Impingement-Syndrom – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Impingement-Syndrom der Schulter entsteht durch eine mechanische Einengung im sogenannten Subakromialraum, der Raum zwischen dem Schulterdach (Akromion) und dem Humeruskopf (Oberarmkopf). In diesem Bereich gleiten die Sehnen der Rotatorenmanschette und die Bursa subacromialis (Schleimbeutel) während der Schulterbewegungen. Wenn dieser Raum verengt ist, kommt es zu Reibungen, die degenerative Veränderungen, Entzündungen und Schmerzen auslösen können.

Die Ursachen für das Impingement-Syndrom sind vielfältig und umfassen strukturelle und funktionelle Veränderungen, die zu einer Störung der Biomechanik der Schulter führen.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

Initialer Pathomechanismus:

  • Änderung der Biomechanik: Störungen der normalen Biomechanik, wie eine veränderte Ausrichtung des Schultergelenks oder ein gestörter Bewegungsablauf, begünstigen das Einklemmen von Weichteilen unter dem Schulterdach.
  • Funktionsverlust der Rotatorenmanschette oder der langen Bizepssehne: Ein Funktionsverlust dieser Strukturen, beispielsweise durch Verletzungen oder degenerative Prozesse, führt zu einem Ungleichgewicht in der Muskelkoordination der Schulter, was die Entstehung eines Impingement-Syndroms begünstigt.
  • Gestörter skapulothorakaler Rhythmus: Bei einem gestörten Zusammenspiel zwischen der Schulterblatt- und Rumpfbewegung kann es zu einem vorzeitigen Anschlag des Humeruskopfes am Akromion kommen, wodurch die Strukturen im Subakromialraum eingeklemmt werden.

Molekulare und zelluläre Veränderungen:

  • Multidirektionale Instabilität: Eine multidirektionale Instabilität bedeutet, dass die Schulter in mehreren Richtungen instabil ist, was zu einer übermäßigen Bewegung des Humeruskopfes führt. Diese Instabilität erhöht das Risiko, dass die Sehnen der Rotatorenmanschette und die Bursa subacromialis eingeklemmt werden.
  • Überbeanspruchung: Wiederholte Überkopfarbeiten oder Wurf-/Schlagsportarten wie Handball, Volleyball und Tennis führen zu einer dauerhaften Überbeanspruchung der Schulterstrukturen. Dies verstärkt die mechanische Belastung und führt zu Entzündungen und degenerativen Veränderungen der Sehnen und Schleimbeutel.

Entwicklung struktureller Veränderungen:

  • Volumenzunahme im Subakromialraum: Entzündungen der Bursa subacromialis oder Sehnen führen zu Schwellungen, die den ohnehin begrenzten Raum unter dem Akromion weiter einengen.
  • Bursitis subacromialis: Die ständige mechanische Reibung führt zu einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis), die zusätzlich den Subakromialraum verengt und die Beschwerden verstärkt.
  • Veränderungen der Rotatorensehnen durch Kalzifikation und Degeneration: Chronische Entzündungen und mechanische Überlastung führen zu Verkalkungen (Kalzifikation) in den Sehnen der Rotatorenmanschette, insbesondere in der Supraspinatussehne. Diese degenerativen Veränderungen verringern die Elastizität der Sehne und begünstigen das Einklemmen.

Sekundäre pathophysiologische Veränderungen

Veränderungen in der Gewebsarchitektur:

  • Einengung des Subakromialraums: Anatomische Veränderungen des Akromions, wie z. B. eine hakenförmige oder gebogene Form, reduzieren den Raum unter dem Schulterdach. Diese Akromionformvarianten begünstigen mechanische Konflikte zwischen den Strukturen im Subakromialraum.
  • Ossifikation des Ligamentum coracoacromiale: Die Verkalkung und Verknöcherung des Bandes zwischen dem Coracoid und dem Akromion (Ligamentum coracoacromiale) verengt den Raum weiter und verstärkt die mechanische Reibung.
  • Osteophytenbildung: Bei Arthrose des Akromioklavikulargelenks (AC-Gelenk) kommt es zur Bildung von Knochenanbauten (Osteophyten), die den Subakromialraum weiter einengen und die Sehnen der Rotatorenmanschette zusätzlich belasten.
  • Prominentes Tuberculum majus: Ein prominentes Tuberculum majus (großer Oberarmhöcker), beispielsweise nach einer Fraktur, kann ebenfalls den Subakromialraum einengen und die Bewegung der Rotatorenmanschette behindern.

Klinische Manifestation

Leitsymptome:

  • Schmerzen beim Anheben des Arms: Patienten klagen über Schmerzen bei Überkopfbewegungen oder beim Heben des Arms zur Seite. Diese Schmerzen treten besonders häufig bei Überkopfarbeiten oder sportlichen Aktivitäten auf.
  • Bewegungseinschränkung: Die Beweglichkeit der Schulter ist durch die mechanische Einengung eingeschränkt, was zu einem Verlust an Funktionalität und einem spürbaren Kraftverlust führt.

Fortgeschrittene Symptome:

  • Ruheschmerzen: Mit Fortschreiten der Erkrankung treten auch Schmerzen in Ruhe auf, insbesondere nachts oder beim Liegen auf der betroffenen Schulter.
  • Kraftverlust: Patienten entwickeln mit der Zeit einen deutlichen Kraftverlust in der Schulter, insbesondere bei Aktivitäten, die eine Überkopfbewegung erfordern.

Progression und Organbeteiligung

Lokale Gewebeveränderungen:

  • Rotatorenmanschettenruptur: Bei anhaltender mechanischer Belastung und Reibung kann es zu einer vollständigen Ruptur der Supraspinatussehne kommen, was die Funktion der Schulter erheblich einschränkt.
  • Chronische Bursitis: Die Entzündung der Bursa subacromialis kann chronisch werden und zu einer dauerhaften Vergrößerung und Einengung des Subakromialraums führen.

Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:

  • Chronischer Schmerz: Bei chronischen Verläufen entwickelt sich häufig ein persistierender Schmerz, der die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigt.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:

  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Die Einengung des Subakromialraums und die strukturellen Veränderungen der Rotatorenmanschette führen zu einer deutlichen Einschränkung der Beweglichkeit, insbesondere bei Überkopfarbeiten.
  • Kraftverlust: Der fortschreitende Verlust der Rotatorenmanschettenfunktion führt zu einem spürbaren Kraftverlust, der sich besonders bei Hebe- und Zugbewegungen bemerkbar macht.

Zusammenfassung

Das Impingement-Syndrom ist ein komplexer pathophysiologischer Prozess, der durch mechanische Einengung und Überlastung des Subakromialraums verursacht wird. Verschiedene Faktoren wie biomechanische Veränderungen, Entzündungen, Verkalkungen und anatomische Abweichungen tragen zur Entwicklung und Progression des Syndroms bei. Die resultierende Einengung der Strukturen führt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Funktionsverlust der Schulter.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Anatomische Varianten – Formvarianten der beteiligten Knochen und Weichteile, die degenerierende Vorgänge vorantreiben
  • Berufe – Berufe, bei denen viel über Kopf gearbeitet wird (z. B. Maler)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel – Unzureichende Versorgung mit Vitamin D und Calcium beeinträchtigt die Muskelfunktion und den Heilungsprozess.
    • Proteinarme Ernährung – Eine verminderte Proteinzufuhr reduziert die Stabilität von Muskeln und Sehnen.
  • Genussmittelkonsum
    • Rauchen – Rauchen reduziert die Durchblutung der Muskeln und Sehnen und verzögert Regenerationsprozesse.
    • Alkoholmissbrauch – Regelmäßiger übermäßiger Konsum beeinträchtigt die Heilung von Muskel- und Sehnenschäden.
  • Körperliche Aktivität
    • Risikosportarten – Wurf- und Schlagsportarten wie Tennis, Volleyball oder Baseball belasten die Schultern übermäßig.
    • Falsche Trainingsmethoden – Unsachgemäßes oder übermäßiges Training fördert Fehlbelastungen.
    • Bewegungsmangel – Unzureichende Aktivität schwächt die Schultermuskulatur und begünstigt Beschwerden.
  • Arbeitsplatzbedingungen
    • Überkopfarbeiten – Arbeiten oberhalb der Schulterhöhe (z. B. Malerarbeiten) erhöhen das Risiko.
    • Monotone Belastungen – Wiederholte Bewegungsabläufe belasten die Sehnen und Muskeln der Schulter.

Krankheitsbedingte Ursachen

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Traumata der Schulter, nicht näher bezeichnet