Leihmutterschaft

Leihmutterschaft ist ein komplexes und ethisch umstrittenes Thema, das weltweit unterschiedliche gesetzliche Regelungen und medizinische Praktiken aufweist. In Ländern, in denen Leihmutterschaft erlaubt ist, existieren verschiedene Formen dieser Praxis. Die häufigste ist die sogenannte „gestational surrogacy“ oder Xenogravidität, bei der eine Leihmutter eine fremde Eizelle austrägt, die zuvor mit dem Samen des vorgesehenen Vaters befruchtet wurde. Dieser Artikel beleuchtet die Risiken, die mit Leihmutterschaften verbunden sind, insbesondere im Vergleich zu Schwangerschaften nach assistierten Reproduktionstechniken (ART).

Methodik und Ergebnisse der Metaanalyse

Eine Forschungsgruppe um Shinya Matsuzaki vom Internationalen Krebsinstitut in Osaka hat eine Metaanalyse durchgeführt, um die perinatalen Ergebnisse von Leihmutterschaften zu untersuchen [1]. Die Analyse umfasste sechs Studien aus den Jahren 2011 bis 2023 und berücksichtigte Daten von 28.300 Xenograviditäten sowie 1.270.662 Schwangerschaften ohne Xenograviditäten.

Hauptbefunde der Metaanalyse

  • Prävalenz und ART-Zyklen
    • Leihmutterschaften machten 3,8 % der Schwangerschaften nach dem Einsatz von ART und 0,1 % aller Schwangerschaften aus.
    • Ein höherer Anteil der Xenograviditäten erfolgte mittels gefrorener Embryotransfers (Frozen Embryo Transfer, FET).
  • Demografische Merkmale und Mehrlingsschwangerschaften
    • Leihmütter waren überwiegend Multiparae, und Leihmutterschaften waren häufiger Mehrlingsschwangerschaften.
  • Geburtshilfliche Ergebnisse
    • Die Raten an Kaiserschnitten, hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, Frühgeburten und niedrigem Geburtsgewicht waren bei Xenograviditäten und ART-Schwangerschaften ohne Leihmutter statistisch nicht signifikant unterschiedlich.
    • Im Vergleich zu natürlichen Schwangerschaften wiesen Leihmütter jedoch ein erhöhtes Risiko für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen auf.
  • Schwere Komplikationen
    • Schwere Schwangerschaftskomplikationen wie Eklampsie, HELLP-Syndrom, Bluttransfusionen und Hysterektomien (operative Gebärmutterentfernung) traten selten auf und waren vergleichbar mit natürlichen Schwangerschaften und niedriger als bei ART-Schwangerschaften ohne Leihmutter.

Diskussion der Ergebnisse

Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen, dass Leihmütter einem ähnlichen Risikoprofil ausgesetzt sind wie Frauen, die nach Einsatz von ART schwanger werden. Besonders auffällig ist das erhöhte Risiko für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen bei Leihmüttern im Vergleich zu natürlichen Schwangerschaften. Diese Befunde knüpfen an bestehendes Wissen an, zeigen jedoch auch die Notwendigkeit weiterer prospektiver Studien zur besseren Einschätzung der geburtshilflichen Ergebnisse und Komplikationen bei Leihmutterschaften.

Gesetzliche Lage in Deutschland

In Deutschland ist Leihmutterschaft gemäß § 1 Abs. 1 Nr. 7 des Embryonenschutzgesetzes verboten. Ärztliche Handlungen, die zur Durchführung einer Leihmutterschaft führen, werden strafrechtlich verfolgt, nicht jedoch die beteiligten Frauen oder intendierten Eltern. Das Bürgerliche Gesetzbuch (§ 1591) definiert die Mutter eines Kindes als die Frau, die es geboren hat, was die Leihmutterschaft rechtlich weiter verkompliziert.

Fazit

Leihmutterschaft birgt ähnliche Risiken wie ART-Schwangerschaften und zeigt spezifische Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen (Erkrankungen in der Schwangerschaft, bei denen ein erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie) das gemeinsame Hauptsymptom ist). Die aktuellen gesetzlichen Restriktionen in Deutschland reflektieren die ethischen und medizinischen Bedenken gegenüber dieser Praxis. Weitere Studien sind notwendig, um die langfristigen Auswirkungen und Risiken besser zu verstehen und informierte Entscheidungen im Rahmen der Reproduktionsmedizin treffen zu können.

Literatur

  1. Matsuzaki S et al.: Obstetric Characteristics and Outcomes of Gestational Carrier Pregnancies A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Netw Open 2024;7(7):e2422634; https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2024.22634