Dupuytren-Krankheit (Morbus Dupuytren) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Dupuytren-Krankheit (Morbus Dupuytren) ist eine gutartige, langsam fortschreitende, fibroproliferative Erkrankung der Palmarfaszie (Sehnenplatte in der Hohlhand). Sie führt zur Bildung von Knoten und fibrösen Strängen in der Handfläche, die letztlich zu einer Beugekontraktur der Finger führen können. Die genaue Ursache ist nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische Faktoren sowie äußere Einflüsse wie Rauchen, Alkoholmissbrauch und Handverletzungen eine Rolle.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
Initialer Pathomechanismus:
- Genetische Prädisposition: Es besteht eine familiäre Häufung der Dupuytren-Krankheit, was auf eine genetische Veranlagung hinweist. Bestimmte Genvarianten erhöhen das Risiko, an der Krankheit zu erkranken.
- Extrinsische Faktoren: Äußere Faktoren wie Alkoholmissbrauch, Rauchen und Handtraumata können eine Rolle in der Entstehung der Krankheit spielen. Diese Faktoren fördern eine mikrovaskuläre Ischämie (Minderdurchblutung der kleinen Gefäße), die den pathologischen Umbau des Bindegewebes in der Hand begünstigt.
- Beispiele: Wiederholte Verletzungen oder Belastungen der Hand führen zu einer gestörten Heilung und fördern die Bildung von Narbengewebe in der Palmarfaszie.
Molekulare und zelluläre Veränderungen:
- Hyperproliferation von Fibroblasten: Die Fibroblasten (Bindegewebszellen) in der Palmarfaszie beginnen, sich unkontrolliert zu vermehren. Diese Zellen sind verantwortlich für die Produktion von Kollagen und anderen Strukturproteinen, die das Bindegewebe der Hand formen.
- Umwandlung zu Myofibroblasten: Einige der Fibroblasten wandeln sich in Myofibroblasten (Zellen mit Eigenschaften von glatten Muskelzellen) um, die sich zusammenziehen können. Dies führt zu einer Schrumpfung des Gewebes und damit zu einer Verkürzung der Palmarfaszie.
- Mediatoren: Der Prozess wird durch die Freisetzung von Interleukin-1 (entzündungsfördernder Botenstoff) gefördert, der die Umwandlung von Fibroblasten in Myofibroblasten beschleunigt.
Entwicklung struktureller Veränderungen:
- Knotenbildung: Zunächst bilden sich knotige Strukturen in der Palmarfaszie, die tastbar sind. Diese Knoten bestehen aus vermehrtem Kollagen und Fibroblasten.
- Strangbildung: Mit der Zeit bilden sich aus den Knoten fibröse Stränge, die sich entlang der Beugesehnen der Finger erstrecken und diese fixieren.
- Folge: Die betroffenen Finger, meist der Ring- und Kleinfinger, werden zunehmend in einer Beugeposition fixiert und können nicht mehr vollständig gestreckt werden.
Sekundäre pathophysiologische Veränderungen
Veränderungen in der Gewebsarchitektur:
- Fibrosierung der Palmarfaszie: Die fortschreitende Vermehrung von Bindegewebe führt zu einer Verdickung und Verkürzung der Palmarfaszie, was die Beweglichkeit der Finger weiter einschränkt.
- Kontrakturenbildung: Die Schrumpfung des Gewebes, bedingt durch die Aktivität der Myofibroblasten, führt zu fixierten Beugekontrakturen der Finger.
- Folge: Die Finger bleiben dauerhaft in einer gebogenen Position, was zu einer erheblichen Einschränkung der Handfunktion führt.
Beteiligung des umgebenden Gewebes:
- Beugesehnen: Die fibrösen Stränge, die sich in der Palmarfaszie bilden, ziehen an den Beugesehnen der Finger, wodurch die Finger in Beugeposition gehalten werden.
- Folge: Die Beweglichkeit der Finger ist stark eingeschränkt, was die Greif- und Haltefunktion der Hand beeinträchtigt.
Vaskuläre Veränderungen:
- Mikrovaskuläre Ischämie: Die Minderdurchblutung der kleinen Gefäße führt zu einem Sauerstoffmangel in den betroffenen Gewebebereichen, was den Umbauprozess der Palmarfaszie weiter fördert.
- Folge: Durch die verminderte Durchblutung kommt es zu einer weiteren Verschlechterung der Gewebequalität.
Klinische Manifestation
Leitsymptome:
- Knotige Verdickungen: Die Patienten bemerken tastbare, knotige Veränderungen in der Handfläche, meist im Bereich des Ring- und Kleinfingers.
- Lokalisation: Die Knoten treten typischerweise in der Nähe der Beugesehnen auf und führen mit der Zeit zu einer Bewegungseinschränkung der betroffenen Finger.
- Bewegungseinschränkungen: Die betroffenen Finger, insbesondere der Ring- und Kleinfinger, lassen sich nicht mehr vollständig strecken.
- Symptome: Die Patienten klagen über eine zunehmende Beugung der Finger, die im Verlauf der Krankheit fortschreitet.
Fortgeschrittene Symptome:
- Strangbildung: Mit der Zeit entstehen fibröse Stränge, die die Beugesehnen fixieren und die Finger dauerhaft in Beugestellung halten.
- Folge: In fortgeschrittenen Stadien können die Finger nicht mehr gestreckt werden, was die Funktionalität der Hand erheblich einschränkt.
- Schmerzen: In späteren Stadien können Schmerzen auftreten, insbesondere bei dem Versuch, die kontrahierten Finger zu bewegen.
Progression und Organbeteiligung
Lokale Gewebeveränderungen:
- Fortschreitende Fibrosierung: Die fortschreitende Vermehrung und Verdickung des Bindegewebes führt zu einer zunehmenden Einschränkung der Fingerbeweglichkeit.
- Folge: Die Finger können nicht mehr gestreckt werden, und die Hand verliert an Funktionalität.
- Fixierte Beugekontraktur: Durch die Strangbildung und die Aktivität der Myofibroblasten bleiben die Finger dauerhaft in einer gebeugten Position.
- Folge: Die Patienten können alltägliche Aufgaben wie Greifen, Schreiben oder Öffnen von Flaschen nicht mehr problemlos ausführen.
Systemische Auswirkungen bei chronischen Verläufen:
- Funktionseinschränkungen: In fortgeschrittenen Stadien ist die Handbeweglichkeit so stark eingeschränkt, dass alltägliche Aufgaben nicht mehr ohne Hilfe ausgeführt werden können.
- Beispiele: Schwierigkeiten beim Greifen von Gegenständen oder bei feinmotorischen Tätigkeiten wie dem Zuknöpfen von Kleidung.
Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden
Beeinträchtigung der mechanischen Eigenschaften:
- Verlust der Streckfähigkeit: Durch die fortschreitende Fibrosierung und Strangbildung verlieren die Finger ihre Fähigkeit, gestreckt zu werden.
- Folge: Die Greiffunktion der Hand ist stark beeinträchtigt, was zu Problemen bei der Ausführung von alltäglichen Aufgaben führt.
- Fixierte Beugehaltung: Die Finger bleiben dauerhaft in einer gebeugten Position fixiert, was die Funktionalität der Hand erheblich einschränkt.
Langfristige Folgen:
- Verlust der Handfunktion: In fortgeschrittenen Stadien der Krankheit kann die Funktion der Hand so stark eingeschränkt sein, dass operative Maßnahmen notwendig werden, um die Beweglichkeit der Finger wiederherzustellen.
Regenerative und kompensatorische Prozesse
Versuche der Geweberegeneration:
- Fehlgeschlagene Geweberegeneration: Der Körper versucht, das geschädigte Gewebe zu reparieren, jedoch führt die chronische Überproduktion von Fibroblasten zu einer weiteren Verdickung der Palmarfaszie und nicht zu einer vollständigen Regeneration.
- Folge: Die Regenerationsprozesse bleiben unvollständig, und das Gewebe verhärtet weiter.
Kompensatorische Anpassungsmechanismen:
- Überlastung der Handmuskulatur: Um die eingeschränkte Funktionalität der betroffenen Finger zu kompensieren, werden andere Muskeln in der Hand stärker beansprucht.
- Folge: Dies führt zu einer Überlastung und Ermüdung der nicht betroffenen Handmuskulatur.
Limitierende Faktoren für Regeneration und Heilung:
- Chronische Entzündung: Die anhaltende Entzündungsreaktion und die vermehrte Produktion von Bindegewebszellen verhindern eine vollständige Heilung und führen zur weiteren Verhärtung des Gewebes.
- Fibrosebildung: Die vermehrte Bildung von Narbengewebe verhindert eine vollständige Regeneration des betroffenen Gewebes und führt zu dauerhaften Bewegungseinschränkungen.
Zusammenfassung
Die Dupuytren-Krankheit ist eine langsam fortschreitende, fibroproliferative Erkrankung, die durch eine Vermehrung von Bindegewebszellen in der Palmarfaszie gekennzeichnet ist. Genetische Prädispositionen und äußere Faktoren wie Alkoholmissbrauch, Rauchen und Handtraumata spielen eine zentrale Rolle in der Entstehung der Erkrankung. Der fortschreitende Umbau des Gewebes führt zu einer dauerhaften Verkürzung der Palmarfaszie, die eine Beugekontraktur der Finger verursacht.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern (Zusammenspiel multipler Gene: inzwischen sind 26 mit Morbus Dupuytren assoziierte Genombereiche identifiziert): familiäre Häufung
- Ethnische Herkunft – 17 % in Afrika, 15 % in Asien, 10 % in Europa und 2 % in Amerika
- Berufe – manuelle Arbeit für Personen unter 60 Jahren (Zusammenhang mit Vibrationen)
Verhaltensbedingte Ursachen
- Ernährung
- Mangel an antioxidativen Nährstoffen – Eine Ernährung mit wenig antioxidativen Stoffen wie Vitamin C und E könnte die Entzündungsneigung in Geweben fördern.
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Regelmäßiger Konsum über den Schwellenwert (Frau: > 40 g/Tag; Mann: > 60 g/Tag) steht in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Morbus Dupuytren.
- Tabak (Rauchen) – Nikotin fördert die Gefäßverengung, was die Durchblutung und Heilung der betroffenen Gewebe beeinträchtigen kann.
- Körperliche Aktivität
- Manuelle Überlastung – Wiederholte mechanische Belastung der Hand (z. B. durch schwere körperliche Arbeit oder wiederholte Griffbewegungen) kann die Entstehung von Morbus Dupuytren begünstigen.
Krankheitsbedingte Ursachen
- Alkoholabusus
- Diabetes mellitus (Typ 1 und 2) – Diabetes mellitus Typ 1 zeigt schwere Verläufe
- Epilepsie
- Lebererkrankungen (z. B. Leberzirrhose)
Operationen
- Operationen an der Hand
Weitere Ursachen
- Traumata der Hand