Knochenbruch (Fraktur) – Prävention
Zur Prävention von Frakturen (Knochenbrüchen) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Alimentäre Osteopathie (ernährungsbedingte Knochenerkrankung) – Mangelernährung mit Defiziten an Calcium, Calciferol (Vitamin D) und Proteinen begünstigt die Entwicklung von Knochenerkrankungen und Frakturen.
- Mikronährstoffmangel – Ein Mangel an Vitalstoffen, insbesondere Vitamin D und Calcium, erhöht das Frakturrisiko. Siehe „Prävention mit Mikronährstoffen“.
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Regelmäßiger Alkoholkonsum schwächt die Knochenstruktur.
- Tabak (Rauchen) – Rauchen beschleunigt den Knochenabbau und erhöht das Frakturrisiko um 20 % [5].
- Körperliche Aktivität
- Körperliche Inaktivität – Bewegungsmangel reduziert die Knochendichte und fördert Osteopenie (Vorstufe der Osteoporose).
- Schwere körperliche Arbeit – Erhöht das Frakturrisiko um 9 %, möglicherweise durch Arbeitsunfälle [5].
- Übergewicht (BMI ≥ 25) – Adipositas erhöht das Risiko für degenerative Knochen- und Gelenkerkrankungen.
Medikamente (frakturbegünstigende Medikamente (fracture-associated drugs, FAD))
- FAD und Geschlecht [6]:
- Frauen: Antipsychotika der ersten Generation (HR 1,54); Opioide (HR 3,26); Antiparkinsonmitteln (HR 3,29); riskante Kombinationen sind: Opioid + Hypnotika, Opioid + Schleifendiuretikum, Opioid + Protonenpumpenhemmer, SSRI + Opioid, Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI) + Benzodiazepin, SSRI + Schleifendiuretikum (harntreibende Medikamente, die an der Henleschen Schleife, einem Teil des harnbildenden Systems der Nieren, wirken); Nitrat + Schleifendiuretikum
- Männer: Hypnotika (HR 1,51); Opioide (HR 3,83); Antiparkinsonmitteln (HR 4,23); riskante Kombinationen sind: Opioid + Schleifendiuretikum, Opioid + PPI, Opioid + SSRI, Nitrat + Schleifendiuretikum
- Antidepressiva (Amitriptylin, Imipramin) haben ein erhöhtes Risiko für Hüftfrakturen bei älteren Patienten
- Glitazone – Gruppe von oralen Antidiabetikern, die bei Frauen zu einem erhöhten Frakturrisiko geführt haben und deswegen vom Markt genommen wurden.
- Hormone
- Antiandrogene (Enzalutamid, Apalutamid und Darolutamid) in der Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms: für alle Stürze ein relatives Risiko (RR) von 1,8, das mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,42 bis 2,24 signifikant war. Für die schweren Stürze (Grad 3 oder höher) betrug das relative Risiko 1,6 (1,27 bis 2,08) [4]
- Opioide – besonders hohes Frakturrisiko in den ersten Tagen nach Behandlungsbeginn (8-faches Risiko); unter der Opioid-Therapie ist die Frakturinzidenz fast 4-fach so hoch wie in opioidfreien Zeiten [7]
- Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) – erhöhtes Risiko (fünf Ergebnisse pro 10.000 Patientenjahre) für eine proximale Femurfraktur (Hüftfraktur) nach Langzeitanwendung [1]
- Medikamente, die eine Osteoporose begünstigen (siehe unter "Osteoporose durch Medikamente")
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Zur Prävention von Frakturen (Knochenbrüchen) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
- Sport und Bewegung – Regelmäßiger Sport mit mittlerem Aktivitätsniveau im Alter zwischen 50 und 60 Jahren reduziert das Risiko für Frakturen um 11 % [5].
- Ernährung – Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Calcium, Vitamin D und Proteinen stärkt die Knochen.
- Genussmittelkonsum – Einschränkung von Alkohol und Verzicht auf Rauchen senken das Risiko für Osteoporose (Knochenschwund) und Frakturen.
- Körperliche Aktivität – Regelmäßige Bewegung stärkt die Knochenstabilität und reduziert das Sturzrisiko.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention richtet sich an Personen mit ersten Anzeichen von Knochenschwäche, um Frakturen gezielt vorzubeugen.
- Frühzeitige Diagnostik – Regelmäßige Knochendichtemessungen und die Erhebung einer Sturzanamnese ab dem 70. Lebensjahr.
- Osteoporoseprophylaxe – Förderung von Muskelkraft und Koordination, um Immobilisation zu vermeiden.
- Frakturprophylaxe – Einsatz von Bisphosphonaten und Denosumab zur Reduktion des Risikos vertebraler (Wirbelsäule-betreffend) und nicht-vertebraler osteoporotischer Frakturen; Raloxifen verringert vertebrale Frakturen [2].
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, wiederkehrende Frakturen und deren Komplikationen langfristig zu minimieren.
- Langzeittherapie – Regelmäßige Kontrolle und Anpassung der medikamentösen Osteoporosetherapie. Achtung: Risiko für Osteonekrosen des Kieferknochens und äußeren Gehörgangs bei Bisphosphonaten und Denosumab [3].
- Rehabilitation – Physio- und Ergotherapie zur Verbesserung der Mobilität und Lebensqualität.
- Schutzmaßnahmen – Wetterangepasstes Schuhwerk, altersgerechte Wohnungseinrichtung und bei Bedarf Gehhilfen.
- Therapie von Sturz verursachenden Erkrankungen – Behandlung von Komorbiditäten, die das Sturzrisiko erhöhen.
Literatur
- Khalili H et al.: Use of proton pump inhibitors and risk of hip fracture in relation to dietary and lifestyle factors: a prospective cohort study. BMJ 2012; 344; e372
- Crandall CJ, Newberry SJ, Diamant A, Lim YW, Gellad WF, Booth MJ, Motala A, Shekelle PG: Comparative Effectiveness of Pharmacologic Treatments to Prevent Fractures: An Updated Systematic Review. Ann Intern Med. 2014 Sep 9. doi: 10.7326/M14-0317.
- AkdÄ Drug Safety Mail | 18–2016
- Myint ZW et al.: Evaluation of Fall and Fracture Risk Among Men With Prostate Cancer Treated With Androgen Receptor Inhibitors A Systematic Review and Meta-analysisJAMA Netw Open. 2020;3(11):e2025826. doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.25826
- Rogmark C et al.: Physical Activity and Psychosocial Factors Associated With Risk of Future Fractures in Middle‐Aged Men and Women JBMR 18 February 2021 https://doi.org/10.1002/jbmr.4249
- Emeny RT et al.: Association of Receiving Multiple, Concurrent Fracture-Associated Drugs With Hip Fracture Risk. JAMA Netw Open. 2019;2(11):e1915348. doi:10.1001/jamanetworkopen.2019.15348
- Peach EJ et al.: Opioids and the Risk of Fracture: a Self-Controlled Case Series Study in the Clinical Practice Research Datalink American Journal of Epidemiology, kwab042, 19 February 2021 https://doi.org/10.1093/aje/kwab042