Deformitäten der Hüfte – Prävention
Zur Prävention der Deformitäten der Hüfte muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mangelernährung in der frühen Kindheit: Ein Mangel an Calcium und Vitamin D kann die Knochenentwicklung beeinträchtigen und das Risiko für Deformitäten erhöhen.
- Überernährung: Übergewicht kann die Belastung der Hüftgelenke im Kindesalter verstärken und zu Fehlstellungen führen.
- Genussmittelkonsum während der Schwangerschaft
- Tabak (Rauchen): Reduziert die Sauerstoffversorgung des Fötus und kann die normale Entwicklung der Hüftgelenke beeinträchtigen.
- Alkohol: Kann die fetale Entwicklung beeinflussen und das Risiko für Deformitäten erhöhen.
- Körperliche Aktivität
- Bewegungsmangel bei Kleinkindern: Fehlende Mobilität in den ersten Lebensjahren kann die Entwicklung der Hüftgelenke beeinträchtigen.
- Fehlhaltungen bei älteren Kindern: Lang andauerndes Sitzen in ungünstigen Positionen, wie dem W-Sitz, kann zu einer ungleichmäßigen Belastung der Hüfte führen.
- „Swaddling“ (Pucken) von Säuglingen
- Unsachgemäßes Wickeln, das die Beine in gestreckter Position fixiert, kann das Risiko für Hüftdysplasie um das 3,5-fache erhöhen, insbesondere bei späten Diagnosen nach dem dritten Lebensmonat [1].
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährungsunterstützung
- Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Calcium und Vitamin D in der Schwangerschaft und frühen Kindheit.
- Ausgewogene Ernährung zur Förderung einer gesunden Knochenentwicklung und Vermeidung von Übergewicht.
- Korrektes Pucken und Tragen
- Förderung der Anhock-Spreiz-Haltung bei Säuglingen durch ergonomische Wickeltechniken und geeignete Babytragen.
- Bewegungsförderung
- Gezielte Mobilitätsübungen und Bewegungsförderung im Kindesalter zur Unterstützung der Hüftgelenkentwicklung.
- Aufklärung der Eltern
- Schulung über Risiken von unsachgemäßem Pucken und die Bedeutung von Hüftscreenings.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention richtet sich an Kinder, bei denen bereits Risikofaktoren für Hüftdeformitäten vorliegen:
- Früherkennung und Diagnostik
- Ultraschalluntersuchungen der Hüfte bei Neugeborenen und Kleinkindern zur frühzeitigen Erkennung von Hüftdysplasie.
- Therapie von Hüftdysplasien
- Frühzeitige Anwendung von Spreizhosen oder Schienen, um Fehlstellungen zu korrigieren und die Hüftgelenke zu stabilisieren.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt auf Kinder und Jugendliche ab, die bereits eine behandelte Hüftdeformität hatten:
-
Langfristige orthopädische Betreuung
- Regelmäßige Kontrollen der Hüftentwicklung zur Vermeidung von Spätfolgen wie Arthrose oder Fehlstellungen.
-
Gezielte Physiotherapie
- Unterstützung der Beweglichkeit und Kräftigung der Hüftmuskulatur zur Reduzierung von Komplikationen.
Literatur
- Studer K et al.: Increase in late diagnosed developmental dysplasia of the hip in South Australia: risk factors, proposed solutions. Med J Aust 2016; 204 (6): 240. doi: 10.5694/mja15.01082