Knieverletzungen – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Klinische Untersuchung am Unfallort zunächst nach Advanced Trauma Life Support (ATLS)
- Bei Meniskus-, Band-, und Knorpelverletzungen beachten der PECH-Regel:
- "P" Pause: mit dem Sport aufhören, Schonung, Ruhigstellung
- "E" Eis/Kühlung: sofortige Kälteanwendung, diese ist entscheidend für den Heilungsverlauf: sie verhindert die Ausdehnung des Gewebeschadens; Kälte wirkt zudem schmerzlindernd
Hinweise zur Durchführung: Wiederholung alle 2 bis 3 Stunden; Eis nicht direkt auf die Haut geben; keine Verwendung bei offener Wunde - "C" Compression z. B. elastischer Druckverband (mäßige Spannung)
- "H" Hochlagerung über Herzhöhe: Verringerung der Blutzufuhr in das geschädigte Gewebe; besserer Abtransport der Gewebeflüssigkeit
Hinweise zur Durchführung: Bei ausgedehnten Schwellungen 1-2 Tage hochlagern
- Arzt aufsuchen!
Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren
- Bei primärer Patellaluxation (Kniescheibe springt aus ihrer Führung) wird eine Reposition (Zurückbringen in eine Normallage) mit anschließender Ruhigstellung im Gipstutor (hülsenförmiger Gipsverband) durchgeführt.
- Bei einer erstmaligen Einklemmung des Meniskus kann versucht werden, den eingeklemmten Teil zu reponieren.
Medizinische Hilfsmittel
- Bei unkomplizierter Seitenbandruptur (Riss des Seitenbandes) ohne Instabilität sollte für sechs Wochen eine Knieorthese (ggf. Varus-/Valguseinstellung), welche der Stabilisierung des Kniegelenks dient, getragen werden; ggf. Unterarmgehstützen
- Bei hinterer Kreuzbandruptur erhält der Patient Unterarmgehstützen.
- Bei Knorpelkontusion (Knorpelprellung) erhält der Patient Unterarmgehstützen zur Komplettentlastung.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen
Sportmedizin
- Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
- Risikosportarten wie Skifahren und Fußball sind zu meiden.
- Bei Distorsionen (Verstauchungen) sollte intensives Muskelaufbautraining erfolgen.
- Bei Knieknorpelschäden sollte isometrische Muskelkräftigung durchgeführt werden; bei Knorpelkontusion (Knorpelprellung) Entlastung für mehrere Wochen.
- Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
- Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.
Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)
- Frühphase
- Manuelle Lymphdrainage/Entstauungstherapie Maßnahmen
- Manuelle Therapie
- Isometrische Spannungsübungen
- Stabilisations- und Präventionstraining
- Propriozeptives, sensomotorisches und koordinatives Training
- Verbesserung der motorischen Fähigkeiten
- Funktionsgymnastik
- Sportspezifisches Aufbautraining
- Bewegungsbad/Aquagymnastik
- Elektrotherapie – zur Verbesserung der Durchblutung und zur Entspannung der Muskeln
- Ultraschalltherapie
- Bei Patienten mit einem nichtobstruktiven Meniskusriss, d. h. Meniskusriss ohne Blockaden, diagnostiziert per Magnetresonanztomographie (MRT), profitierten die Patienten von einer 8-wöchigen Physiotherapie im gleichen Maße wie von einer partiellen arthroskopischen Meniskektomie [1].
Komplementäre Behandlungsmethoden
- Kinesio-Taping – bei Seitenbandruptur
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
Literatur
- van de Graaf VA et al.: Effect of Early Surgery vs Physical Therapy on Knee Function Among Patients With Nonobstructive Meniscal Tears The ESCAPE Randomized Clinical Trial JAMA. 2018;320(13):1328-1337. doi:10.1001/jama.2018.13308