Ellenbogenschmerzen – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Ellenbogenschmerzen dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie gehäuft Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems oder entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis?
- Bestehen in Ihrer Familie Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Diabetes mellitus, die mit Gelenkbeschwerden assoziiert sein können?
Soziale Anamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Gibt es Tätigkeiten, die den Ellenbogen wiederholt oder dauerhaft belasten?
- Besteht eine berufliche oder sportliche Überlastung des Ellenbogens?
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen aufgrund Ihrer familiären Situation?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Wo sind die Schmerzen genau lokalisiert?
- Lateral (seitlich) → denken an: Epicondylitis humeri lateralis (Tennisellenbogen) Symptomatik: leichte bis mäßige Schmerzen, bei der Benutzung der Hand verstärkt werden
- Medial ("in der Mitte gelegen") → denken an: Epicondylitis humeri medialis (Golferellenbogen); Symptomatik: Schmerzen medial im Ellenbogen und Verstärkung derselben durch Benutzung der Hand
- Über dem Olecranon (Das Olecranon ist das körpernahe Ende der Elle) → denken an: Bursitis (Schleimbeutelentzündung)
- Im Gelenk → denken an: Arthritis (Gelenkentzündung), Arthrose (Gelenkverschleiß) oder Osteochondritis (umschriebene Knochen-Knorpel-Entzündung)
- Wie ist der Schmerzcharakter? (stechend, dumpf)
- Strahlen die Schmerzen aus?
- Aufsteigend lateral in Oberarm in Richtung Schulter → denken an: Schultererkrankungen
- Unterarm und Hand → denken an: Epicondylitis
- Wie haben die Beschwerden begonnen:
- Plötzlich oder langsam zunehmend?
- Einer Fehlbewegung oder einer Überlastung?
- Nach einem Unfall?
- Wodurch nimmt der Schmerz zu:
- Belastungsabhängig (Hinweise auf mögliche degenerative Veränderungen)?
- In Ruhe?
- Nachts (entzündlicher Ursache)?*
- Provokation durch eine typische Bewegung?
- Bei beruflicher Tätigkeit?
- Bei Sport?
- Was lindert den Schmerz?
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
- 0-2: kein/kaum Schmerz
- 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
- 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen*
- 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz*
- 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich*
- Liegt eine Bewegungseinschränkung des betroffenen Arms vor?
- Können Sie ein Knacken bei Bewegungen, eine Gelenksperre bei Streckung und Greifen feststellen? → denken an: intraartikuläre Pathologie
- Liegen weitere Symptome wie Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen des Arms vor*?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Treiben Sie Sport? Wenn ja, welche Sportdisziplin und wie oft wöchentlich?
- Ernährungsgewohnheiten: Besteht ein Nährstoffmangel (z. B. Vitamin-D- oder Magnesium-Mangel)?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Liegen bekannte Muskel-Skelett-Erkrankungen vor (z. B. rheumatoide Arthritis, Arthrose, Osteoporose)?
- Bestehen Erkrankungen, die mit Gelenkbeschwerden assoziiert sind (z. B. Gicht, Diabetes mellitus, Psoriasis (Schuppenflechte))?
- Wurden bereits Eingriffe am Ellenbogen oder an anderen Gelenken durchgeführt?
- Wurde eine Strahlentherapie im Bereich der Gelenke durchgeführt?
- Bestehen Allergien, insbesondere auf Medikamente oder Kontrastmittel?
Medikamentenanamnese
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein? Falls ja, welche?
- nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac?
- Kortikosteroide?
- Medikamente zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen (z. B. Gicht- oder Diabetesmedikation)?
- Haben Sie in der Vergangenheit Schmerzmittel oder andere Medikamente zur Behandlung der Beschwerden eingenommen?
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.