Menorrhagie – Operative Therapie
Die Menorrhagie (übermäßig starke Regelblutung) kann zu Anämie (Blutarmut), chronischer Erschöpfung und eingeschränkter Lebensqualität führen. Operative Eingriffe sind erforderlich, wenn konservative Maßnahmen (z. B. Hormontherapie, nichtsteroidale Antirheumatika, Tranexamsäure) nicht ausreichend wirksam sind.
Operative Therapieoptionen
1. Abrasio (Gebärmutterausschabung)
- Indikation:
- Diagnostische Maßnahme zur histologischen Untersuchung des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut) bei ungeklärten Blutungen.
- Kurzfristige Therapieoption, insbesondere bei akuten, starken Blutungen.
- Verfahren:
- Entfernung der Schleimhaut mittels Kürette oder Saugkürette.
- Gewebe wird histopathologisch (feingeweblich) untersucht, um Malignität (Bösartigkeit) oder Hyperplasien (übermäßige Schleimhautwucherungen) auszuschließen.
- Nachteil:
- Keine dauerhafte Lösung, häufige Rezidive (erneutes Auftreten der Beschwerden).
2. Myomektomie oder Polypektomie (Entfernung von Myomen oder Polypen)
- Indikation:
- Submuköse Myome (gutartige Muskelgeschwülste unter der Gebärmutterschleimhaut) oder Endometriumpolypen (Schleimhautwucherungen in der Gebärmutter), die starke Blutungen verursachen.
- Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, die eine Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) vermeiden möchten.
- Verfahren:
- Hysteroskopische Myomektomie oder Polypektomie (Entfernung über die Gebärmutterhöhle, ohne Bauchschnitt).
- Laparoskopische Myomektomie (Bauchspiegelung zur Entfernung größerer Myome).
- Erfolgsaussichten:
- Deutliche Blutungsreduktion in bis zu 80 % der Fälle, abhängig von Größe und Lage der Myome.
3. Endometriumablation (Entfernung oder Verödung der Gebärmutterschleimhaut)
- Indikation:
- Menorrhagie bei abgeschlossener Familienplanung, wenn eine Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) vermieden werden soll.
- Patientinnen mit hohem OP-Risiko, bei denen eine weniger invasive Therapie bevorzugt wird.
- Verfahren:
- Goldnetz-Methode (Mikrowellen- oder Radiofrequenzablation der Gebärmutterschleimhaut).
- Minimal-invasives Verfahren, das innerhalb weniger Minuten durchgeführt wird.
- Erfolgsrate:
- Symptomlinderung oder keine Notwendigkeit für eine weitere Operation in 90,2 % (Hochrisikogruppe) bzw. 95,7 % (Niedrigrisikogruppe) der Patientinnen [1].
4. Hysterektomie (Gebärmutterentfernung)
- Indikation:
- Ultima Ratio (letzter Ausweg) bei therapieresistenter Menorrhagie, wenn andere Verfahren versagen.
- Begleitende Erkrankungen wie Adenomyose (Endometriose der Gebärmutterwand) oder große Myome.
- Verfahren:
- Laparoskopische suprazervikale Hysterektomie (LSH, minimal-invasive Entfernung der Gebärmutter ohne Muttermundentfernung).
- Vaginale oder abdominale Hysterektomie (über die Scheide oder per Bauchschnitt, abhängig von individuellen Gegebenheiten).
- Evidenz:
- Eine randomisierte Studie mit über 600 Patientinnen zeigte, dass die laparoskopische suprazervikale Hysterektomie bei Menorrhagie eine höhere Lebensqualität bot als die Endometriumablation:
- 69 % der Patientinnen erreichten nach 15 Monaten die volle Punktzahl auf der "Menorrhagie Multi-Attribute Quality of Life Scale" (MMAS), verglichen mit 54 % in der Ablationsgruppe.
- Die Rate schwerer Komplikationen war vergleichbar (5 % vs. 4 %) [2].
- Eine randomisierte Studie mit über 600 Patientinnen zeigte, dass die laparoskopische suprazervikale Hysterektomie bei Menorrhagie eine höhere Lebensqualität bot als die Endometriumablation:
Zusammenfassung der operativen Therapieoptionen bei Menorrhagie
Verfahren | Indikation | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Abrasio (Gebärmutterausschabung) | Diagnostik, kurzfristige Therapie | Minimalinvasiv, sofortige Wirkung | Keine dauerhafte Lösung, hohe Rezidivrate |
Myomektomie/Polypektomie (Entfernung von Myomen oder Polypen) | Blutungsursache durch Myome oder Polypen | Organerhaltend, hohe Erfolgsrate | Risiko für erneutes Wachstum |
Endometriumablation (Verödung der Gebärmutterschleimhaut) | Starke Blutung bei abgeschlossener Familienplanung | Minimale Belastung, schnelle Erholung | Nicht für Frauen mit Kinderwunsch geeignet |
Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) | Ultima Ratio bei therapieresistenter Menorrhagie | Dauerhafte Lösung | Höheres OP-Risiko, irreversibel |
Fazit
- Die Wahl der Therapie hängt von der Blutungsursache, der Familienplanung und der individuellen Präferenz der Patientin ab.
- Die Endometriumablation ist eine schonende Alternative zur Hysterektomie und zeigt hohe Erfolgsraten.
- Eine Hysterektomie ist nur nach Versagen der anderen Verfahren indiziert (S3-Leitlinie).
Literatur
- Fischer F et al.: Radiofrequency endometrial ablation for the treatment of heavy menstrual bleeding among women at high surgical risk. Int J Gynecol Obstet 2015, online 15. August; doi: 10.1016/j.ijgo.2015.05.028
- Cooper K et al.: Laparoscopic supracervical hysterectomy versus endometrial ablation for women with heavy menstrual bleeding (HEALTH): a parallel-group, open-label, randomised controlled trial Lancet eptember 12, 2019 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31790-8
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Hysterektomie, Indikation und Methodik. Bayerische Ärzteblatt 01/02 2016