Brustwirbelsäulen-Syndrom (BWS-Syndrom) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das BWS-Syndrom (Brustwirbelsäulen-Syndrom) ist eine Sammelbezeichnung für Schmerzen und Funktionsstörungen im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS). Die Pathogenese dieses Syndroms ist multifaktoriell und kann auf funktionelle Störungen, mechanische Belastungen sowie auf degenerative Veränderungen zurückgeführt werden. Häufig sind Intervertebralgelenke (Zwischenwirbelgelenke) und Costotransversalgelenke (Wirbel-Rippen-Gelenke) betroffen.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

  • Funktionelle Störung der Intervertebralgelenke: Die Intervertebralgelenke verbinden die Wirbelkörper der Brustwirbelsäule miteinander. Funktionsstörungen oder Blockaden dieser Gelenke können zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Typische Ursachen sind Fehlbelastungen, statische Haltungsfehler oder mangelnde Mobilität.
  • Costotransversalgelenke (Wirbel-Rippen-Gelenk): Diese Gelenke stellen die Verbindung zwischen den Brustwirbeln und den Rippen dar. Störungen in diesen Gelenken, wie Subluxationen (unvollständige Verrenkungen) oder Arthrose (Gelenkverschleiß), können zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen, die typischerweise bei Bewegungen des Rumpfes oder tiefem Ein- und Ausatmen verstärkt werden.
  • Muskelverspannungen: Muskelverspannungen in der paravertebralen Muskulatur (Muskeln entlang der Wirbelsäule) entstehen häufig durch Fehlhaltungen, Überbelastung oder psychischen Stress. Diese Verspannungen führen zu einer Überlastung der Gelenke und können das Schmerzbild des BWS-Syndroms verschlimmern.
  • Degenerative Veränderungen: Im Verlauf der Zeit können sich degenerative Veränderungen an den Bandscheiben und Facettengelenken der Brustwirbelsäule einstellen. Diese Veränderungen führen zu einer Einengung der Nervenwurzeln (Radikulopathie) und sind eine häufige Ursache für chronische Schmerzen im BWS-Bereich.

Sekundäre pathophysiologische Mechanismen

  • Chronische Fehlbelastungen: Anhaltende Fehlhaltungen oder Überlastungen, z. B. durch langes Sitzen oder falsche Hebetechniken, können zu chronischen Muskelverspannungen und degenerativen Veränderungen führen. Dies kann die Beweglichkeit weiter einschränken und den Schmerz verstärken.
  • Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit: Die Blockade oder Funktionsstörung der Intervertebralgelenke und Costotransversalgelenke führt zu einer verminderten Beweglichkeit der Brustwirbelsäule, was zusätzliche Belastungen für andere Bereiche der Wirbelsäule und Rippen verursacht.

Klinische Manifestation

  • Leitsymptome:
    • Lokaler Schmerz im Bereich der Brustwirbelsäule, der sich durch Bewegung oder Druck verstärkt.
    • Bewegungseinschränkungen, besonders bei Rotation oder seitlichem Neigen des Rumpfes.
    • Schmerzen bei tiefer Atmung, verursacht durch die Bewegung der Rippen und die Beteiligung der Costotransversalgelenke.
  • Fortgeschrittene Symptome:
    • Ausstrahlende Schmerzen in den Brustkorb, die häufig mit einem Herzinfarkt verwechselt werden.
    • Druckgefühl im Brustbereich und Atemprobleme aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit der Brustwirbelsäule und Rippen.
    • Sensibilitätsstörungen oder neurologische Ausfälle, wenn Nervenwurzeln durch degenerative Veränderungen eingeklemmt werden.

Progression und Organbeteiligung

  • Muskelverspannungen: Im Verlauf des BWS-Syndroms entwickeln sich oft chronische Verspannungen der paravertebralen Muskulatur und der Schultergürtelmuskulatur, die die Beschwerden verschlimmern.
  • Facettengelenksarthrose: Länger andauernde Fehlbelastungen und Bewegungsstörungen der Intervertebralgelenke können zu einer Arthrose der Facettengelenke führen, was die chronische Schmerzsymptomatik verstärkt.

Funktionelle Auswirkungen und strukturelle Schäden

  • Beeinträchtigung der Beweglichkeit: Die eingeschränkte Beweglichkeit der Brustwirbelsäule führt zu einer verminderten Rumpfrotation und Seitenneigung, was alltägliche Bewegungen erschwert.
  • Chronische Schmerzsyndrome: Lang andauernde Schmerzreize können zu chronischen Schmerzsyndromen führen, die eine dauerhafte Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen.

Regenerative und kompensatorische Prozesse

  • Muskelentspannung: Regelmäßiges Training, Physiotherapie und gezielte Dehnungsübungen können zur Regeneration der paravertebralen Muskulatur und zur Wiederherstellung der Gelenkfunktion beitragen.
  • Kompensationsmechanismen: Andere Bereiche der Wirbelsäule und Muskulatur übernehmen häufig kompensatorische Funktionen, was jedoch langfristig zu Überlastungen in diesen Regionen führen kann.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Das BWS-Syndrom ist das Ergebnis von funktionellen Störungen der Intervertebralgelenke und Costotransversalgelenke, die durch Fehlhaltungen, Überlastungen und degenerative Prozesse verursacht werden. Muskelverspannungen und Bewegungsstörungen der Brustwirbelsäule sind häufige Folgeerscheinungen. Die Schmerzen können in den Brustkorb ausstrahlen und zu Atemproblemen führen, was die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt. Eine frühzeitige Therapie, bestehend aus gezielten Mobilisierungsübungen und physiotherapeutischen Maßnahmen, ist entscheidend, um langfristige Schädigungen zu vermeiden und die Funktionalität der Brustwirbelsäule zu erhalten.

Ätiologie (Ursachen)

Krankheitsbedingte Ursachen

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Myofasziale Verspannungen durch Fehlhaltungen wie Skoliose oder BWS-Hyperkyphose
  • Osteoporose
  • Osteoporotische Sinterungsfraktur – Wirbelkörperbruch mit Höhenminderung des Wirbelkörpers bei Osteoporose (Knochenschwund)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Hämangiomwirbel ‒ häufige vorkommender gutartiger Tumor der Wirbelsäule (Gefäßmalformation), der überwiegend im Wirbelkörper und selten im Wirbelbogen vorkommen kann

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Diskopathie (z. B. Bandscheibendegeneration)
  • Diskusprolaps (Bandscheibenvorfall)
  • Interkostalneuralgie ‒ Neuralgie (Nervenschmerz) der Brustwand entlang eines Zwischenrippennerven
  • Syringomyelie ‒ Zerstörung des Gewebes des Rückenmarks aufgrund fehlerhafter Entwicklung; bevorzugt Hals- und Brustmark

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Brustwirbelkörperfraktur (Brustwirbelkörperbruch)