Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) – Weitere Therapie
Es liegt eine Vielzahl von Behandlungsmethoden vor, wobei deren Wirkung jeweils nur unzureichend untersucht ist.
Allgemeine Maßnahmen
- Wiederaufnahme der normalen körperlichen Aktivitäten so schnell wie möglich sollte ein primäres Ziel des Betroffenen sein.
- Schlafempfehlungen
- In der Nacht sollte die Halswirbelsäule am besten durch ein nackengerechtes Kissen entspannt werden. Dieses stützt die Kopf- und Nackenregion und lässt den Hals nicht abknicken.
- Die beste Schlafposition ist auf dem Rücken oder auf der Seite. Schlafen auf dem Bauch ist in jedem Fall zu unterlassen, da dieses zu einer Überstreckung der Halswirbelsäule führt.
- Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
- Sport, Muskelkräftigung sollte betrieben werden (s. u. Sportmedizin)
- Normalgewicht anstreben!
Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm- BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
- BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren
- Externe Ruhigstellung mit weichen Krawatten bewirken keine effektive Reduktion des Bewegungsumfangs (engl.: Range of Motion). Starre Krawatten sind diesbezüglich effektiver.
- CT-gesteuerte periradikuläre Therapie (PRT) – Therapieform der Neurochirurgie, die vor allem als Schmerztherapie bei radikulärer Beschwerdesymptomatik (Schmerzen, die von den Nervenwurzeln an der Wirbelsäule ausgehen) angewendet wird. Grundlage ist die Applikation eines Lokalanästhetikums oder von Corticoiden direkt an die lokal entzündete, komprimierte oder gedehnte Nervenwurzel.
Indikationen (Anwendungsgebiete):
- Diskusprolaps (Bandscheibenvorfall)
- Diskussprotrusion (Bandscheibenvorwölbung)
- Neuroforamenstenose (Eineingung der Nervenwurzelaustrittsöffnung)
Medizinische Hilfsmittel
- Sensomotorischen Einlagen – sollen zu weniger Schmerzen und Verspannungen im Bereich von Schultern und Nacken führen
Ernährungsmedizin
- Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
- Ernährungsempfehlungen gemäß einem gesunden Mischköstler unter Berücksichtigung des Alters. Das bedeutet u. a.:
- täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
- ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
- ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte)
- Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
- Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können. - Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.
Sportmedizin
- Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
- Ausdauer-, Kräftigungs- und Koordinationstraining ist vorteilhaft für Patienten mit chronischen Nackenschmerzen.
- Dehnübungen für die Nacken- und Schultermuskulatur, die zweimal täglich über einen Zeitraum von 4 Wochen an 5 Wochentagen durchgeführt wurden, erzielten bei Büroangestellten mit chronischem mittelschwerem bis schwerem Nacken- oder Schulterschmerz eine Verringerung der Schmerzen [3]
- Erstellung eines Fitnessplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
- Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.
Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)
- Balneotherapie (Badetherapie)
- Manuelle Therapie
- Massagen
- Mikrowellen-Diathermie – Behandlung der unspezifischer chronischer Nackenschmerzen [Therapie bietet keine zusätzlichen Vorteil für die Behandlung von chronischen Nackenschmerzen]
- Physiotherapie mit Ausdauer-, Kräftigungs- und Koordinationstraining
- Bei Patienten mit chronischem HWS-Syndrom nach einem Schleudertrauma wirkt Beratung und Aufklärung ebenso gut wie eine Physiotherapie [1].
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
- Therapeutischer Ultraschall
- Wärmebehandlung inkl. Fango-Packungen
Komplementäre Behandlungsmethoden
- Akupunktur, Akupressur und Schröpfen kann bei der Behandlung von chronischen Nackenschmerzen hilfreich sein [2].
- Alexander-Technik – Schulungmaßnahme, die den Patienten vermittelt, wie unnötige Muskelspannungen im Laufe des Tages zu vermeiden sind, die Körperhaltung zu verbessern und Stress abzubauen sind.
- Bei chronischen Nackenschmerzen waren Akupunktur und Alexander-Technik in einer randomisierten klinischen Studie einer konventionellen hausärztlichen Behandlung überlegen [4].
Hinweis: Von der Teilnahme ausgeschlossen wurden Patienten mit ernsthaften Schäden der Halswirbelsäule oder solche, die bereits operiert worden waren.
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
Literatur
- Michaleff Z et al.: Comprehensive physiotherapy exercise programme or advice for chronic whiplash (PROMISE): a pragmatic randomized controlled trial. Lancet 2014; 384: 133-41.
- Yuan QL et al.: Traditional chinese medicine for neck pain and low back pain: a systematic review and meta-analysis. PLoS One. 2015 Feb 24;10(2):e0117146. doi: 10.1371/journal.pone.0117146. eCollection 2015.
- Tunwattanapong P et al.: The effectiveness of a neck and shoulder stretching exercise program among office workers with neck pain: A randomized controlled trial. Clin Rehabil. 2015 Mar 16. pii: 0269215515575747.
- MacPherson H et al.: Alexander Technique Lessons or Acupuncture Sessions for Persons With Chronic Neck Pain: A Randomized Trial. Ann Intern Med. 2015;163(9):653-662. doi:10.7326/M15-0667