Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA), früher als Churg-Strauss-Syndrom bezeichnet, ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die durch eine Entzündung der Blutgefäße (Vaskulitis) gekennzeichnet ist. Die genaue Ätiologie (Ursachen) der Erkrankung ist bislang nicht vollständig geklärt. Verschiedene genetische und immunologische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, wobei sowohl das angeborene als auch das adaptive Immunsystem beteiligt sind. Im Zentrum der Pathogenese stehen entzündliche Prozesse, die durch eosinophile Granulozyten (eine spezielle Gruppe weißer Blutkörperchen) und antineutrophile cytoplasmatische Antikörper (ANCA) vermittelt werden.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
Initialer Pathomechanismus:
- Genetische Faktoren: Es wird vermutet, dass bestimmte genetische Prädispositionen das Risiko für die Entwicklung von EGPA erhöhen. Hierzu gehören möglicherweise Genvarianten, die das Immunsystem und die Reaktion auf Entzündungen beeinflussen.
- Immunsystem und Autoimmunreaktionen: Eine zentrale Rolle in der Krankheitsentstehung spielen Autoimmunreaktionen, bei denen das eigene Immunsystem Gewebe und Organe angreift. Es wird vermutet, dass sowohl B-Zellen (antikörperproduzierende Zellen) als auch T-Zellen (zentrale Zellen des Immunsystems) an der Entstehung von EGPA beteiligt sind.
- B-Zell-Response: B-Zellen tragen zur Produktion von Autoantikörpern wie ANCA bei, die gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind und entzündliche Reaktionen auslösen.
- T-Zell-Response: T-Zellen fördern die Immunreaktion, indem sie andere Immunzellen aktivieren und entzündungsfördernde Zytokine (Botenstoffe) freisetzen.
Molekulare und zelluläre Veränderungen:
- Eosinophilie: Ein zentrales Merkmal der EGPA ist eine starke Vermehrung der eosinophilen Granulozyten im Blut und Gewebe. Eosinophile spielen eine zentrale Rolle in der Abwehr von Parasiten, sind aber auch an allergischen Reaktionen und Autoimmunprozessen beteiligt.
- Folge: Die Ansammlung von eosinophilen Granulozyten in verschiedenen Organen, wie der Lunge, Haut und im Gastrointestinaltrakt, führt zu Gewebeschäden und Entzündungen.
- ANCA (antineutrophile cytoplasmatische Antikörper): Bei einem Teil der Patienten sind antineutrophile cytoplasmatische Antikörper (ANCA) nachweisbar, die gegen bestimmte Bestandteile der Neutrophilen (eine Art weißer Blutkörperchen) gerichtet sind.
- Mechanismus: ANCA binden an Neutrophile und aktivieren diese, was zu einer Freisetzung von reaktiven Sauerstoffspezies und proteolytischen Enzymen führt. Dies verstärkt die Entzündung und schädigt die Blutgefäße.
Entwicklung struktureller Veränderungen:
- Vaskulitis (Gefäßentzündung): Die Aktivierung von Neutrophilen und die Ansammlung von eosinophilen Granulozyten führen zu einer Entzündung der kleinen und mittleren Blutgefäße. Diese Entzündung führt zur Schädigung der Gefäßwände und beeinträchtigt die Durchblutung der betroffenen Organe.
- Folge: Die entzündeten Gefäße werden verengt oder blockiert, was zu einer Ischämie (Minderdurchblutung) und Gewebeschäden führt.
- Granulombildung: In den betroffenen Geweben können sich granulomatöse Entzündungsherde bilden. Diese bestehen aus einer Ansammlung von Entzündungszellen, insbesondere eosinophilen Granulozyten, und führen zu einer Verdickung und Verhärtung des Gewebes.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
Veränderungen in der Gewebsarchitektur:
- Fibrosebildung: Die anhaltende Entzündung und Granulombildung können zur Bildung von Narbengewebe (Fibrose) führen, was die Funktion der betroffenen Organe weiter beeinträchtigt.
- Folge: In der Lunge führt dies beispielsweise zu einer Einschränkung der Atemfunktion, während in anderen Organen wie der Niere oder dem Herzen eine dauerhafte Funktionsstörung auftreten kann.
Beteiligung des umgebenden Gewebes:
- Organschädigungen: Die Vaskulitis und die Ansammlung von eosinophilen Granulozyten können eine Vielzahl von Organen betreffen, darunter Lunge, Herz, Haut, Nervensystem und Gastrointestinaltrakt.
- Beispiele: Lungenentzündung (Pneumonie), Herzbeutelentzündung (Perikarditis), Hautausschläge und Nervenschäden (Polyneuropathie) sind typische Manifestationen der Erkrankung.
Vaskuläre Veränderungen:
- Gefäßokklusion: Die Entzündung der Blutgefäße führt häufig zu einer Verengung oder vollständigen Blockade der betroffenen Gefäße, was die Durchblutung des Gewebes beeinträchtigt.
- Folge: Die verminderte Durchblutung führt zu Gewebeschäden, Nekrose (Absterben von Gewebe) und Funktionsverlust des betroffenen Organs.
Klinische Manifestation
Leitsymptome:
- Eosinophilie und Organbeteiligung: Patienten mit EGPA zeigen oft eine ausgeprägte Eosinophilie im Blut sowie entzündliche Veränderungen in verschiedenen Organen, insbesondere in der Lunge (Asthma, Lungeninfiltrate) und Haut (rötliche Knötchen, Ausschläge).
- Folge: Asthma ist ein typisches Symptom und geht der systemischen Vaskulitis oft Jahre voraus.
- Vaskulitis-Symptome: Die entzündliche Schädigung der Blutgefäße führt zu vielfältigen klinischen Symptomen, abhängig von den betroffenen Organen.
- Beispiele: Fieber, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Gelenkschmerzen und neurologische Ausfälle (z. B. durch Schädigung der Nerven).
Fortgeschrittene Symptome:
- Multiorganbeteiligung: In fortgeschrittenen Stadien der Krankheit kann die Vaskulitis mehrere Organsysteme betreffen, was zu schweren Komplikationen führt.
- Beispiele: Niereninsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Herzversagen durch Beteiligung des Herzens, sowie gastrointestinale Blutungen durch Beteiligung des Magen-Darm-Trakts.
- Nervenbeteiligung: Polyneuropathie (Schädigung mehrerer Nerven) tritt häufig auf und kann zu Taubheitsgefühlen, Schwäche und Schmerzen führen.
Progression und Organbeteiligung
Lokale Gewebeveränderungen:
- Organfibrose: Chronische Entzündungen und Vaskulitis können zur Bildung von Narbengewebe in den betroffenen Organen führen, was die Funktion dieser Organe erheblich beeinträchtigt.
- Beispiel: Lungenfibrose (vermehrte Bildung von Bindegewebe in der Lunge), die die Atemfunktion einschränkt.
- Nekrose: Die Schädigung der Blutgefäße kann zu einer Ischämie und Nekrose in den betroffenen Geweben führen, was zu einem dauerhaften Funktionsverlust führen kann.
Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:
- Chronische Entzündungen: Die chronische Entzündung und die Beteiligung mehrerer Organe können zu einer systemischen Erschöpfung und Funktionsverlust führen.
- Beispiele: Müdigkeit, Schwäche, Funktionsverlust in mehreren Organsystemen (z. B. Herz, Nieren, Nervensystem).
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
Beeinträchtigung der Organfunktion:
- Lungenfunktion: Durch die Beteiligung der Lunge kommt es häufig zu einer Einschränkung der Atmung. Lungeninfiltrate und Bronchialverengungen durch eosinophile Entzündungen führen zu Asthma-ähnlichen Symptomen und Atemnot.
- Nierenbeteiligung: Eine Vaskulitis der Nierengefäße kann zu einer Einschränkung der Nierenfunktion bis zu einem Nierenversagen führen.
Langfristige Folgen:
-
Organschäden: Die chronische Vaskulitis und Fibrosierung können langfristig zu irreversiblen Organschäden führen, insbesondere in der Lunge, dem Herzen und den Nieren.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
Versuche der Geweberegeneration:
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Limitierte Geweberegeneration: Aufgrund der anhaltenden Entzündung und der Beteiligung des Immunsystems ist die Regenerationsfähigkeit der betroffenen Organe oft stark eingeschränkt.
Kompensatorische Mechanismen:
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Verstärkte Immunantwort: Der Körper versucht, die Entzündung durch die Aktivierung verschiedener Immunzellen zu kontrollieren, was jedoch oft zu einer Verschlechterung der Erkrankung führt.
Limitierende Faktoren für Regeneration und Heilung:
-
Chronische Entzündung: Die andauernde Entzündung und die Immunreaktion verhindern eine vollständige Heilung und führen zu einer weiteren Verschlechterung des Gewebeschadens.
Zusammenfassung
Die eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis ist eine seltene Autoimmunerkrankung, bei der eosinophile Granulozyten und antineutrophile cytoplasmatische Antikörper (ANCA) eine zentrale Rolle spielen. Die entzündlichen Prozesse betreffen vor allem kleine und mittlere Blutgefäße, was zu Vaskulitis, Gewebeschäden und Organbeteiligung führt. Die Erkrankung verläuft in mehreren Phasen, von allergischen Symptomen wie Asthma bis zu einer systemischen Vaskulitis mit Multiorganbeteiligung.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Prädisposition (Genvarianten, die das Immunsystem und die Reaktion auf Entzündungen beeinflussen)
Krankheitsbedingte Ursachen
Medikamente
- Montelukast wird als Auslöser diskutiert