Impingement-Syndrom – Einleitung
Das Impingement-Syndrom der Schulter bezeichnet eine Einengung des subakromialen Raums, in dem die Sehnen der Rotatorenmanschette und der Schulterschleimbeutel (Bursa subacromialis) verlaufen. Diese Einengung führt zu einer schmerzhaften Reibung der Sehnen und Weichteile zwischen dem Humeruskopf und dem Schulterdach, insbesondere bei Bewegungen, die den Arm seitlich anheben (Abduktion).
Synonyme und ICD-10: Bursitis subacromialis; Bursitis subdeltoidea; Engesyndrom; Engpasssyndrom; Periarthropathia humeroscapularis; Rotatorenmanschettensyndrom; Schulterengpasssyndrom; Subacromialsyndrom (kurz: SAS); subakromiales Engpasssyndrom; subakromiales Schmerzsyndrom; Supraspinatussyndrom; ICD-10-GM M75.4: Impingement-Syndrom der Schulter
Anatomie und Funktionen
Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Es wird durch die Rotatorenmanschette stabilisiert, die aus vier Muskeln besteht: Musculus supraspinatus, infraspinatus, teres minor und subscapularis. Diese Muskeln und ihre Sehnen umschließen das Schultergelenk und ermöglichen Bewegungen in fast alle Richtungen. Der Raum zwischen dem Schulterdach (Acromion) und dem Humeruskopf (Kopf des Oberarmknochens), in dem die Sehnen verlaufen, ist eng und wird durch Faktoren wie Knochenanomalien oder Entzündungen weiter eingeengt, was zu einem Impingement führt.
Charakteristische Laborbefunde
Beim Impingement-Syndrom der Schulter gibt es keine spezifischen Laborbefunde, die direkt diagnostisch relevant sind. Die Diagnose wird in erster Linie klinisch gestellt und durch bildgebende Verfahren unterstützt:
- Bildgebung:
- Röntgen: Kann knöcherne Veränderungen wie Knochensporne (Osteophyten) unter dem Acromion zeigen.
- Ultraschall: Eignet sich zur Beurteilung von Weichteilen wie Sehnen und Schleimbeuteln.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Goldstandard zur detaillierten Darstellung der Rotatorenmanschette, des Schleimbeutels und möglicher degenerativer Veränderungen.
Formen des Impingement-Syndroms
Das Impingement-Syndrom der Schulter wird in verschiedene Formen unterteilt, abhängig von der zugrunde liegenden Ursache:
- Outlet-Impingement (primäres Impingement): Entsteht durch mechanische Einengungen, meist bedingt durch knöcherne Strukturen wie Knochensporne oder eine ungünstige Form des Acromions.
- Non-Outlet-Impingement (sekundäres Impingement): Verursacht durch funktionelle Störungen, z. B. eine Instabilität des Schultergelenks, ligamentäre Probleme, eine Rotatorenmanschettenruptur oder chronische Entzündungen des Schleimbeutels (Bursitis).
Ursachen
Die Ursachen für das Impingement-Syndrom der Schulter können vielfältig sein:
- Degenerative Veränderungen
- Altersbedingter Verschleiß der Rotatorenmanschette und der umgebenden Strukturen.
- Knochensporne (Osteophyten) unter dem Acromion, die den subakromialen Raum einengen.
- Traumatische Ursachen
- Verletzungen, die zu einer Schädigung der Rotatorenmanschette oder einer Instabilität des Schultergelenks führen.
- Entzündliche Prozesse
- Chronische Entzündungen, insbesondere der Bursa subacromialis, die zu einer Verdickung und Einengung des subakromialen Raums führen.
- Funktionelle Störungen
- Muskuläre Dysbalancen oder Schwächen, die zu einer fehlerhaften Bewegung und damit zu einer wiederholten Einklemmung der Sehnen führen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Das Impingement-Syndrom tritt am häufigsten um das 50. Lebensjahr auf. Degenerative Veränderungen der Rotatorenmanschette können jedoch bereits ab dem 30. Lebensjahr beginnen.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): In Deutschland liegt die Prävalenz des Impingement-Syndroms der Schulter bei 10-12 %.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Ohne adäquate Behandlung kann das Impingement-Syndrom zu einer chronischen Sehnenreizung und schließlich zu einer Ruptur der Rotatorenmanschette führen. Die Symptome können über Wochen bis Monate anhalten, wobei sich die Beschwerden bei entsprechender Behandlung deutlich bessern können.
Prognose
- Die Prognose ist umso günstiger, je früher die Behandlung beginnt. In den meisten Fällen können konservative Therapien, wie Physiotherapie und entzündungshemmende Maßnahmen, die Symptome lindern und die Funktion der Schulter wiederherstellen. In schweren Fällen kann eine operative Behandlung erforderlich sein, um die mechanische Enge zu beseitigen. Die vollständige Beschwerdefreiheit kann mehrere Wochen bis Monate dauern.
Leitlinien
- S2e-Leitlinie: Rotatorenmanschette. (AWMF-Registernummer: 033 - 041), Januar 2017 Langfassung