Arthrose – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Röntgenaufnahmen des betroffenen Gelenkes [Röntgenzeichen eines arthrotischen Gelenkumbaus: Osteophyten (Gonarthrose: initial an der Eminentia intercondylica), verschmälerter Gelenkspalt, vermehrte subchondrale Sklerosierung und Deformierung; s. u. Kellgren- und Lawrence-Score]
    Beachte: Radiologische Veränderungen korrelieren selten mit subjektiven Beschwerden (hier: Hüftschmerzen): Mit einer Sensitivität von 36,7 % und einer Spezifität von 90,5 % ergibt sich für die Radiologie ein Vorhersagewert von nur 6,0 % [3].

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Computertomographie (CT; schnittbildgebendes Verfahren (Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen mit rechnerbasierter Auswertung), besonders gut geeignet zur Darstellung von knöchernen Verletzungen) des betroffenen Gelenkes – Befund entspricht den Röntgenaufnahmen, dabei jedoch frühere Darstellung möglich; bessere Darstellung komplexer Strukturen
  • Magnetresonanztomographie (MRT; computergestütztes Schnittbildverfahren (mittels magnetischer Felder, das heißt ohne Röntgenstrahlung); besonders gut geeignet zur Darstellung von Weichteilverletzungen) des betroffenen Gelenkes – Indikation vor allem bei Knorpel- und Meniskenschädigung; Cave (Achtung): Knorpeldefekte im Knie sind intraoperativ meist ausgedehnter [1]
  • Arthroskopie (Gelenkspiegelung) – ggf. werden kleine Gewebeproben des geschädigten Knorpels oder der Synovialflüssigkeit (Gelenkschmiere) entnommen und im Labor untersucht.
    Finden sich während der Untersuchung lose Knochenanteile oder Knorpelstückchen können diese noch im selben Eingriff durch eine Lavage (Spülung) entfernt werden.
  • Arthrosonographie (Gelenkultraschall) – dabei werden auch Gelenkergüsse, Weichteilprozesse und Flüssigkeitsansammlungen im Gelenk sichtbar. Diese Untersuchung wird auch vor einer Punktion oder Injektion durchgeführt. Die Gelenkergüsse oder Flüssigkeitsansammlungen können anschließend medikamentös – ggf. auch per Punktion – behandelt werden.
    Zählt nicht zu den Methoden der Wahl bei einer Arthrose!

Nativradiologische Einteilung der Arthrose nach dem Kellgren- und Lawrence-Score 

Osteophyten Gelenkspalt Sklerosierung Deformierung Punkte
keine oder fraglich nicht oder fraglich verschmälert keine keine 0
eindeutig eindeutig leichte leicht 1
groß fortgeschritten leicht mit Zysten deutlich 2
  aufgehoben stark mit Zystenbildung   3

Interpretation

Nach dem Kellgren-Lawrence-Score wird die radiologische Ausprägung einer Arthrose wird in fünf Grade unterteilt:

  • Grad 0 = 0 Punkte
  • Grad 1 = 1 - 2 Punkte
  • Grad 2 = 3 - 4 Punkte
  • Grad 3 = 5 - 9 Punkte
  • Grad 4 = 10 Punkte

Grad 1: Geringe subchondrale Sklerosierung. Keine Gelenkspaltverschmälerung oder Osteophyten
Grad 2: Geringe Gelenkspaltverschmälerung und beginnende Osteophytenbildung, angedeutete Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche
Grad 3: Ausgeprägte Osteophytenbildung, deutliche Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche
Grad 4: Ausgeprägte Gelenkspaltverschmälerung bis zur vollständigen Destruktion, Deformierung/Nekrosen der Gelenkpartner

Literatur

  1. Campbell AB et al.: Preoperative MRI Underestimates Articular Cartilage Defect Size Compared With Findings at Arthroscopic Knee Surgery Am J Sports Med 2013; online 16. Januar; doi: 10.1177/0363546512472044
  2. Kellgren JH, Lawrence JS: Radiological assessment of osteoarthritis. Ann Rheum Dis 1957; 16: 494-501.
  3. Kim C, Nevitt MC, Niu J et al.: Association of hip pain with radiographic evidence of hip osteoarthritis: diagnostic test study. BMJ 2015; 351 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.h5983