Heberden-Arthrose – Einleitung

Die Heberden-Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die primär die Fingerendgelenke (distale Interphalangealgelenke, DIP) betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch die Bildung von Heberden-Knoten, knöchernen Verdickungen, die durch osteophytäre Veränderungen entstehen. Die Erkrankung führt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einer deutlichen Beeinträchtigung der Handfunktion. Benannt ist die Erkrankung nach dem englischen Arzt William Heberden (1710-1801).

Synonyme und ICD-10: Arthrose der distalen Interphalangealgelenke der Finger; distale Interphalangealgelenk(DIP)-Arthrose;DIP-Arthrose; Heberden-Arthrose der Finger; Heberden-Knoten; Heberden-Knoten mit Arthropathie; Heberden-Krankheit; Heberden-Polyarthrose der Fingergelenke; Heberden-Syndrom; ICD-10-GM M15.1: Heberden-Knoten (mit Arthropathie)

Anatomie und Funktionen

Die Fingerendgelenke (distale Interphalangealgelenke, DIP) sind die letzten Gelenke der Finger und spielen eine entscheidende Rolle bei der Feinmotorik und den Greiffunktionen der Hand.

Anatomie

  • Knochen: Die DIP-Gelenke verbinden das mittlere Phalanx (Mittelglied) mit dem distalen Phalanx (Endglied) der Finger.
  • Knorpel: Die Gelenkflächen sind von hyalinem Knorpel bedeckt, der reibungsfreie Bewegungen ermöglicht.
  • Bänder und Sehnen: Starke Bänder stabilisieren die Gelenke, während die Sehnen der Flexor- und Extensor-Muskeln die Beugung und Streckung der Finger ermöglichen.

Funktionen

  • Feinmotorik: Die DIP-Gelenke sind entscheidend für präzise Bewegungen, die zum Greifen und Manipulieren kleiner Objekte erforderlich sind.
  • Stabilität und Kraftübertragung: Sie tragen zur Stabilität der Finger bei und ermöglichen die Übertragung von Kraft bei Griffbewegungen.

Charakteristische Laborbefunde

Für die Heberden-Arthrose gibt es keine spezifischen Laborbefunde. In der Regel sind die Laborwerte unauffällig, da die Erkrankung primär mechanisch-degenerativ und nicht entzündlich bedingt ist. Dennoch können folgende Untersuchungen durchgeführt werden, um eine Differenzialdiagnose zu anderen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis zu stellen:

  • Röntgenbefund:
    • Osteophytenbildung (Knochenauswüchse) an den DIP-Gelenken
    • Gelenkspaltverschmälerung
    • Subchondrale Sklerose (Verdichtung des Knochens unterhalb des Gelenkknorpels)
    • Zystenbildung im Knochen

Formen der Erkrankung

Die Heberden-Arthrose kann in ihrer Ausprägung variieren:

  • Primäre Heberden-Arthrose:Tritt idiopathisch (ohne bekannte Ursache) auf, oft im Zusammenhang mit genetischen Faktoren.
  • Sekundäre Heberden-Arthrose: Entwickelt sich infolge anderer Erkrankungen oder Verletzungen, wie rheumatoide Arthritis, Gicht oder nach traumatischen Ereignissen.

Ursachen

Die genauen Ursachen der Heberden-Arthrose sind nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es mehrere bekannte Risikofaktoren:

  • Genetische Prädisposition: Es gibt Hinweise auf eine familiäre Häufung, insbesondere bei Frauen.
  • Hormonelle Einflüsse: Der Beginn der Erkrankung bei Frauen ist oft mit der Menopause assoziiert, was auf hormonelle Einflüsse hinweist.
  • Mechanische Belastung: Wiederholte Belastung der Finger, etwa durch manuelle Tätigkeiten, kann das Risiko erhöhen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für die Entwicklung einer Heberden-Arthrose.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, mit einem Verhältnis von etwa 10:1.

Häufigkeitsgipfel
: Die Erkrankung tritt bevorzugt im mittleren und höheren Lebensalter auf, insbesondere bei Frauen nach der Menopause.

Prävalenz
: Die genaue Prävalenz der Heberden-Arthrose ist variabel, steigt jedoch mit zunehmendem Alter signifikant an.

Inzidenz
: Bei Frauen in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen beträgt die Inzidenz 190 pro 100.000 Frauen pro Jahr, bei Männern derselben Altersgruppe 27 pro 100.000 Männer pro Jahr (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die Heberden-Arthrose verläuft progredient, das heißt, sie schreitet im Laufe der Zeit fort. Typischerweise entwickeln sich die Heberden-Knoten langsam, und die Symptome verschlimmern sich allmählich.
  • Schmerzen und Bewegungseinschränkungen können erheblich variieren, wobei einige Patienten relativ milde Symptome und andere schwerwiegende Beeinträchtigungen erleben.

Prognose

  • Die Prognose hängt von der Schwere der Erkrankung und dem individuellen Verlauf ab. Eine vollständige Heilung ist nicht möglich, jedoch kann das Fortschreiten der Erkrankung durch konservative und operative Maßnahmen verlangsamt werden.
  • Eine adäquate Therapie, einschließlich medikamentöser Behandlung, physikalischer Therapie und eventuell chirurgischer Eingriffe, kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.