Knieschmerzen (Gonalgie) – Medizingerätediagnostik

Fakultative Medizingerätediagnostik ‒ in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und der obligaten Medizingerätediagnostik ‒ zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Röntgenaufnahmen des Kniegelenks (aps: anterior/posterior/supination; Strahlengang von vorn nach hinten in zurück gebogener Stellung) – Standarduntersuchung zur Arthrosebeurteilung (evtl. mit langer Platte- für Beinachse) und zur Erfassung von Frakturen (Knochenbrüchen)
  • Ultraschalldiagnostik – zum Ausschluss von Gelenkerguss, Kapselschwellung, Synovialzotten (fingerförmige Ausstülpungen der inneren Schicht (Membrana synovialis) der Gelenkkapsel), Bursitis (Schleimbeutelentzündung) und Poplitealzyste (eine mit Flüssigkeit gefüllte Aussackung in der Kniekehle: Baker-Zyste); des Weiteren Beurteilung der Gelenkhöhlen (Rezessus), des Streckapparats und der Seitenbänder
  • Magnetresonanztomographie (MRT; computergestütztes Schnittbildverfahren (mittels magnetischer Felder, das heißt ohne Röntgenstrahlung); besonders gut geeignet zur Darstellung von Weichteilverletzungen) des Kniegelenks – zur Untersuchung von Weichteilstrukturen (Menisken, Kreuzbändern, Ganglien etc.) [Goldstandard bei Gonalgie]
  • Computertomographie (CT; schnittbildgebendes Verfahren (Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen mit rechnerbasierter Auswertung), besonders gut geeignet zur Darstellung von knöchernen Verletzungen) des Kniegelenks – zur Untersuchung knöcherner Strukturen (Zysten, Tumoren)

Beachte: Wg. Verdacht auf Knochentumoren: Vor allem bei anhaltenden nächtlichen Schmerzen sollte eine radiologische Abklärung (Röntgen, MRT, ggf. auch PET) erfolgen.

Kniegelenkschmerz und Ultraschalldiagnostik

Vorteile der Knie-Sonographie

  • Gute Zugänglichkeit durch oberflächliche Lage des Kniegelenks
  • Echtzeit-Beurteilung dynamischer Prozesse (Bewegung, Kompression)
  • Sonopalpation (gezielte Untersuchung mit dem Ultraschallkopf bei gleichzeitiger Druckausübung) ermöglicht gezielte Schmerzlokalisation
  • Breite klinische Verfügbarkeit, keine Strahlenbelastung
  • Niedrige Kosten im Vergleich zur Magnetresonanztomographie (MRT, Schnittbildverfahren mit Magnetfeldern)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Arthritis (Gelenkentzündung, auch bei Kindern = juvenile Gonarthritis)
  • Baker-Zyste (flüssigkeitsgefüllte Ausstülpung in der Kniekehle)
  • Bursitiden (Schleimbeutelentzündungen, z. B. vor oder unter der Kniescheibe, oder an der Innenseite)
  • Chondromatose (Knorpelzellvermehrung in der Gelenkschleimhaut)
  • Corpus liberum (freie Gelenkkörper im Gelenkspalt)
  • Erosionen (Knochenranddefekte, z. B. bei chronischer Gelenkentzündung)
  • Fremdkörperverletzungen (z. B. nach offenen Knieverletzungen)
  • Gonarthrose (Kniegelenkverschleiß, insbesondere innen liegend = medial)
  • Insertionstendopathien (Sehnenansatzentzündungen z. B. an Oberschenkel- oder Kniescheibensehne)
  • Kreuzbandverletzungen (vorderes oder hinteres Band im Knie)
  • Meniskuspathologien (Veränderungen der Knorpelscheiben im Knie)
  • Morbus Ahlbäck (Osteonekrose = örtlicher Knochentod im inneren Kniebereich)
  • Morbus Osgood-Schlatter (schmerzhafte Reizung am Schienbeinansatz bei Jugendlichen)
  • Morbus Sinding-Larsen (Überlastung der Kniescheibensehne am unteren Pol)
  • Osteochondrosis dissecans (Ablösung von Knorpel-Knochenstücken)
  • Osteophyten (Knochenanbauten bei Arthrose)
  • Pigmentierte villonoduläre Synovitis (gutartiger Tumor der Gelenkinnenhaut)
  • Rupturen von Ligamentum patellae oder Quadrizepssehne (Risse der Kniescheiben- oder Oberschenkelsehne)
  • Synovialitis (Entzündung der Gelenkschleimhaut)
  • Tumoren (z. B. gutartige Wucherungen der Gelenkschleimhaut)

Standardisierte Schnittebenen und klinisch relevante Lagerung

Suprapatellar longitudinal / transversal

  • Strukturen: Recessus suprapatellaris (Gleitraum oberhalb der Kniescheibe), Quadrizepssehne (Oberschenkelsehne)
  • Indikationen: Gelenkerguss, Synovialitis, Chondromatose, Bursitis präpatellaris (Schleimbeutelentzündung vor der Kniescheibe), Sehnenriss
  • Lagerung: Rückenlage, Knie gestreckt

Suprapatellar transversal tangential

  • Strukturen: Femoropatellares Gleitlager (Gleitfläche zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe)
  • Indikationen: Fehlbildung (Dysplasie), Osteophyten (Knochenauswüchse)
  • Lagerung: Rückenlage, Knie ca. 45° gebeugt

Infrapatellar longitudinal / transversal

  • Strukturen: Ligamentum patellae (Kniescheibenband), Tuberositas tibiae (Knochenvorsprung am Schienbein), infrapatellare Bursae (untere Schleimbeutel)
  • Indikationen: Morbus Sinding-Larsen, Osgood-Schlatter, Patellaspitzensyndrom (Reizung des unteren Kniescheibenpols), Bursitis infrapatellaris
  • Lagerung: Rückenlage, Knie gestreckt

Popliteal zentral longitudinal / transversal

  • Strukturen: Hinteres Kreuzband, dorsale Kapsel (hintere Gelenkhülle), Baker-Zyste
  • Indikationen: Baker-Zyste, Corpus liberum, Synovialitis, Chondromatose, Ruptur des hinteren Kreuzbands (HKB-Ruptur)
  • Lagerung: Bauchlage, Knie leicht gebeugt (mit Rolle unter dem Unterschenkel)

Medial longitudinal

  • Strukturen: Mediales Kollateralband (inneres Seitenband), medialer Meniskus, Gelenkspalt
  • Indikationen: Bandverletzungen, Meniskusverschleiß, Gonarthrose medial
  • Lagerung: Rückenlage, Knie gestreckt

Klinische Einsatzmöglichkeiten

  • Sofortdiagnostik bei akuten und chronischen Knieschmerzen
  • Hilfreich bei gezielten Fragestellungen in der hausärztlichen oder orthopädischen Praxis
  • Frühzeitige Erkennung entzündlicher Gelenkerkrankungen (z. B. Synovialitis)
  • Standarduntersuchung bei Schwellungen, Ergüssen oder nach Verletzungen

Fazit für die Praxis

  • Das Knie ist eines der am besten mit Ultraschall untersuchbaren Gelenke
  • Die Untersuchung zeigt Details zu Gleitflächen, Sehnen, Bändern und Weichteilen
  • Besonders geeignet zur schnellen, bewegungsabhängigen und strukturierten Abklärung in Praxis und Klinik