Social Freezing: Eine moderne Option für die Familienplanung
Social Freezing (Synonyme: elektive Kryokonservierung), auch bekannt als das Einfrieren von reifen unbefruchteten Eizellen (Metaphase II) aus nicht medizinischen Gründen, hat sich in den vergangenen Jahren zu einer bedeutenden Option in der reproduktiven Medizin und der Familienplanung entwickelt. Diese Methode ermöglicht es Individuen, ihre Fruchtbarkeit zu einem späteren Zeitpunkt in ihrem Leben zu nutzen, unabhängig von den biologischen Einschränkungen, die mit dem Alter einhergehen. Der vorliegende Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Social Freezing, von seiner historischen Entwicklung bis zu den Zielen, die es verfolgt, und gibt detaillierte Einblicke in den Ablauf sowie die empfohlene Altersspanne für diese Prozedur.
Eine Studie von Shi et al. (2018) verglich den Erfolg von frischen und gefrorenen Embryotransfers bei ovulatorischen Frauen. Es wurde kein signifikanter Unterschied in der Lebendgeburtenrate zwischen beiden Methoden festgestellt. Jedoch war das Risiko des Ovariellen Hyperstimulationssyndroms (OHSS) bei Frauen, die gefrorene Embryonen verwendeten, signifikant geringer (0,6 % vs. 2 % bei frischen Transfers) [1]. Diese Ergebnisse belegen die Sicherheit und Effektivität von Social Freezing, insbesondere für Frauen, die das Risiko einer Überstimulation minimieren möchten.
Historie
Die Wurzeln des Social Freezing lassen sich bis in die 1980er-Jahre zurückverfolgen, als die Techniken des Einfrierens und Auftauens von Eizellen erste Erfolge zeigten. Ursprünglich wurde das Verfahren eingesetzt, um die Fruchtbarkeit von Krebspatientinnen vor einer Chemotherapie zu bewahren. Mit der Verbesserung der Vitrifikationstechnik – einem schnellen Einfrierprozess, der die Bildung von Eiskristallen verhindert und die Überlebenschancen der Eizellen erhöht – in den frühen 2000er-Jahren, wurde das Verfahren auch für gesunde Frauen zugänglich, die aus persönlichen oder beruflichen Gründen ihre Familienplanung aufschieben möchten.
Ziel
Das Hauptziel des Social Freezing besteht darin, Frauen die Freiheit und Flexibilität zu geben, ihre Familienplanung nach eigenen Vorstellungen und unabhängig von biologischem Zeitdruck zu gestalten. Es dient dazu, die Möglichkeiten der assistierten Reproduktionstechnologien zu erweitern und Frauen die Kontrolle über ihre reproduktive Gesundheit zu ermöglichen. Ferner kann Social Freezing als eine Form der Versicherung gegen zukünftige Fruchtbarkeitsprobleme angesehen werden, indem es Frauen ermöglicht, jüngere und potenziell gesündere Eizellen für eine spätere Verwendung aufzubewahren.
Altersgruppe und Erfolgsaussichten
Die besten Erfolgsaussichten beim Social Freezing haben Frauen in ihren späten Zwanzigern bis Mitte dreißig, da in diesem Lebensabschnitt die Eizellqualität am höchsten ist. Frauen, die ihre Eizellen in einem jüngeren Alter einfrieren, haben eine höhere Chance auf eine erfolgreiche spätere Schwangerschaft. Das Verfahren bietet vergleichbare Schwangerschaftsraten wie frische Embryonen und unterstützt Frauen bei der langfristigen Planung ihrer reproduktiven Zukunft [1].
Der Ablauf des Social Freezing
Der Prozess des Social Freezing umfasst mehrere Schritte:
- Erstberatung: Eine umfassende Beratung durch einen Facharzt, um die Eignung für das Verfahren zu bewerten und den Prozess zu erklären.
- Ovarielle Stimulation: Über einen Zeitraum von etwa 10-14 Tagen werden Medikamente zur Stimulation der Eierstöcke verabreicht, um die Produktion mehrerer Eizellen zu fördern.
- Eizellentnahme: Unter Ultraschallführung werden die Eizellen durch eine feine Nadel, die durch die Vaginalwand in die Eierstöcke eingeführt wird, entnommen. Dieser Schritt wird üblicherweise unter leichter Sedierung durchgeführt.
- Einfrieren der Eizellen: Die entnommenen Eizellen werden mittels Vitrifikation eingefroren und in flüssigem Stickstoff bei -196 °C gelagert.
- Lagerung: Die Eizellen können über Jahre hinweg gelagert werden, bis die Frau entscheidet, sie für eine Schwangerschaft zu verwenden.
Social Freezing bietet eine wertvolle Option für diejenigen, die ihre Familienplanung aufschieben möchten. Es ist jedoch wichtig, dass sich Interessierte einer umfassenden Beratung unterziehen und die mit dem Verfahren verbundenen Kosten, Risiken und Erfolgschancen sorgfältig abwägen. Die Entscheidung für Social Freezing sollte auf einer gründlichen Überlegung der eigenen Lebensziele und Umstände basieren.
Schlusswort
Social Freezing stellt eine revolutionäre Entwicklung in der Reproduktionsmedizin und Familienplanung dar, die es Frauen ermöglicht, ihre biologische Uhr anzuhalten und über ihre reproduktive Zukunft zu entscheiden. Trotz der technologischen Fortschritte und der zunehmenden Zugänglichkeit dieses Verfahrens ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich interessierte Frauen umfassend informieren und professionelle Beratung suchen. Letztlich bietet Social Freezing eine Brücke zwischen dem Wunsch nach beruflicher oder persönlicher Entwicklung und dem Traum, eine Familie zu gründen, und eröffnet damit neue Wege für Frauen, ihre Lebensziele zu verfolgen. Die Entwicklung und Verfeinerung von Social Freezing-Technologien wird zweifellos weiterhin eine wichtige Rolle in der modernen Gesellschaft spielen, indem sie individuelle Wahlmöglichkeiten erweitert und die reproduktive Autonomie stärkt.
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Literatur
- Shi Y et al.: Transfer of Fresh versus Frozen Embryos in Ovulatory Women. N Engl J Med 2018; 378:126-136 January 11, 2018 doi: 10.1056/NEJMoa1705334