Menorrhagie – Einleitung

Eine Menorrhagie ist eine Typusstörung. Sie liegt vor, wenn die Blutung verlängert (> 6 Tage) und verstärkt ist.

Synonyme und ICD-10: Blutungsanomalie Menstruationsblutung, verlängert (> 8 Tage); Menstruationsblutung, verlängert (> 6 Tage); ICD-10-GM N92.0: Zu starke oder zu häufige Menstruation bei regelmäßigem Menstruationszyklus: Menorrhagie

Die Blutungsanomalien (Blutungs- bzw. Zyklusstörungen) werden nach Rhythmusstörungen und Typusstörungen unterschieden.

Formen der Typusstörungen

  • Hypermenorrhoe: Zu starke Menstruationsblutung; die Betroffene verbraucht mehr als fünf Vorlagen/Tampons pro Tag.
  • Hypomenorrhoe: Zu schwache Menstruationsblutung; die Betroffene verbraucht weniger als zwei Vorlagen pro Tag.
  • Brachymenorrhoe: Blutungsdauer kürzer als drei Tage.
  • Menorrhagie: Verlängerte (> 8 Tage und < 14 Tage) und verstärkte Menstruationsblutung.
  • Spotting: Zwischenblutungen wie:
    • Prämenstruelles Spotting: Schmierblutung vor der eigentlichen Menstruation, das heißt spät im Zyklus.
    • Mittelblutung (Ovulationsblutung): Periovulatorische Schmierblutung ("um den Eisprung herum") (ICD-10: N92.3).
    • Postmenstruelles Spotting: Schmierblutung nach der eigentlichen Menstruation, das heißt früh im Zyklus.
  • Metrorrhagie: Blutung außerhalb der eigentlichen Menstruation; sie ist meist verlängert und verstärkt, ein regelmäßiger Zyklus ist nicht erkennbar.

Ursachen der Menorrhagie

  • Hormonelle Störungen: Ungleichgewichte im Hormonhaushalt, insbesondere der Östrogen- und Progesteronspiegel, können zu einer verlängerten und verstärkten Menstruationsblutung führen.
  • Strukturelle Anomalien:
    • Uterusmyome (gutartige Muskelgeschwülste in der Gebärmutter): Können die Gebärmutter vergrößern und zu verstärkten Blutungen führen.
    • Endometriose: Das Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter kann zu starken Blutungen und Schmerzen führen.
    • Polypen (Wucherungen in der Gebärmutter): Können zu unregelmäßigen und starken Blutungen führen.
    • Adenomyose: Bei dieser Erkrankung wächst die Gebärmutterschleimhaut in die Muskelwand der Gebärmutter ein, was zu starken Menstruationsblutungen führen kann.
  • Gerinnungsstörungen: Blutgerinnungsstörungen, wie die von-Willebrand-Krankheit, können zu verlängerten und starken Blutungen führen.
  • Iatrogen: Folgen von medizinischen Eingriffen wie intrauterine Geräte (IUDs) oder nach Operationen an der Gebärmutter.
  • Medikamentös: Einnahme bestimmter Medikamente, z. B. Antikoagulantien (Blutverdünner), kann zu verstärkten Blutungen führen.
  • Infektionen: Infektionen des Beckens oder der Gebärmutter können zu Menorrhagie führen.
  • Krebs: Gebärmutterhals- oder Gebärmutterkrebs können ebenfalls zu abnormalen und starken Blutungen führen.
  • Chronische Erkrankungen: Erkrankungen wie Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) oder Lebererkrankungen können das Blutungsrisiko erhöhen.

Epidemiologie

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 5-10 % aller Frauen zwischen 15 und 45 Jahren.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akuter Verlauf: Kann durch hormonelle Schwankungen oder vorübergehende gesundheitliche Probleme verursacht sein.
  • Chronischer Verlauf: Oft durch strukturelle Anomalien wie Myome (gutartige Muskelgeschwülste) oder Polypen, hormonelle Dysbalancen oder Gerinnungsstörungen bedingt.
  • Symptome: Frauen fühlen sich häufig in der Bewältigung des Alltags eingeschränkt. Es kann zu Anämie (Blutarmut) und dadurch zu Müdigkeit und Leistungseinbußen kommen. Psychische und soziale Belastungen sind häufig, da die Blutung sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld problematisch sein kann.

Prognose

  • Ursachenbezogene Therapie: Die Therapie erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache der Menorrhagie. Häufige Maßnahmen umfassen:
    • Pharmakotherapie: Einsatz von Antifibrinolytika (Blutungshemmung durch eine Inhibition der Fibrinolyse), NSAIDs (non-steroidal anti-inflammatory drug) oder hormonellen Präparaten zur Regulierung der Blutung.
    • Chirurgische Eingriffe: Entfernung von Polypen oder Myomen, Endometriumablation (z. B. Goldnetz-Methode; Schleimhaut der Gebärmutter wird durch sehr große Hitze bis auf die Muskulatur der Gebärmutterwand verödet) oder Hysterektomie (operative Gebärmutterentfernung), je nach Schweregrad und Patientinnenwunsch.
    • Langzeitprognose: Bei adäquater Behandlung können viele Frauen symptomfrei werden. Eine unzureichend behandelte Menorrhagie kann jedoch zu chronischer Anämie und erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen.
    • Psychosoziale Aspekte: Eine umfassende Betreuung, die auch psychologische Unterstützung einschließt, kann helfen, die Lebensqualität zu verbessern und die Belastungen durch die Menorrhagie zu mindern.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Hysterektomie, Indikation und Methodik. Bayerische Ärzteblatt 01/02 2016