Kahnbeinbruch (Skaphoidfraktur) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Skaphoidfraktur (Kahnbeinbruch) ist eine häufige Fraktur im Bereich der Handwurzelknochen, die meist durch ein Trauma, wie einen Sturz auf die überstreckte Hand, verursacht wird. Das Skaphoid (Kahnbein) ist der größte der proximalen Handwurzelknochen und liegt zwischen dem Radius (Speiche) und den übrigen Handwurzelknochen, was es besonders anfällig für Verletzungen macht.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

Initialer Pathomechanismus:

  • Sturz auf die überstreckte Hand: Der typische Verletzungsmechanismus ist ein Sturz auf die ausgestreckte Hand mit übermäßigem Druck auf das Handgelenk. Dabei wird das Kahnbein zwischen dem Radius (Speiche) und den anderen Handwurzelknochen eingeklemmt und bricht durch die hohe Krafteinwirkung.
  • Gewalteinwirkung im Dorsalextension: Die Hand befindet sich häufig in Dorsalextension (überstreckt nach hinten), wodurch der Druck direkt auf das Kahnbein wirkt und eine Fraktur begünstigt.

Molekulare und zelluläre Veränderungen:

  • Begrenzte Blutversorgung: Das Skaphoid hat eine relativ schlechte Blutversorgung, insbesondere im proximalen Drittel. Dies führt dazu, dass Frakturen in diesem Bereich oft schlecht oder langsam heilen, was das Risiko für Komplikationen wie Pseudarthrose (falsches Gelenk, nicht zusammengewachsene Fraktur) erhöht.
  • Knochenheilung: Durch die Fraktur wird der Heilungsprozess durch eine lokale Entzündungsreaktion eingeleitet, die die Bildung von neuem Knochengewebe anregt. Die eingeschränkte Blutversorgung erschwert jedoch die Heilung des Skaphoids, was zu einer verzögerten oder unvollständigen Heilung führen kann.

Entwicklung struktureller Veränderungen:

  • Frakturtypen: Die Fraktur kann entweder nicht disloziert (ohne Verschiebung der Knochenfragmente) oder disloziert (mit Verschiebung der Knochenfragmente) sein. Nicht dislozierte Frakturen haben eine bessere Prognose, während dislozierte Frakturen eine operative Stabilisierung erfordern.
  • Pseudarthrose: Aufgrund der schlechten Blutversorgung, insbesondere bei proximalen Frakturen, besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Pseudarthrose, bei der die Fraktur nicht korrekt verheilt.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Veränderungen in der Gewebsarchitektur:

  • Instabilität des Handgelenks: Eine unbehandelte oder nicht vollständig verheilte Skaphoidfraktur kann zu einer Instabilität im Handgelenk führen. Dies hat langfristige Auswirkungen auf die mechanische Funktion der Hand und erhöht das Risiko für eine sekundäre Arthrose.
  • Begrenzte Beweglichkeit: Durch die Fraktur und die darauf folgenden Heilungsprozesse kann die Beweglichkeit des Handgelenks und der Daumenbasis eingeschränkt werden, was zu funktionellen Defiziten im Alltag führt.

Beteiligung des umgebenden Gewebes:

  • Weichteilverletzungen: Neben der knöchernen Fraktur können auch die umliegenden Sehnen, Bänder und das Weichgewebe verletzt werden, was den Heilungsprozess weiter beeinträchtigen kann.
  • Synovitis: Entzündungsreaktionen in der Umgebung des Handgelenks können zu einer Synovitis (Gelenkinnenhautentzündung) führen, die die Beweglichkeit und die Funktion des Gelenks einschränkt.

Klinische Manifestation

Leitsymptome:

  • Schmerzen im Handgelenk: Die Patienten klagen über Schmerzen im Bereich des Handgelenks, insbesondere in der Tabatière (anatomische Schnupftabakdose), einem Bereich am Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger.
  • Druckempfindlichkeit: Die Schmerzen verstärken sich bei Druck auf das Kahnbein und bei Bewegungen, insbesondere bei Greifbewegungen oder Drehbewegungen des Handgelenks.

Fortgeschrittene Symptome:

  • Bewegungseinschränkungen: Die Beweglichkeit des Handgelenks ist eingeschränkt, insbesondere die Dorsalextension (Überstreckung des Handgelenks nach oben) und die Radialabduktion (Abspreizen der Hand in Richtung Daumen).
  • Schwellung: In den frühen Phasen der Fraktur kann es zu einer Schwellung im Bereich des Handgelenks kommen, die mit Schmerzen und einer eingeschränkten Funktion einhergeht.

Progression und Organbeteiligung

Lokale Gewebeveränderungen:

  • Pseudarthrose: Bei einer unvollständigen Heilung der Fraktur kann es zur Bildung einer Pseudarthrose kommen. Dies ist eine dauerhafte Nicht-Verheilung der Fraktur, die zu chronischen Schmerzen und Funktionsverlust führt.
  • Arthrose: Eine nicht ausreichend behandelte Skaphoidfraktur kann zu einer Arthrose im Handgelenk führen, die die Beweglichkeit und Funktion der Hand dauerhaft einschränkt.

Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:

  • Chronische Schmerzen: Patienten mit einer nicht korrekt behandelten Skaphoidfraktur entwickeln oft chronische Schmerzen, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:

  • Eingeschränkte Greiffunktion: Durch die eingeschränkte Beweglichkeit und die Schmerzen im Handgelenk kann die Greiffunktion der Hand beeinträchtigt werden, was alltägliche Aktivitäten erschwert.
  • Kraftverlust: Langfristig führt die eingeschränkte Heilung der Fraktur zu einem Kraftverlust in der Hand, insbesondere bei Greif- und Drehbewegungen.

Zusammenfassung

Die Skaphoidfraktur ist eine häufige Folge eines Sturzes auf die überstreckte Hand und wird oft durch degenerative Heilungsverläufe wie die Pseudarthrose und Arthrose erschwert. Die eingeschränkte Blutversorgung des Skaphoids und die mechanische Belastung der Hand führen zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einem langfristigen Funktionsverlust, wenn die Fraktur nicht adäquat behandelt wird.

Ätiologie (Ursachen)

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Sturz auf die überstreckte Hand