Gelenkschmerzen, mehrere Gelenke (Polyarthropathie) – Einleitung
Eine Polyarthropathie bezeichnet eine Erkrankung, bei der mehrere Gelenke betroffen sind. Der Begriff bezieht sich auf eine Vielzahl von Krankheitsbildern, die durch Entzündungen, Degeneration oder andere pathologische Veränderungen in mehr als einem Gelenk gekennzeichnet sind.
Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM M05-.bis -M14.-: Entzündliche Polyarthropathien; ICD-10-GM M25.5: Gelenkschmerz
Formen der Polyarthropathie mit Schmerzen
Nach dem ICD-10-GM werden folgende Formen unterschieden:
- Seropositive chronische Polyarthritis (ICD-10-GM M05.-)
- Sonstige chronische Polyarthritis (ICD-10-GM M06.-)
- Irthritis psoriatica und Arthritiden bei gastrointestinalen Grundkrankheiten (ICD-10-GM M07.-)
- Juvenile Arthritis (ICD-10-GM M08.-)
- Juvenile Arthritis bei anderenorts klassifizierten Krankheiten (ICD-10-GM M09.-*)
- Gicht (ICD-10-GM M10.-)
- Sonstige Kristall-Arthropathien (ICD-10-GM M11.-)
- Sonstige näher bezeichnete Arthropathien (ICD-10-GM M12.-)
- Sonstige Arthritis (ICD-10-GM M13.-)
- Arthropathien bei sonstigen anderenorts klassifizierten Krankheiten (ICD-10-GM M14.-*)
- Gelenkschmerz (ICD-10-GM M25.5)
Ursachen
Die Polyarthropathie kann durch eine Vielzahl von Ursachen bedingt sein, darunter:
- Autoimmunerkrankungen (Erkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift) wie Rheumatoide Arthritis (chronische Entzündung der Gelenke).
- Infektionen (Ansteckungen durch Mikroorganismen) wie bakterielle (durch Bakterien verursachte) oder virale Infektionen (durch Viren verursachte Ansteckungen).
- Kristallablagerungserkrankungen (Erkrankungen durch Ablagerung von Kristallen in den Gelenken) wie Gicht (Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken) oder Pseudogicht (Ablagerung von Kalziumkristallen in den Gelenken).
- Degenerative Erkrankungen (Erkrankungen, die durch den Abbau von Gewebe entstehen) wie Osteoarthritis (Verschleiß der Gelenke).
Differentialdiagnosen
Bei Polyarthropathie mit Schmerzen sollten folgende Differentialdiagnosen berücksichtigt werden:
- Rheumatoide Arthritis (chronische Entzündung der Gelenke).
- Spondyloarthritis (entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule und der Gelenke).
- Infektiöse Arthritis (durch Infektionen verursachte Gelenkentzündung).
- Kristallinduzierte Arthritis (durch Ablagerung von Kristallen in den Gelenken verursachte Entzündung) wie Gicht (Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken) oder Pseudogicht (Ablagerung von Kalziumkristallen in den Gelenken).
- Osteoarthritis (Verschleiß der Gelenke).
- Systemischer Lupus erythematodes (eine Autoimmunerkrankung, die viele Organe betrifft, darunter die Gelenke).
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Variiert, je nach zugrunde liegender Erkrankung. Rheumatoide Arthritis betrifft häufiger Frauen, während Gicht häufiger bei Männern vorkommt.
Häufigkeitsgipfel: Rheumatoide Arthritis tritt am häufigsten im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf, während Gicht typischerweise bei Männern über 40 Jahren auftritt.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Rheumatoide Arthritis hat eine Prävalenz von etwa 0,5-1 % in der erwachsenen Bevölkerung. Gicht betrifft etwa 1-2 % der Erwachsenen.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz von Rheumatoider Arthritis liegt bei etwa 20-50 Fällen pro 100.000 Personen pro Jahr.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Der Verlauf der Polyarthropathie hängt stark von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoide Arthritis verlaufen meist chronisch und progressiv, während kristallinduzierte Arthritiden wie Gicht episodisch verlaufen können.
- Frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für die Prognose und können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Lebensqualität verbessern.
Prognose
- Die Prognose ist stark von der frühzeitigen Diagnosestellung und der adäquaten Therapie abhängig. Bei frühzeitiger und konsequenter Behandlung kann der Krankheitsverlauf bei vielen Patienten günstig beeinflusst werden.
- Chronische Polyarthropathien können zu dauerhaften Gelenkschäden und Behinderungen führen, wenn sie unbehandelt bleiben. Regelmäßige ärztliche Überwachung und Anpassung der Therapie sind daher essenziell.
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Bakterielle Gelenkinfektionen. (AWMF-Registernummer: 012 - 010), Juni 2014 Langfassung