Kniegelenkserguss – Einleitung

Ein Kniegelenkserguss bezeichnet eine pathologische (krankhafte) Flüssigkeitsansammlung im Kniegelenk. Diese Ansammlung kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden, darunter Traumata, entzündliche Prozesse oder degenerative Veränderungen des Gelenks.

Synonyme und ICD-10: Erguss des Knies; Hydrops genus; Kniegelenkerguss; Kniegelenkschwellung; Reizerguss des Kniegelenks; Reizerguss des Knies; ICD-10-GM M25.46: Gelenkerguss: Unterschenkel [Fibula, Tibia, Kniegelenk]; Hydarthros; Hydrops articularis; articular effusion

Anatomie und Funktionen

Das Kniegelenk ist das größte und komplexeste Gelenk des menschlichen Körpers. Es wird durch die Enden von Femur (Oberschenkelknochen), Tibia (Schienbein) und Patella (Kniescheibe) gebildet und von einer Gelenkkapsel umgeben. Diese Kapsel enthält Synovialflüssigkeit, die zur Schmierung und Ernährung des Knorpels dient. Bei einem Kniegelenkserguss sammelt sich überschüssige Flüssigkeit in der Gelenkkapsel an, was zu Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.

Charakteristische Laborbefunde

Die Diagnose eines Kniegelenksergusses basiert häufig auf klinischen Untersuchungen und Bildgebung. Bestimmte Laborbefunde können jedoch zur weiteren Abklärung der Ursache herangezogen werden:

  • Analyse der Gelenkflüssigkeit
    • Seröser Erguss: Klare, gelbliche Flüssigkeit, die typischerweise bei Überbelastung oder leichten Entzündungen auftritt.
    • Hämarthros: Blutige Flüssigkeit, die auf ein Trauma oder eine Gefäßerkrankung hinweist.
    • Pyarthros: Eitrige, trübe Flüssigkeit, die auf eine bakterielle Infektion hinweist.
    • Fibrinöser Erguss: Enthält Fibrin, ein Protein, das bei der Blutgerinnung eine Rolle spielt, und deutet auf eine schwerwiegendere entzündliche oder traumatische Ursache hin.
  • Entzündungsparameter im Blut
    • Erhöhte C-reaktives Protein (CRP) und Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG): Weisen auf eine systemische Entzündungsreaktion hin.

Formen des Kniegelenksergusses

Kniegelenksergüsse lassen sich nach der Art der enthaltenen Flüssigkeit klassifizieren:

  • Fibrinöser Gelenkerguss: Enthält Fibrin, ein Produkt der Blutgerinnung, und tritt häufig bei schweren Entzündungen oder nach Traumata auf.
  • Hämarthros: Blutiger Erguss, der in der Regel durch traumatische Verletzungen wie Kreuzbandrisse oder Meniskusschäden verursacht wird.
  • Pyarthros: Eitriger Erguss, meist durch eine bakterielle Infektion des Gelenks bedingt, oft begleitet von schweren systemischen Symptomen.
  • Seröser Gelenkerguss: Enthält eine klare, serumähnliche Flüssigkeit, die häufig bei Überlastung, leichten Entzündungen oder degenerativen Erkrankungen auftritt.

Ursachen

Die Ursachen eines Kniegelenksergusses können vielfältig sein:

  • Traumatische Ursachen
    • Kreuzbandrisse: Verursachen oft einen akuten, blutigen Erguss.
    • Meniskusverletzungen: Können zu einem serösen oder blutigen Erguss führen.
    • Knochenbrüche: Insbesondere intraartikuläre Frakturen können einen Hämarthros verursachen.
  • Entzündliche Ursachen
    • Rheumatoide Arthritis: Chronische Autoimmunerkrankung, die zu einem wiederkehrenden, meistens serösen Erguss führt.
    • Infektiöse Arthritis: Bakterielle Infektion des Gelenks, die einen eitrigen Erguss verursacht.
  • Degenerative Ursachen
    • Gonarthrose: Degeneration des Kniegelenks, die zu wiederkehrenden serösen Ergüssen führen kann.
  • Andere Ursachen
    • Gicht: Ablagerung von Harnsäurekristallen im Gelenk, die zu einem akuten Erguss führen kann.
    • Pseudogicht: Ablagerung von Kalziumkristallen, ebenfalls mit akuten Ergüssen assoziiert.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Variiert je nach zugrunde liegender Ursache; entzündliche Ursachen wie rheumatoide Arthritis treten häufiger bei Frauen auf.

Häufigkeitsgipfel
: Akute traumatische Ergüsse sind häufig bei jüngeren, sportlich aktiven Personen, während degenerative Ergüsse vermehrt im höheren Lebensalter auftreten.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Kniegelenksergüsse sind häufige Folgeerscheinungen bei Sportverletzungen, insbesondere in Sportarten mit hoher Belastung des Kniegelenks.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Etwa ein Drittel aller Sportverletzungen gehen mit einem Kniegelenkserguss einher.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Der Verlauf eines Kniegelenksergusses hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Akute Ergüsse, insbesondere nach Trauma, können bei adäquater Behandlung vollständig abheilen, während chronische Ergüsse, z. B. bei Arthritis (Gelenkentzündung), zu dauerhaften Gelenkproblemen führen können.

Prognose

  • Die Prognose ist abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung und der Angemessenheit der Behandlung. Eine rechtzeitige und ursächliche Therapie kann Rezidive Wiederauftreten der Erkrankung) verhindern und die Gelenkfunktion erhalten. Unbehandelte Ergüsse können zu chronischen Schmerzen und Gelenkdegeneration führen.