Achillessehnenriss (Achillessehnenruptur) – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren
- Konservative Therapie: mehrwöchige Spitzfußstellung zur narbigen Ausheilung durch Annäherung der Sehnenenden. Dabei ist die volle Belastung vom ersten Tag an zu empfehlen [1].
Beachte: Eine konservative Therapie sollte möglichst rasch begonnen werden, bevor sich z. B. ein organisiertes Hämatom (Bluterguss) gebildet hat, weil dieses die Reposition (Zurückbringen in eine Normalstellung) behindern würde.
Indikation:- Dehiszenz (Auseinanderweichen) der Sehnenstümpfe in Neutralstellung < 10 mm und in 20°-Plantarflexion (Beugung in Richtung Fußsohle) die vollständige Annäherung der Sehnenstümpfe erreicht wird.
- Patienten mit geringen Mobilitätsansprüchen
- Behandlungsschema für die konservative Therapie:
- 0. - 2. Tag: Ventrale Unterschenkelschiene (Kunststofflonguette; "zur Vorderseite des Körpers") in 20°-Plantarflexion (Bewegung des Fußes im Sprunggelenk in Richtung Fußsohle = Spitzfußstellung/Zehenspitzengang), Hochlagerung, Kühlung
- 3. - 5. Tag: Spezialschuh (Therapieschuh) mit 3 cm Absatzerhöhung (24 Stunden täglich); Training an Unterarmgehstützen (UAGST)
- Tag 6. - 4. Woche: Vollbelastung im Spezialschuh mit 3 cm Absatz; isometrische Übungen, Massage, evtl. Lymphdrainage
- 4. Woche: Ultraschallkontrolle [Faserneubildung um die Ruptur, Sehnendicke 6-8 mm]
Palpation: Sehne durchgängig tastbar
Funktion: Flexion gegen Widerstand zeigt die Kontraktion des M. gastrocnemius - 5. -6. Woche: Spezialschuh mit 2 cm Absatzerhöhung; erstmals Vollbelastung!
- 7. -8. Woche: Ultraschallkontrolle [Fasertextur erkennbar; Sehnendicke 10-14 mm]
Funktion: Plantarflexionskraft gegen Widerstand möglich
Weiteres Vorgehen: Spezialschuh mit 1 cm Absatz, Vollbelastung - > 9. Woche: Weglassen des Spezialschuhs; Lauftraining, Radfahren, Schwimmen; Propriozeptionstraining
- Hinweis! Bei konservativer Therapie ist das Risiko für eine Re-Ruptur (erneutes Auftreten einer Ruptur) höher; des Weiteren besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der persistierenden (bleibenden) Kraftminderung der Plantarflexion.
- Analgetika (Schmerzmittel) bei Bedarf; ggf. Gabe von Antiphlogistika (entzündungshemmende Medikamente)
- Thromboseprophylaxe
- ACP (Autologous Conditioned Plasma)-Therapie (Verabreichung von plättchenreichen Plasma („platelet rich plasma“, PRP)): Eine randomisierte placebokontrollierte Studie mit über 200 Patienten mit Achillessehnenruptur fand keinen nennenswerten Unterschied zwischen Interventions- und Placebogruppe, sodass der Einsatz von ACP bei Weichgewebsverletzungen infrage gestellt werden muss [2].
Medizinische Hilfsmittel
- Unterarmgehstützen
- Orthesen, Spezialschuhe (Therapieschuhe)
- Schuhabsatzerhöhung
Sportmedizin
- Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
- Durchführung von Kraft- und Koordinationstraining (in einer späteren Phase der Rehabilitation)
- Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
- Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.
Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)
- Akutbehandlung: Kryotherapie (Kältetherapie)
- Physiotherapie
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
Literatur
- Barfod KW et al.: Nonoperative Dynamic Treatment of Acute Achilles Tendon Rupture: The Influence of Early Weight-Bearing on Clinical Outcome. A Blinded, Randomized Controlled Trial. J Bone Joint Surg Am 2014; 96: 1497–503; doi: 10.2106/JBJS.M.01273
- Keene DJ et al.: Platelet rich plasma injection for acute Achilles tendon rupture: PATH-2 randomised, placebo controlled, superiority trial. BMJ 2019; 367: l6132; https://doi.org/10.1136/bmj.l6132