Hallux rigidus – Einleitung

Hallux rigidus bezeichnet eine degenerative, arthrotische Veränderung des Großzehengrundgelenks (Metatarsophalangealgelenk I, MTP-I-Gelenk), die zu einer Einschränkung der Beweglichkeit und schmerzhaften Beschwerden führt. Charakteristisch ist die schmerzhafte Beugung (Abrollen) des Fußes über die Großzehe.

Synonyme und ICD-10: Arthrose des Großzehengrundgelenks; Großzehengrundgelenksteifigkeit; Hallux non extensus; Hallux flexus; Hallux limitus; Verschleiß des Großzehengrundgelenks; ICD-10-GM M20.2: Hallux rigidus

Häufig tritt der Hallux rigidus nur einseitig auf.

Anatomie und Funktionen

Das Großzehengrundgelenk (Metatarsophalangealgelenk I, MTP-I-Gelenk) ist ein Kugelgelenk, das die Basis der Großzehe (Hallux) mit dem ersten Mittelfußknochen (Os metatarsale I) verbindet. Es spielt eine zentrale Rolle in der Fußmechanik, insbesondere beim Abrollen des Fußes während des Gehens und Laufens.

Anatomie

  • Knochen: Das MTP-I-Gelenk wird von der Basis der proximalen Phalanx (Grundglied der Großzehe) und dem Kopf des ersten Mittelfußknochens gebildet.
  • Knorpel: Die Gelenkflächen sind mit hyalinem Knorpel überzogen, der eine glatte Bewegung ermöglicht.
  • Sehnen und Muskeln: Verschiedene Sehnen, darunter die Sehne des M. flexor hallucis longus (Langer Großzehenbeuger) und M. extensor hallucis longus (Langer Großzehenstrecker), stabilisieren das Gelenk und ermöglichen die Beugung und Streckung der Großzehe.
  • Bänder: Mehrere Bänder, wie das mediale und laterale Kollateralband, stabilisieren das Gelenk und sorgen für die seitliche Stabilität.

Funktionen

  • Beweglichkeit: Das MTP-I-Gelenk ermöglicht sowohl die Beugung (Plantarflexion) als auch die Streckung (Dorsalflexion) der Großzehe.
  • Gewichtsverteilung: Beim Gehen und Laufen trägt das Großzehengrundgelenk eine erhebliche Last, insbesondere in der Abrollphase, in der das Körpergewicht von der Ferse über den Vorderfuß auf die Zehen übertragen wird.
  • Dynamische Stabilität: Die Bewegungen des MTP-I-Gelenks tragen zur Balance und Stabilität des Fußes bei, indem sie die Anpassung an unebene Oberflächen und das Erzeugen von Vortrieb ermöglichen.

Formen des Hallux rigidus

  • Frühstadium – milde Form
    • schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Großzehe, v. a. beim Abrollen
    • Hier reicht zunächst das Tragen entsprechender Schuheinlagen bzw. orthopädisches Schuhwerk aus.
  • Mittleres Stadium – moderate (gemäßigte) Form
    • zunehmende Schmerzen
    • zunehmende Bewegungseinschränkung
    • In der Regel wird eine gelenkerhaltende Operation (kombinierte Knochen- und Weichteileingriffe) durchgeführt. Ziel: verklebte Strukturen auflösen und die Gelenkmechanik verbessern
  • Spätstadium – schwere Form
    • typisch: Vollbild der Arthrose
    • Eine das Großzehengrundgelenk-versteifende Operation sollte in Betracht gezogen werden.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, mit einem Verhältnis von 1,5-2:1.

Häufigkeitsgipfel
: Der Altersgipfel liegt bei den 30- bis 50-Jährigen.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Die Krankheitshäufigkeit des Hallux rigidus beträgt 2,5 % der über 50-Jährigen und ist die häufigste Arthrose des Fußes [1].

Kombination mit Hallux valgus
: Häufig tritt ein Hallux rigidus zusammen mit einer Valgusstellung der Großzehe (Hallux valgus) auf, d. h . dass das betroffene Gelenk nach medial (innen) geknickt ist. Das Verhältnis Hallux valgus zu Hallux rigidus beträgt etwa 7:1. Die Prävalenz des Hallux valgus liegt bei 23 % der unter 65-Jährigen und bei etwa 35 % der über 65-Jährigen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Initial wird eine konservative Therapie empfohlen, die Pharmakotherapie und physikalische Maßnahmen umfasst.
  • Bei unzureichendem Therapieerfolg oder fortgeschrittener Erkrankung sollte eine operative Intervention erwogen werden.

Prognose

  • Ohne adäquate Behandlung kann es langfristig zur vollständigen Gelenksteife des Großzehengrundgelenks kommen, was eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität zur Folge hat.

Literatur

  1. Hengstmann K, Klapper U: Hallux rigidus. OUP 2016; 12: 674-678