Arthrose – Einleitung
Die Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den fortschreitenden Abbau von Gelenkknorpel, Veränderungen der Gelenkkapsel und Schädigungen des subchondralen Knochens (Knochen unterhalb des Knorpels) gekennzeichnet ist. Diese degenerativen Prozesse führen zu Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit und, in fortgeschrittenen Stadien, zu Gelenkdeformitäten.
Synonyme und ICD-10: Ankylosierende Arthrose; Arthropathia deformans; Arthrosis deformans; Chopart-Gelenk-Arthrose; degenerative Arthropathie; degenerative Gelenkerkrankung; Großzehengrundgelenkarthrose; Coxarthrose; Osteoarthritis; Osteoarthrose; Osteoarthrosis; Osteoarthrosis deformans; degenerative Arthritis; ICD-10-GM M19.-: Sonstige Arthrose)
Anatomie und Funktionen
Das Gelenk besteht aus mehreren Strukturen, die für eine reibungslose Bewegung und Lastenübertragung verantwortlich sind. Der Gelenkknorpel bedeckt die Knochenenden und sorgt zusammen mit der Gelenkschmiere (Synovia) für eine glatte Oberfläche, die Bewegungen ohne Reibung ermöglicht. Die Synovia nährt den Knorpel und dient als Schmiermittel. Bei Arthrose wird der Knorpel allmählich abgebaut, was zu einer erhöhten Reibung, Schmerzen und schließlich zur Schädigung des darunterliegenden Knochens führt. Die Gelenkkapsel kann sich verdicken, und es können Osteophyten (Knochenauswüchse) entstehen, was zu weiteren Bewegungseinschränkungen führt.
Charakteristische Laborbefunde
- C-reaktives Protein (CRP): In der Regel normal, kann bei entzündlichen Schüben leicht erhöht sein.
- Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG): Normal, außer bei sekundärer Entzündung.
- Rheumafaktor (RF): Negativ (zum Ausschluss einer rheumatoiden Arthritis).
- Synovialflüssigkeit: Kann bei fortgeschrittener Arthrose eine erhöhte Viskosität und verringerte Zellzahl aufweisen.
Formen der Erkrankung
Arthrose kann in verschiedene Formen unterteilt werden, basierend auf ihrer Ätiologie:
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Primäre Arthrose: Entsteht durch altersbedingten Verschleiß ohne erkennbare Vorerkrankungen. Häufig aufgrund von Überbeanspruchung, z. B. bei Leistungssportlern oder Personen mit schwerer körperlicher Arbeit.
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Sekundäre Arthrose: Entwickelt sich aufgrund von Vorerkrankungen, Fehlbildungen, Verletzungen, Operationen oder anderen Faktoren wie Adipositas, die das Gelenk zusätzlich belasten.
Häufig betroffene Gelenke sind:
- Gonarthrose: Kniegelenk (61 %)
- Spondylarthrose: Wirbelsäulengelenke (55 %)
- Coxarthrose: Hüftgelenk (38 %)
- Omarthrose: Schultergelenk (26 %)
- Rhizarthrose: Daumensattelgelenk (4 %)
- Finger- und Daumengelenkarthrose: Handgelenke
Weitere spezifische Formen:
- Bouchardarthrose: Fingermittelgelenke
- Heberdenarthrose: Fingerendgelenke
- Hallux rigidus: Großzehengrundgelenk
Ursachen
Arthrose kann primär durch mechanischen Verschleiß ohne erkennbare Ursache entstehen oder sekundär als Folge anderer Erkrankungen oder Faktoren:
- Primäre Arthrose: Häufig durch Überbeanspruchung, genetische Prädisposition oder altersbedingten Verschleiß.
- Sekundäre Arthrose: Als Folge von Fehlstellungen (z. B. X- oder O-Beine), Verletzungen, entzündlichen Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis), Stoffwechselerkrankungen (z. B. Gicht) oder nach Operationen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt überwiegend im höheren Lebensalter auf, wobei der Häufigkeitsgipfel in der Regel ab dem 60. Lebensjahr liegt.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Bei Frauen beträgt die Prävalenz etwa 30 % und bei Männern etwa 25 % in der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen. Ab dem 60. Lebensjahr sind etwa die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer betroffen.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Bei etwa 20 % der Bevölkerung im sechsten Lebensjahrzehnt sind röntgenologische Zeichen einer Cox- oder Gonarthrose (Hüft- und Kniegelenkarthrose) nachweisbar.
Verlauf und Prognose
Die Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die typischerweise einen schleichenden Beginn hat und mit der Zeit fortschreitet.
Verlauf
- Frühe Phase: In den frühen Stadien der Arthrose bemerken die Patienten oft leichte Schmerzen und Steifheit, die besonders nach Ruhephasen oder zu Beginn von Bewegungen auftreten. Diese Symptome können durch körperliche Aktivität oder am Ende des Tages verstärkt werden.
- Mittlere Phase: Mit fortschreitender Erkrankung werden die Schmerzen intensiver und häufiger. Die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke nimmt ab, und es kann zu Entzündungen und Schwellungen kommen. In dieser Phase können die Symptome auch in Ruhe auftreten, was die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigt.
- Späte Phase: In den fortgeschrittenen Stadien der Arthrose können die Gelenke stark deformiert sein, was zu erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit führt. Die Schmerzen können konstant und sehr intensiv sein. Funktionsverlust und Gelenkinstabilität sind häufig, und die Patienten benötigen möglicherweise Hilfsmittel wie Gehstöcke oder Rollatoren.
Prognose
- Nicht heilbar, aber kontrollierbar: Arthrose ist nicht heilbar, aber durch eine adäquate Behandlung können die Symptome gelindert und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören Physiotherapie, Schmerzmedikation, entzündungshemmende Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel mit Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat sowie in schweren Fällen operative Eingriffe wie Gelenkersatz.
- Langfristige Auswirkungen: Ohne Behandlung kann Arthrose zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen, einschließlich chronischer Schmerzen und schwerer Beeinträchtigungen der Mobilität. Dies kann zu einer Reduktion der Selbstständigkeit und einem erhöhten Risiko für Depressionen und soziale Isolation führen.
- Individuelle Unterschiede: Der Verlauf der Arthrose variiert stark zwischen den Betroffenen. Einige Menschen haben trotz fortgeschrittener röntgenologischer Veränderungen nur geringe Symptome, während andere bereits in den frühen Stadien starke Beschwerden haben können.
Durch eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessert werden. Wichtig sind dabei regelmäßige ärztliche Kontrollen und eine Anpassung der Therapie an den individuellen Verlauf der Erkrankung.
Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)
Besonders häufig sind Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems: Die drei häufigsten Komorbiditäten, die sich nach der Diagnose Arthrose entwickelten, waren Fibromyalgie (OR 1,93; 95 % KI 1,49–2,49), Polymyalgie (1,44; 95 % KI 1,31–1,58) und chronische Rückenschmerzen (1,42; 95 % KI 1,32–1,53).
Gepoolte Prävalenzdaten auf Grundlage einer Auswertung von Daten aus vier europäischen Ländern zeigten, dass eine Reihe von Erkrankungen bei Patienten mit Osteoarthritis häufiger auftraten als bei den gematchten Kontrollen. Darunter waren allen voran chronische Rückenschmerzen (gepoolte Prävalenz: 43,8 %; 95-%-KI 33,0-54,8), Hypertonie (34,3 %; 95-%-KI 26,4-42,6), Allergie (21,2 %; 95-%-KI 10,3-34,6), Katarakt (16,0 %; 95-%-KI 9,6-23,6), Schwindel (13,8 %; 95-%-KI 13,7-13,9), Depression (12,8 %; 95-%-KI 8,2-18,6) und Diabetes mellitus (12,8 %; 95-%-KI 9,3-16,8) [1].
Literatur
- Swain S et al.: OP0230 COMORBIDITIES IN PEOPLE WITH OSTEOARTHRITIS IN FOUR EUROPEAN PRIMARY CARE SETTINGS - COMPREHENSIVE EVIDENCE FROM THE ComOA STUDY Annals of the Rheumatic Diseases 2024;83:119-120