Gicht (Hyperurikämie) – Prävention

Zur Prävention der Hyperurikämie bzw. Gicht muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Erhöhte Purinaufnahme – Übermäßiger Fleischkonsum (insbesondere Innereien) ist ein Risikofaktor für Hyperurikämie und Gicht.
    • Zuckeraustauschstoffe und Fructose – Der Konsum von fructosehaltigen Getränken, wie Softdrinks oder Orangensaft, erhöht das Risiko:
      • Frauen: 1,74-faches Risiko bei einem Getränk/Tag; ≥ 2 Gläser: 2,39-faches Risiko [5].
      • Männer: 1,45-faches Risiko bei einem Getränk/Tag; ≥ 2 Gläser: 1,85-faches Risiko [1].
    • Fettreiche Ernährung – Eine Ernährung mit hohem Fettgehalt erhöht das Risiko für Hyperurikämie.
    • Fasten – Führt zu einer verminderten renalen Harnsäureausscheidung und kann das Risiko erhöhen.
    • Vitamin A-Überdosierung – Sowohl durch Ernährung als auch durch Supplemente kann eine Überdosierung das Risiko steigern [3, 4].
    • Mikronährstoffmangel – Ein Mangel an Vitalstoffen kann die Harnsäurebalance negativ beeinflussen.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Besonders Bier (inkl. alkoholfreies Bier) fördert das Risiko:
      • Frauen: > 40 g/Tag
      • Männer: > 60 g/Tag
  • Übergewicht (BMI ≥ 25)
    • Adipositas führt zu einer erhöhten Harnsäurekonzentration und erhöht somit das Risiko für Hyperurikämie und Gicht.

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Beryllium – Toxische Belastungen können die Harnsäureausscheidung stören.
  • Blei – Chronische Bleibelastung (z. B. Blei-Nephropathie) kann Hyperurikämie verursachen.

Präventionsfaktoren

  • Gewichtsreduktion
    • Eine Gewichtsabnahme senkt das Risiko, an Gicht zu erkranken [6].
  • Kohlenhydratreiche Ernährung mit niedrigem glykämischen Index (GI)
    • Diese senkt den Harnsäurespiegel deutlich (-0,11 mg/dl), während eine kohlenhydratarme Diät mit hohem GI den Harnsäurespiegel erhöht (+0,16 mg/dl).
    • Kombination aus reduziertem GI und erhöhter Kohlenhydrataufnahme senkte den Harnsäurespiegel um 0,27 mg/dl [2].
  • Lebensmittel mit positiven Effekten
    • Eier, Erdnüsse, Käse, kaltes Müsli, Magermilch, Margarine, Schwarzbrot und Nicht-Zitrusfrüchte (z. B. Äpfel, Birnen) [7].
  • DASH-Diät ("Dietary Approaches to Stop Hypertension")
    • Diese Diät, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten ist, senkt das Risiko für Gicht.
    • Frauen mit einem hohen DASH-Score erkrankten zu 32 % seltener. Im Vergleich dazu lag der Rückgang bei der mediterranen Kost nur bei 12 % (HR 0,88; 0,80-0,98) [8].

Sekundärprävention

  • Regelmäßige Kontrolle des Harnsäurespiegels
    • Früherkennung und Behandlung einer Hyperurikämie verhindern die Manifestation von Gicht.
  • Medikamentöse Maßnahmen
    • Einsatz von Urikostatika (Harnsäuresenker) wie Allopurinol oder Febuxostat zur Reduktion erhöhter Harnsäurespiegel.
  • Ernährungsanpassung
    • Reduktion purinreicher Lebensmittel und gezielte Ernährungsumstellungen zur Prävention von akuten Gichtanfällen.

Tertiärprävention

  • Behandlung akuter Gichtanfälle
    • Einsatz von Colchicin, NSAR oder Corticosteroiden zur akuten Symptomlinderung.
  • Langzeitkontrolle der Harnsäure
    • Fortlaufende Anpassung der Urikostatika (Harnsäuresenker) und regelmäßige Verlaufskontrollen zur Vermeidung von Gelenkschäden.
  • Lebensstilintervention
    • Gewichtskontrolle, alkoholarme Ernährung und regelmäßige Bewegung zur langfristigen Stabilisierung der Harnsäurewerte.

Literatur

  1. Choi HK, Curhan G (2008) Soft drinks, fructose consumption, and the risk of gout in men: prospective cohort study. BMJ 336 (7639): 309-312.
  2. Juraschek SP et al.: Effects of Lowering Glycemic Index of Dietary Carbohydrate on Plasma Uric Acid: The OmniCarb Randomized Clinical Trial. Arthritis & Rheumatology; online Dezember 2015. doi: 10.1002/art.3952
  3. Ford ES et al.: Associations between concentrations of uric acid with concentrations of vitamin A and beta-carotene among adults in the United States. Nutr Res. 2013 Dec;33(12):995-1002. doi: 10.1016/j.nutres.2013.08.008
  4. Choi WJ et al.: Independent association of serum retinol and β-carotene levels with hyperuricemia: A national population study. Arthritis Care Res (Hoboken). 2012 Mar;64(3):389-96. doi: 10.1002/acr.20692.4
  5. Choi HK et al.: Fructose-Rich Beverages and Risk of Gout in Women. JAMA. 2010;304(20):2270-2278. doi:10.1001/jama.2010.1638.
  6. Choi HK et al.: Obesity, weight change, hypertension, diuretic use, and risk of gout in men: the health professionals follow-up study. Arch Intern Med, 2005. 165(7): p. 742-8.
  7. Major TM et al.: Evaluation of the diet wide contribution to serum urate levels: meta-analysis of population based cohorts. BMJ 2018;363:k3951 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k3951 (Published 10 October 2018)
  8. Yokose C et al.: Adherence to 2020 to 2025 Dietary Guidelines for Americans and the Risk of New-Onset Female Gout JAMA Intern Med. Published online January 31, 2022. doi:10.1001/jamainternmed.2021.7419