Kniearthrose (Gonarthrose) – Einleitung

Die Gonarthrose – umgangssprachlich Kniearthrose genannt – (Synonyme: Arthrose des Kniegelenkes; Degenerative Krankheit des Kniegelenkes; Kniegelenksarthrose (KOA); ICD-10-GM M17.-: Gonarthrose [Arthrose des Kniegelenkes]) ist eine degenerative, nicht-entzündliche Gelenkerkrankung des Knies. Sie bezeichnet die Abnutzung und den Verschleiß des Gelenkknorpels sowie anderer Gelenkstrukturen (Knochen, Gelenkkapsel, gelenknahe Muskulatur).

Normalerweise schützt der Knorpel zusammen mit der Gelenkschmiere (Synovia) die Gelenke und fungiert als eine Art "Stoßdämpfer", wodurch eine schmerzfreie und uneingeschränkte Beweglichkeit des Gelenks ermöglicht wird. Bei einer Arthrose kann diese Funktion nicht mehr gewährleistet werden.

Formen der Gonarthrose

  • Primäre Gonarthrose – beidseitig (ICD-10 M17.0)
  • Sonstige primäre Gonarthrose – einseitig (ICD-10 M17.1)
  • Posttraumatische Gonarthrose – beidseitig (ICD-10 M17.2)
  • Sonstige posttraumatische Gonarthrose – einseitig (ICD-10 M17.3)
  • Sonstige sekundäre Gonarthrose – beidseitig (ICD-10 M17.4)
  • Sonstige sekundäre Gonarthrose – einseitig (ICD-10 M17.5)

Lokalisationsformen der Gonarthrose

  • Retropatellararthrose: Betroffen ist die Kniescheibengelenkfläche.
  • Mediale Gonarthrose: Betroffen ist der innere Anteil des Kniegelenkes.
  • Laterale Gonarthrose: Betroffen ist der äußere Anteil des Kniegelenkes.
  • Pangonarthrose: Alle drei Gelenkabschnitte des Knies sind betroffen.
  • Arthrose der Femurkondyle: Betroffen sind die Oberschenkelrollen.
  • Arthrose des Tibiaplateaus: Betroffen ist der Schienbeinkopf.

Die Kniegelenke sind neben den Hüftgelenken am häufigsten von degenerativen Veränderungen im höheren Lebensalter betroffen (Gonarthrose: 61 %, rechts häufiger als links; Coxarthrose (Arthrose des Hüftgelenks): 38 %). Sowohl die Knie- als auch die Hüftgelenke werden durch das Körpergewicht besonders belastet.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Häufigkeitsgipfel: Meist sind Patienten erst nach dem 50. Lebensjahr betroffen. Die Erkrankung tritt vorwiegend im höheren Lebensalter auf (> 60. Lebensjahr).
Bei den über 60-Jährigen liegt in 37,4 % der Fälle eine radiologisch nachweisbare und 12,1 % eine symptomatische Gonarthrose vor (USA) [1].

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt in der Gruppe der über 70-Jährigen mit klinischen Beschwerden bei ca. 10 %. Bei ca. 40 % der über 70-Jährigen sind röntgenologische Zeichen einer Gonarthrose nachweisbar.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Schleichender Beginn: Die Gonarthrose beginnt in der Regel schleichend.
  • Langsame Progression: Die Erkrankung schreitet langsam voran und kann über Jahre hinweg an Intensität zunehmen.
  • Wechselnde Schmerzphasen: Schmerzfreie Phasen wechseln sich mit akuten Schmerzphasen (aktivierte Gonarthrose) ab.
  • Einschränkung der Lebensqualität: Mit fortschreitender Krankheit wird die Lebensqualität zunehmend eingeschränkt. Unbehandelt kann die Erkrankung dazu führen, dass das Knie nicht mehr schmerzfrei bewegt werden kann, was im schlimmsten Fall zu einer Versteifung des Gelenks führen kann.

Prognose

  • Unheilbarkeit: Gonarthrose ist nicht heilbar, aber durch adäquate Behandlungen können die Beschwerden signifikant gelindert und die Progression verlangsamt werden.
  • Therapieoptionen:
    • Konservative Therapie: Physiotherapie, Schmerzmedikation, Gewichtsreduktion und gelenkschonende Sportarten können die Symptome lindern und die Progression verlangsamen. Ergänzend können Nahrungsergänzungsmittel mit Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat eingesetzt werden, die die Knorpelgesundheit unterstützen sollen.
    • Operative Therapie: In fortgeschrittenen Stadien kann der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks (Knieprothese) notwendig sein. Die Langzeitprognose nach einer Knieprothese ist in der Regel gut, wobei die durchschnittliche Standzeit der Prothese bei etwa 15-20 Jahren liegt.

Literatur

  1. Dillon CF, Rasch EK, Gu Q, Hirsch R: Prevalence of knee osteoarthritis in the United States: arthritis data from the Third National Health and Nutrition Examination Survey 1991–94. J Rheumatol 2006 Nov;33(11):2271-9. Epub 2006 Oct 1.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Gonarthrose. (AWMF-Registernummer: 033 - 004), November 2017 Langfassung
  2. S1-Leitlinie: Knieschmerz bei Arthrosezeichen. (AWMF-Registernummer: 053-050), Dezember 2017 Kurzfassung Langfassung