Hüftarthrose (Coxarthrose) – Prävention

Zur Prävention der Coxarthrose (Hüftarthrose) sollte bei allen Säuglingen im Rahmen der Kinder-Früherkennungsuntersuchung U3 (4.-6. Lebenswoche) zum Ausschluss einer kongenitalen (angeborenen) Hüftgelenksdysplasie oder -luxation eine klinische Untersuchung sowie eine Hüftsonographie (Hüftultraschall; nach Graf) durchgeführt werden.

Des Weiteren muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – ≥ 20 Gläser Bier/Woche führen zu einem signifikanten Anstieg des Risikos für Coxarthrose und Gonarthrose; Personen, die 4 bis 6 Gläser Wein pro Woche tranken, hatten ein geringeres Risiko für Gonarthrose [1].
  • Körperliche Aktivität
    • Unterbelastung des Knorpels
      • Mangelnde körperliche Bewegung – Der Knorpel bezieht seine Mikronährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit und ist auf Bewegung zur „Knorpeldurchwalkung“ angewiesen.
      • Nutritive Schädigung – Z. B. durch längere Ruhestellung im Gipsverband.
    • Überbelastung des Knorpels
      • Leistungs- und Hochleistungssport – Kann zu einer erhöhten Gelenkbelastung führen.
      • Berufliche Belastungen – Lang andauernde, schwere körperliche Belastungen, insbesondere Heben und Tragen schwerer Lasten über längere Zeit, steigern das Risiko (2-2,5-faches Risiko) [2].
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
    • Führt zu einer Überbeanspruchung der Gelenke.
    • Hinweis: Sport ist nur dann gesund, wenn die Gelenke dabei nicht beschädigt werden oder keine Vorerkrankungen vorliegen.

Präventionsfaktoren

Zur Prävention der Coxarthrose sind Lebensstiländerungen und spezifische Maßnahmen erforderlich, um die Gelenkgesundheit langfristig zu erhalten.

  • Ernährung
    • Antientzündliche Ernährung – Mediterrane Kost mit hohem Anteil an Gemüse, Früchten, Vollkornprodukten und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) kann entzündungshemmend wirken.
    • Gewichtsreduktion – Ein gesundes Körpergewicht (BMI < 25) reduziert die Belastung der Hüftgelenke.
  • Genussmittelkonsum
    • Rauchen einstellen – Fördert die Durchblutung und reduziert das Risiko degenerativer Veränderungen.
    • Moderater Alkoholkonsum – Einschränkung von übermäßigem Konsum kann die Gelenkgesundheit fördern.
  • Körperliche Aktivität
    • Regelmäßige Bewegung – Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren oder moderates Wandern stärken die Muskulatur und fördern die Knorpelernährung.
    • Vermeidung von Überbelastung – Angepasste Trainingsintensität und Technik verhindern Schädigungen.
  • Ergonomie im Alltag und Beruf
    • Optimierung der Haltung und Belastungsverteilung am Arbeitsplatz, z. B. durch ergonomische Hilfsmittel.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention richtet sich an Personen mit ersten Beschwerden oder beginnenden degenerativen Veränderungen, um das Fortschreiten der Coxarthrose zu verhindern.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige ärztliche Kontrollen bei Belastungsschmerzen oder Bewegungseinschränkungen.
    • Abklärung von Risikofaktoren wie Übergewicht oder Vitamin-D-Mangel.
  • Therapie und Präventionstraining
    • Physiotherapie zur Stärkung der umgebenden Muskulatur und Verbesserung der Gelenkstabilität.
    • Anleitung zu gelenkschonenden Bewegungsabläufen.
  • Medikamentöse Unterstützung
    • Gezielter Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten (z. B. NSAR) bei akuten Beschwerden.
  • Umfeldanpassung
    • Verwendung von Gehhilfen zur Entlastung des Hüftgelenks bei Belastung.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, bei bestehender Coxarthrose Folgeschäden und Funktionseinschränkungen zu minimieren.

  • Langzeittherapie
    • Regelmäßige Kontrolle und Anpassung der Therapie.
    • Anwendung von gelenkschonenden Medikamenten und ggf. Injektionstherapien (z. B. Hyaluronsäure) oder Suppemente (Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat, Omega-3-Fettsäuren)
  • Rehabilitation
    • Intensive Physiotherapie nach operativen Eingriffen, z. B. Hüftendoprothese, zur Wiederherstellung der Mobilität.
    • Gezielte Übungen zur Förderung von Beweglichkeit und Kraft.
  • Anpassung des Lebensumfelds
    • Nutzung von Hilfsmitteln wie ergonomischen Sitzmöbeln und rutschfesten Unterlagen.
  • Lebensstilinterventionen
    • Fortführung einer gelenkschonenden Ernährung und körperlichen Aktivität im Alltag.

Literatur

  1. Muthuri SG, Zhang W, Maciewicz RA, Muir K, Doherty M: Beer and wine consumption and risk of knee or hip osteoarthritis: a case control study. Arthritis Res Ther. 2015 Feb 5;17(1):23.
  2. Bergmann A et al.: Hüftgelenksarthrose: Körperliche Belastung im Beruf als Risiko. Ein systematisches Review zur Risikoabschätzung. Dtsch Arztebl Int 2017; 114(35-36): 581-8; doi: 10.3238/arztebl.2017.0581