Bauchtrauma (Abdominaltrauma) – Operative Therapie
Ein Bauchtrauma umfasst sowohl stumpfe als auch perforierende Verletzungen des Bauchraums. Diese Verletzungen können lebensbedrohlich sein und erfordern eine rasche diagnostische und therapeutische Abklärung. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen unterscheiden sich die Pathophysiologie und die Behandlungsstrategien, weshalb eine differenzierte Betrachtung erforderlich ist.
Diagnostische Hinweise
Kinder
Bei Kindern deuten folgende Faktoren mit hoher Wahrscheinlichkeit auf intraabdominelle Verletzungen (Verletzungen in der Bauchhöhle) hin [1, 2, 3]:
- Abdomineller Druckschmerz
- Femurfraktur (Oberschenkelknochenbruch)
- Niedriger systolischer Blutdruck
- Initialer (anfänglicher) Hämatokrit < 30 %
- Hämaturie (Blut im Urin) – [> 5 Erythrozyten/Gesichtsfeld]
- Erhöhung der Leberparameter:
- Alanin-Aminotransferase (ALT) [> 125 U/l]
- Aspartat-Aminotransferase (AST) [> 200 U/l]
Erwachsene
Bei Erwachsenen können intraabdominelle Verletzungen anhand folgender klinischer und laborchemischer Parameter diagnostiziert werden:
- Abdomineller Druck- oder Klopfschmerz
- Abwehrspannung – Zeichen einer Peritonitis (Bauchfellentzündung)
- Hämaturie – Nachweis von Blut im Urin
- Hypotonie (niedriger Blutdruck) und Tachykardie (Herzrasen) – Hinweis auf hämodynamische Instabilität
- Freie Flüssigkeit in der Sonographie (Ultraschall) – Hinweis auf Blutungen oder Perforationen
- Erhöhte Entzündungsparameter (z. B. CRP, Leukozytenzahl/Anzahl der weißen Blutkörperchen)
Therapie
Stumpfes Bauchtrauma
Kinder
- In der Mehrheit der Fälle mit isolierten parenchymatösen Organläsionen ist eine konservative Therapie ausreichend („non-operative management“).
- Maßnahmen zur Stabilisierung des Kreislaufs:
- Infusionstherapie
- Gabe von Katecholaminen (z. B. Noradrenalin)
- Transfusion von Erythrozytenkonzentraten bei hohem Blutverlust.
- Indikation für eine Operation:
- Erythrozytenbedarf > 25 ml/kg in den ersten 2 Stunden.
- Erythrozytenbedarf > 40 ml/kg innerhalb der ersten 24 Stunden.
- In solchen Fällen ist ein chirurgischer Eingriff schnellstmöglich durchzuführen, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden [4].
Erwachsene
- Konservative Therapie bei stabilen Kreislaufverhältnissen und isolierten Organverletzungen.
- Operative Therapie bei:
- Anhaltende hämodynamische Instabilität trotz Volumentherapie.
- Nachweis freier Luft in der Bildgebung – Hinweis auf Organperforation.
- Ausgedehnten Gefäßverletzungen oder massive Blutung.
Perforierende Bauchverletzungen
Kinder und Erwachsene:
- Grundsätzliche Indikation für eine Laparotomie (Eröffnung der Bauchhöhle), da das Risiko von Organverletzungen und septischen Komplikationen hoch ist.
- Zusätzliche Maßnahmen:
- Antibiotikatherapie zur Vermeidung von Peritonitis.
- Chirurgische Versorgung der Organverletzungen.
Prognose
Wenn die Blutungen rechtzeitig gestillt und der Blutverlust ausgeglichen wird, heilen die meisten Verletzungen ohne langfristige Komplikationen aus. Entscheidend sind hierbei die rasche Diagnosestellung und eine adäquate Therapie.
Literatur
- Holmes JF, Mao A, Awasthi S et al.: Validation of a prediction rule for the identification of children with intra-abdominal injuries after blunt torso trauma. Ann Emerg Med. 2009 Oct;54(4):528-33. doi: 10.1016/j.annemergmed.2009.01.019.
- Holmes JF, Sokolove PE, Brant WE et al.: Identification of children with intra-abdominal injuries after blunt trauma. Ann Emerg Med 2002 May;39(5):500-9.
- Hynick NH, Brennan M, Schmit P et al.: Identification of blunt abdominal injuries in children. J Trauma Acute Care Surg. 2014 Jan;76(1):95-100. doi: 10.1097/TA.0b013e3182ab0dfa.
- Weinberg AM, Tscherne H: Unfallchirurgie im Kindesalter. Springer, Berlin Heidelberg New York Tokio 2006