Karpaltunnelsyndrom – Prävention

Zur Prävention des Karpaltunnelsyndroms (KTS) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Mangelernährung – Ein Defizit an Vitamin B6 (Pyridoxin) könnte mit einem erhöhten Risiko für Nervenschäden assoziiert sein.
  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen) – Beeinträchtigt die Durchblutung und fördert entzündliche Prozesse, die das Risiko eines Karpaltunnelsyndroms erhöhen können.
  • Körperliche Aktivität
    • Überlastung durch Arbeit
      • Tätigkeiten, die Hand-Arm-Schwingungen (Vibrationen) erzeugen (z. B. Arbeiten mit Presslufthämmern oder anderen vibrierenden Werkzeugen).
      • Erhöhter Kraftaufwand – Kraftvolles Greifen und Halten, insbesondere bei schlechten ergonomischen Bedingungen.
      • Repetitive manuelle Tätigkeiten – Wiederholte Bewegungen der Hände in Beugung (Flexion) und Streckung (Extension) erhöhen das Risiko für eine Überbelastung des Medianusnervs.
    • Häufige Nutzung von Smartphones
      • Übermäßige Wischbewegungen, ständiger Daumeneinsatz beim Tippen und eine unergonomische Handhaltung können die Belastung des Medianusnervs verstärken [1].
    • Sportliche Aktivitäten
      • Fahrradfahren – Besonders bei einer nicht optimalen Handposition am Lenker, wodurch der Druck auf das Handgelenk und den Karpaltunnel erhöht wird.
  • Schlechte ergonomische Bedingungen
    • Tätigkeiten in ungünstigen Positionen ohne ausreichende Unterstützung der Handgelenke oder Unterarme.
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
    • Adipositas erhöht den Druck im Karpaltunnel und damit das Risiko einer Medianusnervkompression.

Gefährdete Berufsgruppen

  • Fabrik- und Bauarbeiter
  • Fließbandarbeiter
  • Fleischverpacker und Geflügelverarbeiter
  • Gärtner
  • Musiker
  • Landwirte
  • Mechaniker
  • Forstarbeiter
  • Masseure
  • Polsterer

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

Zur Prävention des Karpaltunnelsyndroms müssen belastende repetitive Bewegungen und Fehlhaltungen der Hand reduziert werden.

  • Ergonomie am Arbeitsplatz
    • Verwendung ergonomischer Werkzeuge und optimierter Arbeitsflächen, um die Belastung der Hände und Handgelenke zu reduzieren.
    • Installation von Vibrationsdämpfern an Werkzeugen und Maschinen.
  • Bewegungspausen und Entlastungsübungen
    • Regelmäßige Pausen bei repetitiven Tätigkeiten, ergänzt durch Dehn- und Lockerungsübungen für die Hände und Handgelenke.
  • Optimierung der Handhaltung bei Sport und Freizeit
    • Verbesserung der Handposition, z. B. beim Fahrradfahren oder bei anderen sportlichen Aktivitäten.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention richtet sich an Personen mit ersten Symptomen wie Taubheit oder Kribbeln in den Händen, um eine chronische Nervenkompression zu verhindern.

  • Früherkennung von Symptomen
    • Bei ersten Anzeichen wie Kribbeln oder Taubheit im Daumen, Zeige- oder Mittelfinger, rasches Aufsuchen eines Arztes zur Abklärung und rechtzeitigen Therapie.
  • Physiotherapie
    • Gezielte Übungen zur Stärkung der Unterarmmuskulatur und Verbesserung der Flexibilität der Handgelenke.
  • Orthesen (Schienen)
    • Einsatz von Handgelenkschienen, insbesondere nachts, um die Beugung der Handgelenke zu verhindern und den Druck im Karpaltunnel zu entlasten.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, bleibende Nervenschäden und funktionelle Einschränkungen bei bestehendem Karpaltunnelsyndrom zu vermeiden.

  • Chirurgische Entlastung
    • Bei fortgeschrittener Symptomatik oder fehlendem Therapieerfolg durch konservative Maßnahmen, operative Spaltung des Karpalbandes* zur Druckentlastung des Medianusnervs.
  • Langfristige Rehabilitation
    • Nach chirurgischen Eingriffen gezielte Übungen zur Wiederherstellung der Funktionalität und Vermeidung von Rückfällen.

*Das Karpalband ist ein festes Band, das quer in der Innenseite der Hand (palmar) über die Mitte der Handwurzelknochen verläuft.

Literatur

  1. Hoi Chi Woo E und White P: Effects of electronic device overuse by university students in relation to clinical status and anatomical variations of the median nerve and transverse carpal ligament. Muscle & Nerve (2017) doi: 10.1002/mus.25697