Deformitäten der Hüfte – Operative Therapie

Hüftdeformitäten können angeboren oder erworben sein und erfordern je nach Schweregrad eine konservative oder operative Therapie. Die chirurgische Behandlung umfasst Repositionen (Zurückbringen in eine annähernde Normallage oder Normalstellung), Osteotomien (Knochenumstellungen) und endoprothetische Maßnahmen.

Reposition bei Hüftdysplasie

Offene Reposition

  • Indikation: Persistierende Hüftluxation (Verrenkung des Hüftgelenks) trotz konservativer Therapie.
  • Zeitpunkt: Vor dem 12. Lebensmonat zur Reduktion des Risikos einer Hüftkopfnekrose (Absterben des Hüftkopfes durch Durchblutungsstörung).
  • Operativer Zugang:
    • Anteriorer (vorderer) Zugang – Standardverfahren für offene Repositionen.
    • Alternativer medialer oder anterolateraler Zugang in speziellen Fällen.
  • Postoperative Fixierung:
    • Fettweis-Gips oder Pavlik-Bandage zur Stabilisierung.

Arthroskopische Reposition

  • Minimal-invasive Alternative zur offenen Reposition bei milderen Formen.
  • Vorteile: Geringerer Weichteilschaden, schnellere Rehabilitation.
  • Limitationen:
    • Bei schweren Dysplasien bleibt die offene Reposition das Verfahren der Wahl.

Osteotomien bei Hüftdysplasie oder Restdeformitäten

Proximale Femurosteotomien (Oberschenkelumstellungen)

  • Indiziert bei persistierenden Fehlstellungen nach einer Reposition.
  • Ziel: Verbesserung der biomechanischen Verhältnisse durch Korrektur des Antetorsionswinkels oder CCD-Winkels.
  • Verfahren:
    • Varisierungsosteotomie – Verringerung des CCD-Winkels bei Valgus-Fehlstellung.
    • Derotationsosteotomie – Korrektur von Rotationsfehlstellungen.
    • Intertrochantäre Osteotomie – Korrektur von Schenkelhalsdeformitäten.

Beckenosteotomien (Korrektureingriffe an der Hüftpfanne)

  • Periacetabuläre Osteotomie nach Ganz (PAO)
    • Indikation: Hüftdysplasie bei Jugendlichen und Erwachsenen.
    • Ziel: Bessere Überdachung des Hüftkopfes durch Drehung der Gelenkpfanne.
  • Triple-Osteotomie nach Tönnis
    • Alternative zur PAO mit zusätzlicher Korrektur der Schambeinfuge.

Reposition bei akuter Hüftluxation (plötzliche Ausrenkung des Hüftgelenks)

Geschlossene Reposition

  • Erste Maßnahme bei akuter Luxation.
  • Verfahren:
    • Bigelow-Manöver – Reposition durch Streckung und Außenrotation.
    • Allis-Manöver – Reposition in Rückenlage mit axialem Zug.
  • Postoperative Kontrolle: MRT zur Beurteilung von Weichteileinklemmungen oder Hüftkopfnekrose.

Offene Reposition

  • Indiziert, wenn die geschlossene Reposition fehlschlägt oder Weichteile die Hüftreduktion blockieren.
  • Nachsorge: Orthesenversorgung (z. B. Abduktionsorthese) zur Stabilisierung.

Chirurgische Korrektur bei Spätfolgen

Hüftarthroskopie

  • Indikation: Femoroazetabuläres Impingement (FAI) oder frühe Arthrose.
  • Ziel: Entfernung von knöchernen Anbauten zur Verbesserung der Gelenkmechanik.

Hüftendoprothetik (TEP, Totalendoprothese)

  • Indikation: Sekundäre Coxarthrose (Hüftgelenksarthrose) mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
  • Verfahren:
    • Zementfreie oder zementierte Implantate, je nach Knochenqualität.
    • Minimal-invasive Techniken zur Schonung der Muskulatur.

Zusammenfassung der chirurgischen Therapieoptionen

Indikation Therapieverfahren Bemerkung
Hüftdysplasie Offene Reposition Vor dem 12. Lebensmonat empfohlen
  Arthroskopische Reposition Bei milden Fällen als Alternative
  Proximale Femurosteotomie Bei persistierenden Fehlstellungen nach Reposition
Hüftluxation (akut) Geschlossene Reposition Erste Maßnahme, sofort durchzuführen
  Offene Reposition Bei fehlgeschlagener geschlossener Reposition
Restdeformitäten Periacetabuläre Osteotomie (PAO) Zur Verbesserung der Pfannenüberdachung
  Triple-Osteotomie Alternative zur PAO
  Hüftarthroskopie Behandlung von FAI
Arthrose Hüft-TEP Bei fortgeschrittener Gelenkzerstörung

Diese chirurgischen Verfahren ermöglichen eine individuell angepasste Therapie je nach Schweregrad der Hüftdeformität und dem Krankheitsstadium.