des Femur; Osteomyelitis des Fußes; Osteoperiostitis; Ostitis; perikranielle Eiterung; Periostabszess; periostaler Abszess; Periostaler Abszess mit akuter Osteomyelitis; periostaler Abszess mit chronischer Osteomyelitis; periostaler Abszess mit Osteomyelitis; Periostitis; Periostitis der Ferse; Periostitis mit Osteomyelitis; Periostose mit Osteomyelitis; Pott-Geschwulst; Pott-Tumor; Schläfenbeinosteomyelitis; Schulterblattabszess; Septische Osteomyelitis; Sesamoiditis; sklerosierende Garré-Ostitis; sklerosierende nichteitrige Osteomyelitis; sklerosierende nichteitrige Ostitis; Styloiditis radii; Styloiditis ulnae; subakute Osteomyelitis; subakute Osteomyelitis bei Periostitis; Subperiostaler Knochenabszess; suppurative Osteomyelitis; Trochanterabszess; Umschriebene Periostitis; ICD-10 M86.-: Osteomyelitis

In den meisten Fällen ist eine Infektion mit Bakterien für eine Osteomyelitis verantwortlich. Am häufigsten (in ca. 75-80 % der Fälle) handelt es sich bei den Erregern um Staphylococcus aureus und koagulase-negative Staphylokokken. Aber auch ß-hämolysierende A-Streptokokken, andere Bakterien, Viren und Pilze kommen als Erreger infrage.

Formen der Osteomyelitis (OM)

Je nachdem, wie die Erreger ins Knochenmark gelangt sind, unterscheidet man folgende Formen der Osteomyelitis: 

  • Exogene Form: In ca. 80 % der Fälle tritt eine Osteomyelitis nach Traumata (Verletzungen) oder Operationen auf (posttraumatisch-postoperativ erworbene Form). Die Erreger treten von außen in den Knochen ein.
  • Endogene Form: Bei ca. 20 % der Fälle handelt es sich um die endogene Form der Osteomyelitis, bei der es zur Erregeraussaat aus einem bestehenden Entzündungsherd, z. B. bei Tonsillitis (Mandelentzündung), kommt (hämatogene Form).

Nach dem ICD-10-GM 

  • Akute hämatogene Osteomyelitis (ICD-10-GM M86.0-) – befällt fast nur Kinder und Jugendliche (Bevorzugung des männlichen Geschlechts); gewöhnlich ist das Hüftgelenk betroffen ("Säuglingskoxitis")
  • Sonstige akute Osteomyelitis (ICD-10-GM M86.1-)
  • Subakute Osteomyelitis (ICD-10-GM M86.2-)
  • Chronische Osteomyelitis (COM)
    • Chronische multifokale Osteomyelitis (ICD-10-GM M86.3-)
    • Chronische Osteomyelitis mit Fistel (ICD-10-GM M86.4-)
    • Sonstige chronische hämatogene Osteomyelitis (ICD-10-GM M86.5-)
    • Sonstige chronische Osteomyelitis (ICD-10-GM M86.6-)
  • Sonstige Osteomyelitis (ICD-10-GM M86.8-)
  • Osteomyelitis, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM M86.9-)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Jungen und Männer sind häufiger betroffen als Mädchen und Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Die exogene Form der Osteomyelitis tritt vorwiegend im Erwachsenenalter auf, während die endogene Form vorwiegend Kinder und Jugendliche betrifft. Hier sind ca. 80 % der Betroffenen unter 16 Jahre alt.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Osteomyelitis
    • Kann vollständig ausheilen, insbesondere bei frühzeitiger und adäquater Behandlung.
  • Chronische Osteomyelitis
    • Bis zu 30 % der akuten Osteomyelitiden entwickeln einen chronischen Verlauf, der jahrelang anhalten und rezidivieren (wiederkehren) kann.

Prognose

  • Erregerabhängigkeit: Die Prognose hängt stark von der Art der Erreger ab.
  • Patientenfaktoren: Alter des Patienten und Funktionsfähigkeit des Immunsystems spielen eine entscheidende Rolle.
  • Heilungschancen: Bei Kindern sind die Heilungschancen generell besser als bei Erwachsenen.
  • Chronische Form: Weitaus schwieriger zu behandeln und oft mit längeren Verläufen verbunden.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Akute und chronische exogene Osteomyelitis langer Röhrenknochen des Erwachsenen. (AWMF-Registernummer: 012 - 033), Dezember 2017 Langfassung