Brustkorbverletzung (Thoraxtrauma) – Operative Therapie

Das Thoraxtrauma umfasst Verletzungen des Brustkorbs, die durch stumpfe oder penetrierende Gewalt verursacht werden können. Es stellt in der Notfallmedizin eine erhebliche Herausforderung dar, da thorakale Verletzungen oft vital bedrohlich sind und eine rasche Diagnostik sowie gezielte Therapie erfordern.

Primäre Maßnahmen und Notfallversorgung

  • Ziel: Sicherung der Atemwege, Kreislaufstabilisierung und schnelle Identifikation potenziell lebensbedrohlicher Zustände.
  • Entscheidende Verfahren:
    • Intubation (Einführen eines Tubus in die Trachea).
    • Thoraxdrainage (Ableitung von Luft oder Flüssigkeit aus der Pleurahöhle).
    • Thorakotomie (chirurgische Eröffnung des Brustkorbs).

Indikationen für eine Intubation

Eine Intubation ist indiziert bei:

  • Respiratorischer Insuffizienz (Ateminsuffizienz): Störung der mechanischen Atmung, die zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung führt.
  • Instabilem Thorax: Bewegungsparadoxe durch Rippenserienfrakturen, die eine suffiziente Atmung beeinträchtigen.
  • Schwerem Thoraxtrauma: Kombination aus Frakturen, Hämatothorax oder Pneumothorax, die zu einem Atemversagen führen können.
  • Polytrauma (Mehrfachverletzung): Notwendigkeit der Atemwegssicherung bei polytraumatisierten Patienten.
  • GCS (Glasgow Coma Scale) < 9: Bewusstseinsstörung, die eine Sicherung der Atemwege erforderlich macht.

Indikationen für eine Thoraxdrainage

Eine Thoraxdrainage ist erforderlich bei:

  • Pneumothorax (Lungenkollaps): Luftansammlung zwischen Pleura viszeralis (Lungenfell) und Pleura parietalis (Brustfell).
  • Spannungspneumothorax: Lebensbedrohliche Verlagerung mediastinaler Strukturen durch Überdruck.
  • Hämatopneumothorax: Gleichzeitige Ansammlung von Blut und Luft in der Pleurahöhle.
  • Rippenserienfraktur: Bei Atemproblemen und/oder Pneumothorax.
  • Hautemphysem: Luftansammlung im Unterhautgewebe infolge thorakaler Verletzungen.
  • Unklarer Abfall des Blutdrucks: Hinweis auf thorakale Blutung oder Luftansammlung.
  • Hohe Beatmungsdrücke: Erforderlich bei massivem Lungenkompressionssyndrom.
  • Lufttransport: Aufgrund des Druckabfalls in großen Höhen.

Hinweis: Etwa 20 % der Patienten mit Thoraxtrauma benötigen eine Thoraxdrainage.

Spezielle Maßnahmen bei Hämatothorax

  • Großlumige Thoraxdrainage: Bei Hämatothorax (Ansammlung von Blut im Pleuraraum) erforderlich, meist mittels Minithorakotomie (kleine chirurgische Öffnung des Brustkorbs).
  • Indikationen zur Thorakotomie:
    • Initialer Blutverlust von > 1,5 Liter nach Drainage.
    • Persistierende Blutung mit > 250 ml/Stunde über 4 Stunden.

Indikationen für thoraxchirurgische Eingriffe

Thoraxchirurgische Eingriffe sind erforderlich bei:

  • Herzbeuteltamponade (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel): Durch Punktion oder chirurgischen Eingriff zu behandeln.
  • Offenem Thoraxtrauma: Persistierende Verletzungen von Herz, Gefäßen, Tracheobronchialsystem oder Ösophagus.
  • Ösophagusruptur (Speiseröhrenriss): Notfalloperation zur Vermeidung schwerwiegender Infektionen.
  • Stumpfem Thoraxtrauma: Mit persistierenden Blutungen oder Gefäßverletzungen.
  • Tracheobronchialen Rupturen: Chirurgische Reparatur bei schwerwiegenden Atemwegsverletzungen.
  • Zwerchfellruptur (Riss im Zwerchfell): Operative Rekonstruktion.

Thorakotomie: Indikation und Technik

Eine Thorakotomie (chirurgische Eröffnung des Brustkorbs) wird durchgeführt bei:

  • Anfänglichem Blutverlust von > 1,5 Liter nach Thoraxdrainage.
  • Persistierendem Blutverlust von > 250 ml/Stunde über mehr als vier Stunden.
  • Zugangstechniken:
    • Anterolateral (vorne seitlich): Über einen Interkostalraum (Raum zwischen zwei Rippen).
    • Posterolateral (hinten seitlich): Besserer Zugang zu dorsalen Strukturen.
    • Rippenresektion: Entfernung einer Rippe zur besseren Exposition bei komplexen Verletzungen.

Kombinierte Versorgung und Nachsorge

  • Analgesie (Schmerztherapie): Essenziell zur Förderung der Atemmechanik und Vermeidung von Komplikationen wie Pneumonie.
  • Atemtherapie: Unterstützt die Lungenbelüftung und fördert die Sekretmobilisation.
  • Rehabilitation: Zielgerichtete Mobilisation und Atemtraining zur Wiederherstellung der Lungenfunktion.

Zusammenfassung der Traumaversorgung

  • Primäre Maßnahmen: Sicherung der Atemwege und Drainage bei Pneumothorax oder Hämatothorax.
  • Chirurgische Eingriffe: Indiziert bei persistierenden Blutungen, offenen Verletzungen und schweren thorakalen Schäden.
  • Technische Durchführung: Thorakotomie mit gezieltem Zugang je nach Verletzungsmuster.