Kniearthrose (Gonarthrose) – Prävention
Zur Prävention der Gonarthrose (Kniearthrose) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Ungünstige Ernährungsmuster – Häufiger Verzehr von Pommes frites, verarbeitetem Fleisch, raffiniertem Getreide und rotem Fleisch erhöht das Risiko für Gonarthrose um 70 % [5].
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Konsum von ≥ 20 Gläsern Bier pro Woche erhöht das Risiko für Coxarthrose und Gonarthrose signifikant. Dagegen hatten Personen, die 4 bis 6 Gläser Wein pro Woche tranken, ein geringeres Risiko für Gonarthrose [1].
- Tabak (Rauchen) – Nikotinmissbrauch fördert den Verlust von Gelenkknorpel und erhöht das Risiko für Kniegelenkschäden.
- Körperliche Aktivität
- Unterbelastung des Knorpels:
- Mangelnde Bewegung – Der Gelenkknorpel erhält seine Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit, die nur durch Bewegung der Gelenke effektiv verteilt wird.
- Nutritive Schädigung – Längere Ruhigstellung (z. B. im Gipsverband) kann die Versorgung des Knorpels beeinträchtigen.
- Überbelastung des Knorpels:
- Leistungs- und Hochleistungssport – Insbesondere Sportarten wie Fußball erhöhen das Risiko für Verschleißerscheinungen.
- Schwere körperliche Belastungen – Berufe wie Bauarbeiter oder Bodenleger fördern degenerative Gelenkveränderungen.
- Unterbelastung des Knorpels:
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – Adipositas führt zu einer dauerhaften Überbeanspruchung der Kniegelenke und beschleunigt den Knorpelabbau.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Zur Prävention von Gonarthrose können gezielte Maßnahmen und Anpassungen von Ernährung und Lebensstil beitragen:
- Ernährung
- Ballaststoffreiche Ernährung – Eine hohe Ballaststoffzufuhr war mit einer um 30 % niedrigeren Inzidenz symptomatischer Kniegelenksarthrose assoziiert. Das Risiko war im höchsten Viertel der Zufuhr (21,9 g/d) deutlich niedriger als im niedrigsten Viertel (9,1 g/d) [2].
- Mediterrane Ernährung – Der Verzehr von Hülsenfrüchten, Gemüse, Früchten, Fisch und Vollkornprodukten war mit einem um 30 % niedrigeren Risiko für Gonarthrose assoziiert [3].
- Antientzündliche Kost – Lebensmittel wie Fisch, Olivenöl und grünes Blattgemüse können entzündungshemmend wirken und das Fortschreiten der Arthrose bremsen.
- Körperliche Aktivität
- Moderate Bewegung – Regelmäßige, gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen oder Radfahren stärken die Muskulatur und verbessern die Gelenkfunktion.
- Muskelaufbau – Übungen zur Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur (z. B. Quadrizeps) entlasten die Kniegelenke.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention richtet sich an Personen mit ersten Anzeichen von Kniebeschwerden oder bestehenden Knorpelschäden, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern:
- Frühzeitige Diagnose und Behandlung von Gelenkschäden
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei Kniebeschwerden ermöglichen die frühzeitige Intervention und verhindern das Fortschreiten von Knorpelschäden. Eine gezielte Diagnostik umfasst bildgebende Verfahren wie Röntgen und MRT sowie klinische Untersuchungen, um den Schweregrad der Gonarthrose zu beurteilen. - Gezieltes Muskeltraining
Der gezielte Aufbau der stabilisierenden Oberschenkelmuskulatur, insbesondere der Quadrizepsmuskulatur, entlastet das Kniegelenk und verbessert die Stabilität. Übungen wie isometrisches Training und funktionelle Bewegungsmuster sollten individuell angepasst und regelmäßig durchgeführt werden. - Knorpelregeneration
Regenerative Ansätze zur Förderung des Knorpelstoffwechsels und Begrenzung vorhandener Schäden umfassen:- Medikamentöse Therapien wie Chondroprotektiva (z. B. Glucosamin, Chondroitinsulfat als Supplemente) und intraartikuläre Hyaluronsäure-Injektionen, die die Gelenkschmierung verbessern und Entzündungen reduzieren.
- Biologische Verfahren, darunter knochenmarksstimulierende Techniken (z. B. Mikrofrakturierung) und autologe Chondrozytenimplantation (ACI), die insbesondere bei frühen Stadien oder lokalisierten Knorpeldefekten Erfolg zeigen.
- Gezielte Bewegungstherapie, die durch gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren oder Aquajogging die Durchblutung und den Stoffwechsel im Knorpel fördert.
- Physiotherapie und Ergotherapie
Physiotherapeutische Maßnahmen zielen darauf ab, die Beweglichkeit zu verbessern, Fehlbelastungen zu vermeiden und das Gelenk zu stabilisieren. Ergotherapeutische Ansätze können helfen, die Belastung im Alltag zu reduzieren und Kniefehlstellungen auszugleichen. - Orthopädische Hilfsmittel
Der Einsatz von Knieorthesen oder individuell angepassten Einlagen kann das Kniegelenk entlasten, Fehlstellungen korrigieren und eine Überbelastung verhindern. Diese Maßnahmen sind besonders bei ausgeprägten Achsfehlstellungen oder in frühen Stadien der Gonarthrose wirksam.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, bei bestehender Gonarthrose Schmerzen zu lindern und die Mobilität zu erhalten:
- Langzeittherapie – Einsatz von gelenkschonenden Medikamenten und entzündungshemmenden Therapien (Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat, Omega-3-Fettsäuren).
- Rehabilitation – Förderung der Lebensqualität durch physiotherapeutische und ergonomische Maßnahmen.
- Chirurgische Optionen – Bei fortgeschrittener Arthrose können operative Eingriffe wie Kniegelenkersatz in Betracht gezogen werden.
Literatur
- Muthuri SG, Zhang W, Maciewicz RA, Muir K, Doherty M: Beer and wine consumption and risk of knee or hip osteoarthritis: a case control study. Arthritis Res Ther. 2015 Feb 5;17(1):23.
- Dai Z et al.: Dietary intake of fibre and risk of knee osteoarthritis in two US prospective cohorts. Ann Rheum Dis 2017; online 23. Mai. doi: 10.1136/annrheumdis-2016-210810
- Xu C et al.: Dietary patterns and risk of developing knee osteoarthritis: data from Q7 the osteoarthritis initiative. Osteoarthritis Cartilage 2021; https://doi.org/10.1016/j.joca.2021.02.571