Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) – Differentialdiagnosen

Atmungssystem (J00-J99)

  • Störungen des Respirationstraktes (Atemwege), nicht näher bezeichnet

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Hypocalcämie (Calciummangel) → Muskelkrämpfe
  • Hypomagnesiämie (Magnesiummangel) → Muskelkrämpfe

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Angina pectoris ("Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend)
  • Aortenaneurysma – Aussackung der Wand der Aorta (Hauptschlagader)
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Dissektion der Arteria vertebralis/Arteria carotis interna – Aufspaltung der Wandschichten der Wirbelsäulenarterie/der Halsschlagader
  • Epidurales Hämotom – Blutung in der Periduralraum mit Kompression des Rückenmarks
  • Spontane Subarachnoidalblutung (SAB; Blutung zwischen der Spinnengewebshaut und der weichen Hirnhaut; Häufigkeit: 1-3 %); Symptomatik: Vorgehen nach "Ottawa-Regel für Subarachnoidalblutung":
    • Alter ≥ 40 Jahre
    • Meningismus (Symptom der schmerzhaften Nackensteifigkeit bei Reizungen und Erkrankungen der Hirnhäute)
    • Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) bzw. Bewusstseinsstörung (Somnolenz, Sopor und Koma)
    • Beginn der Cephalgie (Kopfschmerzen) während körperlicher Aktivität
    • Donnerschlagkopfschmerz/Vernichtungskopfschmerz (ca. 50 % der Fälle)
    • Eingeschränkte Beweglichkeit der Halswirbelsäule (HWS)

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Störungen des Ösophagus (Speiseröhre), nicht näher bezeichnet 

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew) – chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung, die ausschließlich die Wirbelsäule und deren Grenzgelenke betrifft
  • Arthritis (Pseudogicht) des lateralen Atlantoaxialgelenks (ältere Patienten)
  • Arthritis psoriatica – Gelenkentzündung, die im Rahmen der Schuppenflechte (Psoriasis) auftritt
  • Arthrose
  • Bandscheibenprolaps (Bandscheibenvorfall)
  • Crowned-Dens-Syndrom (CDS) – entsteht durch die Ablagerung von Calciumpyrophosphat (CPP) im Gewebe rund um den Dens axis (Fortsatz an der Vorderseite des 2. Halswirbels (C2), dem Axis ("Kopfdreher"))
  • Foraminastenose – Verengung der Zwischenwirbellöcher, durch die Nervenfasern ziehen
  • Osteochondrose der Wirbelsäule – degenerative Veränderungen des Knochens/Knorpels im Bereich der Gelenke und der Epiphysen (Gelenkende mit Knochenkern), die durch eine Sklerosierung (Verkalkung) und unregelmäßige Konturierung gekennzeichnet sind
  • Reaktive Arthritis (Synonym: postinfektiöse Arthritis/Gelenkentzündung) – Zweiterkrankung nach gastrointestinalen (Magen-Darm-Trakt betreffend), urogenitalen (Harn- und Geschlechtsorgane betreffend) oder pulmonalen (Lunge betreffend) Infekten; bezeichnet eine Arthritis, wobei sich Erreger im Gelenk (in der Regel) nicht finden lassen (sterile Synovialitis).
  • Reiter-Krankheit (Synonyme: Reiter-Syndrom; Morbus Reiter; Arthritis dysenterica; Polyarthritis enterica; postenteritische Arthritis; posturethritische Arthritis; undifferenzierte Oligoarthritis; urethro-okulo-synoviales Syndrom; Fiessinger-Leroy-Syndrom; engl. Sexually acquired reactive arthritis (SARA)) – spezielle Form einer "reaktiven Arthritis“ (s. o.); Zweiterkrankung nach gastrointestinalen oder urogenitalen Infekten, die sich durch die Symptomatik der Reiter-Trias auszeichnet; seronegative Spondylarthropathie, die besonders bei HLA-B27 positiven Personen durch eine Darm- oder Harnwegserkrankung mit Bakterien (meistens Chlamydien) ausgelöst wird; kann sich äußern als Arthritis (Gelenkentzündung), Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Urethritis (Harnröhrenentzündung) und teils mit typischen Hautveränderungen.
  • Rheumatoide Arthritis – entzündliche Multisystemerkrankung, die sich meist in Form einer Synovialitis (Gelenkschleimhautentzündung) manifestiert. Sie befällt überwiegend die Gelenke, seltener auch andere Organe wie z. B. Augen und Haut.
  • Schulter-Arm-Syndrom (Nacken-Schulter-Arm-Syndrom; Cervicobrachialgie) – multifaktorieller Symptomkomplex; häufigste Ursachen sind myofasziale ( "die Muskeln und die Faszien betreffend") Beschwerden, zum Beispiel durch Myogelosen (Muskelverhärtung) oder Muskeldysbalance der Halswirbelsäule; weitere Ursachen sind degenerative Erscheinungen der Halswirbelsäule (Osteochondrose, Spondylarthrose), Schultererkrankungen (Impingement-Syndrom, Frozen Shoulder, Omarthrose, ACG-Arthrose, Rotatorenmanschettenläsion) und internistische Erkrankungen (Lungenerkrankungen, Erkrankung der Gallenblase, Leber und Milz sowie rheumatologische Erkrankungen). 
    Beachte: Anhaltende Beschwerden, vor allem mit neurologischen Ausfällen, sollten auch an eine Spinal-bzw. Neuroforamenstenose (Einengung des 
    Spinalkanals/Kanal entlang der Wirbelsäule) bzw. einen Bandscheibenprolaps (Bandscheibenvorfall) denken lassen.
  • Septische Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Spondylarthrosen – Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule (hier der Wirbelbogengelenke), d. h. einer Verschleißerkrankung (Arthrose) der Zwischenwirbelgelenke
  • Synovialzyste – Zyste, die Gelenkflüssigkeit (Synovia) enthält
  • Torticollis (Schiefhaltung des Kopfes), akuter – Änderung der Schiefhaltung wegen enormem Muskelhartspann nicht möglich; Auftreten meist nach morgendlichem Aufstehen oder abrupten Bewegungen
  • Zervikale Diszitis – Entzündung einer Bandscheibe im HWS-Bereich
  • Zervikale Osteomyelitis – Knochenmarkentzündung im Bereich der Halswirbelsäule

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Pancoast-Tumor (Synonym: apikaler Sulkustumor) – rasch fortschreitendes peripheres Bronchialkarzinom im Bereich der Lungenspitze (Apex pulmonis); rasch übergreifend auf Rippen, Halsweichteile, Armgeflecht (ventralen Ästen der Spinalnerven der letzten vier Hals- und des ersten Brustsegments (C5–Th1)) und Wirbel der Hals- und Brustwirbelsäule (HWS, BWS)); Krankheit äußert sich häufig mit einem charakteristischen Pancoast-Syndrom: Schulter- bzw. Arm-Schmerz, Rippenschmerz, Parästhesie (Empfindungsstörungen) am Unterarm, Paresen (Lähmungen), Handmuskelatrophie, obere Einflussstauung durch Einengung der Halsvenen, Horner-Syndrom (Trias einhergehend mit Miosis (Pupillenverengung), Ptosis (Herunterhängen des oberen Augenlids) und Pseudoenophthalmus (scheinbar eingesunkener Augapfel))
  • Neubildungen, nicht näher bezeichnet

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Epiduraler Abszess – Eiteransammlung zwischen Schädelkalotte und Dura mater/harter Hirnhaut
  • Karpaltunnelsyndrom (KTS) – Kompressionssyndrom des Nervus medianus im Bereich des Handwurzelkanals
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Thoracic-outlet-Syndrom (TOS; neurovaskuläres Kompressionssyndrom) – Engpasssyndrom der oberen Thoraxapertur (obere Brustkorböffnung) oder Schultergürtel-Kompressionssyndrom; dabei werden neurovaskuläre Bündel (Nerven-Gefäß-Bündel) aus Plexus brachialis, Arteria und Vena subclavia gequetscht; man unterscheidet eine neurogene TOS (von einem Nerv ausgehend; 90 % der Fälle) von einer vaskulären TOS (von Gefäßen ausgehend; ca. 3 bis 4 % der Fälle); Auftreten im Alter zwischen 20 und 50 Jahren; Geschlechterverhältnis: vaskuläre TOS ist bei Männern und Frauen gleich verteilt, die neurogene TOS findet man 3-4-mal häufiger bei Frauen als bei Männern; klinisches Bild:
    • neurogene TOS: Schwäche und Schweregefühl im betroffenen Arm, Verlust der Geschicklichkeit und Koordination bei Fingerbewegungen mit fortschreitender Störung der Feinmotorik; Spätkomplikation: Atrophie (Gewebeschwund) der kleinen Handmuskeln
    • vaskuläre TOS:
      • venöse TOS: schmerzhafte Schwellung am Unterarm, Schweregefühl, ggf. Thrombophlebitis (oberflächliche Venenentzündung) des Unterarms
      • arterielle TOS: Pulsabschwächung oder Pulsverlust, Kälte/Blässe der Extremität, Raynaud-Phänomen (Durchblutungsstörungen an den Händen oder Füßen, die durch Vasospasmen (krampfartige Engstellung eines Blutgefäßes) bedingt sind), Gangrän (Gewebsuntergang aufgrund einer Ischämie oder sonstiger Schädigung)