Impingement-Syndrom – Operative Therapie
Falls medikamentöse Therapie und Physiotherapie ohne Erfolg bleiben und/oder die Beschwerden länger als 8-10 Wochen anhalten, sollte eine operative Therapie in Betracht gezogen werden. Ebenso, wenn die Beschwerden berufsbedingt sind.
Beachte: In jüngerem Alter (< 40 Jahre) sollte eine traumatische Ruptur der Rotatorenmanschette umgehend operativ rekonstruiert werden, bevor es zu einer Retraktion ("Sichzurückziehen") der Sehne kommt.
Beim Outlet-Impingement wird folgendes Verfahren angewendet:
- Akromioplastik nach Neer ("Neer-Plastik") – offene oder endoskopische Begradigung der (pathologisch) konkaven Unterfläche des Akromions bei größeren Rupturen – je nach Situation beinhaltet das Verfahren:
- Bursektomie (Entfernung des Schleimbeutels)
- Resektion (Entfernung) des Ligamentum coracoacromiale (dreieckförmiges Band, das sich zwischen dem Knochenfortsatz der Scapula (Schulterblatt) und dem Knochenvorsprung der Scapula befindet)
- partielle Resektion (Teilentfernung) des Akromionunterrands ("subakromiale Dekompression" (SAD)/Schulterdekompression)
- Indikation: Outlet-Impingement – morphologisch ("die Gestalt betreffend")/mechanisch bedingte Funktionsstörung
- Kontraindikationen (Gegenanzeigen): Non-Outlet-Impingement – ligamentär (in Bezug auf die Bänder) oder neuromuskulär ("die Nerven und die Muskeln betreffend") bedingte Funktionsstörung
- Bursektomie (Entfernung des Schleimbeutels)
Durch die Operation wird der subakromiale Raum erweitert, sodass die Sehnen nicht mehr eingeklemmt sind.
Die Ergebnisse eines Umbrella-Reviews (Überprüfung systematischer Überprüfungen oder Metaanalysen) ergab für die arthroskopische subakromiale Dekompression bei subakromialem Impingement-Syndrom keine klinisch bedeutsame Verbesserungen gegenüber der jeweiligen Vergleichsmaßnahme (Schulterübungen, Physiotherapie, Placebo oder gar keine Intervention) [5].
Nach einer Rotatorenmanschetten-Operation erfolgt eine vier- bis sechswöchige Ruhigstellung des Arms mittels einer Armschlinge.
In einer kleinen Studie mit relativ kurzer Nachbeobachtungszeit zeigte sich ein halbes Jahr später, dass bei postoperativen Verzicht auf eine Armschlinge (= schlingenfreie Reha) die Beweglichkeit größer war und die Schmerzen etwas geringer waren [3].
Bei Patienten mit kleiner bis mittelgroßer Rotatorenmanschettenruptur sind die 10-Jahres-Ergebnisse für primär operierte Patienten signifikant besser als bei Patienten mit ausschließlicher Physiotherapie [4].
Weitere Hinweise
- CSAW-Studie („Can Shoulder Arthroscopy Work?“): Subakromiale Schulterschmerzen können durch die Dekompressions-Operation nicht stärker gelindert werden als durch einen Scheineingriff, bei dem lediglich eine Arthroskopie, aber kein Débridement erfolgt [1].
Fazit [2]:- Beobachten und abwarten (bis zu 12 Monate)
- Verordnung von Physiotherapie (konservatives Vorgehen soll bei bis zu 80 % der Patienten langfristig eine Operation ersparen)
- Subakromiale Dekompression als letzte Option
Bei Tendinosis calcarea (Sehnenverkalkung; Kalkschulter) s. u. der gleichnamigen Erkrankung.
Literatur
- Beard DJ et al.: Arthroscopic subacromial decompression for subacromial shoulder pain (CSAW): a multicentre, pragmatic, parallel group, placebo-controlled, three-group, randomised surgical trial. Lancet 2017; online 20. November; http://dx.doi.org/10.1016/ S0140-6736(17)32457-1
- Littlewood C et al.: How should clinicians integrate the findings of The Lancet’s 2018 placebo-controlled subacromial decompression trial into clinical practice? Br J Sports Med 2018; online 8. März; http://dx.doi.org/10.1136/bjsports-2017-098900
- Tirefort J et al.: Postoperative Mobilization After Superior Rotator Cuff Repair: Sling Versus No Sling. The Journal of Bone and Joint Surgery 2019; 101 (6): 494; https://doi.org/10.2106/JBJS.18.00773
- Moosmayer S et al.: At a 10-Year Follow-up, Tendon Repair Is Superior to Physiotherapy in the Treatment of Small and Medium-Sized Rotator Cuff Tears. J Bone Joint Surg Am 2019; 101: 1050-60
- Blom AW et al.: Common elective orthopaedic procedures and their clinical effectiveness: umbrella review of level 1 evidence. BMJ 2021;374:n1511; http://dx.doi.org/10.1136/bmj.n1511