Dupuytren-Krankheit (Morbus Dupuytren) – Einleitung
Morbus Dupuytren (MD) bezeichnet eine idiopathische Erkrankung der Palmaraponeurose (Sehnenplatte der Innenhand). Diese Erkrankung ist nach dem französischen Chirurgen Baron Guillaume Dupuytren benannt, der sie 1832 in Paris erstmals beschrieb.
Synonyme und ICD-10: Dupuytren-Kontraktur, Wikingerkrankheit; ICD-10-GM M72,-: Fibromatosen
Anatomie und Funktionen
Morbus Dupuytren betrifft die Palmaraponeurose, eine Sehnenplatte in der Hohlhand, die die Fortsetzung der Sehne des langen Hohlhandmuskels darstellt. Diese Struktur spielt eine wesentliche Rolle bei der Beugung der Finger. Die Erkrankung führt zu einer knotigen, strangartigen Verhärtung der Palmaraponeurose mit einer Zunahme des derben Bindegewebes (Fibrose), was zu einer Beugekontraktur der Fingergelenke führen kann. In fortgeschrittenen Fällen werden die Finger durch den Zug des verhärteten Bindegewebes zur Beugung gezwungen und können nur schwer bzw. gar nicht wieder gestreckt werden.
Formen der Erkrankung
Morbus Dupuytren wird den benignen Fibromatosen (gutartige Bindegewebswucherungen) zugeordnet. Ein ähnliches Krankheitsbild, das den Fuß betrifft, wird als Morbus Ledderhose bezeichnet.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer sind 3- bis 4-mal häufiger betroffen als Frauen und haben ein 15-faches Risiko, einen klinisch operationspflichtigen Befund zu entwickeln.
Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens liegt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Weltweit liegt die Prävalenz bei etwa 8 %. Die höchsten Prävalenzen wurden in Afrika mit ca. 17 %, in Asien mit 15 %, in Europa mit 10 % und in Amerika mit 2 % berichtet [1, 2].
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz steigt mit dem Alter und liegt bei etwa 5 von 10.000 (unter 50 Jahren), steigt auf 15 (50-59 Jahre), 30 (60-69 Jahre) und 40 (70-79 Jahre) [1, 2].
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Schubweise, individuell sehr unterschiedlich.
- Häufig erst bei fortgeschrittenem Stadium symptomatisch.
Prognose
- Nicht heilbar, aber gut behandelbar.
- Konservative Maßnahmen (Ultraschall, Laser, Injektionen von Steroiden, Enzymen wie Trypsin oder Kollagenasen, Vitamin E) zeigen bisher keine signifikanten Erfolge.
- Ab Stadium 2 und bei funktionellen Defiziten wird eine operative Therapie erwogen.
- Postoperative Komplikationen können Taubheitsgefühle in den operierten Bereichen umfassen.
- Eine Strahlentherapie kann vor dem Entstehen von Kontrakturen oder zur Verzögerung des Krankheitsverlaufs eingesetzt werden und gilt als individueller Heilversuch.
Komorbiditäten
- Morbus Ledderhose: Idiopathische Fibrosierung der Plantaraponeurose der Fußsohle.
- Induratio penis plastica (IPP): Eine Erkrankung des Penis, die ebenfalls durch Fibrosierungen gekennzeichnet ist.
- Garrods Knöchelpolster: Verdickungen (0,5-2,0 cm Durchmesser) auf den Mittel- oder Grundgelenken der Finger.
Literatur
- Salari N, Heydari M, Hassanabadi M et al.: The worldwide prevalence of the Dupuytren disease: a comprehensive systematic review and meta-analysis. J Orthop Surg Res. 2020; 15: 495
- Nordenskjöld J, Englund M, Zhou C, Atroshi I: Prevalence and incidence of doctor-diagnosed Dupuytren’s disease: a population-based study. J Hand Surg Eur Vol. 2017; 42: 673-677 doi: 10.1177/1753193416687914.