Hodenentzündung (Orchitis) – Operative Therapie
Die operative Therapie der Orchitis (Hodenentzündung) ist selten erforderlich und wird vor allem bei Komplikationen wie einer Abszessbildung (Eiteransammlung) oder Gewebszerstörung angewendet. Das Ziel ist die Kontrolle der Entzündung und die Vermeidung schwerwiegender Folgen wie Gewebeverlust oder systemischer Infektionen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Abszessbildung im Hoden (Einschmelzung der Entzündung):
- Nachweis einer Abszesshöhle mittels Sonographie (Ultraschall) oder bei klinischem Verdacht auf eine ausgeprägte Gewebszerstörung.
- Versagen konservativer Maßnahmen wie Antibiotika und unterstützender Therapien.
- Symptome wie starke Schwellung, Fieber und unerträgliche Schmerzen trotz medikamentöser Therapie.
- Komplikationen:
- Drohende Ruptur (Einreißen) des Hodens.
- Gefahr einer Sepsis (Blutvergiftung) durch systemische Ausbreitung der Infektion.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwere Begleiterkrankungen, die eine Operation nicht erlauben (z. B. dekompensierte Herzinsuffizienz, Koagulopathien).
- Effektive Kontrolle der Infektion durch konservative Maßnahmen (Antibiotika und entzündungshemmende Therapie).
Operative Verfahren
- Abszessdrainage (Eiterableitung):
- Ziel: Entlastung der Abszesshöhle und Verhinderung der Ausbreitung der Infektion.
- Vorgehen:
- Chirurgische Eröffnung des Hodensacks (Skrotum) zur Freilegung des Abszesses.
- Drainageeinlage zur kontinuierlichen Ableitung von Eiter.
- Reinigung der Abszesshöhle mit antiseptischen Lösungen.
- Partielle Orchiektomie (Teilweise Entfernung des Hodens):
- Indikation: Bei lokal begrenzter Gewebszerstörung ohne Beteiligung des gesamten Hodens.
- Ziel: Erhalt der verbleibenden Hodensubstanz bei gleichzeitiger Infektionskontrolle.
- Orchiektomie (Entfernung des gesamten Hodens):
- Indikation:
- Ausgedehnte Gewebszerstörung, die den gesamten Hoden betrifft.
- Rezidivierende (wieder auftretende) oder therapieresistente Infektion mit drohender Sepsis.
- Ziel: Entfernung des infizierten Gewebes zur Verhinderung weiterer Komplikationen.
- Indikation:
Postoperative Maßnahmen
- Antibiotische Therapie:
- Anpassung der Antibiotika auf Grundlage des intraoperativen Abstrichs und Erregernachweises.
- Fortsetzung der Therapie zur vollständigen Infektionskontrolle.
- Schmerzlinderung:
- Systemische Analgetika (Schmerzmittel) oder lokale Betäubung.
- Kühlung und Entlastung:
- Verwendung von Skrotumsuspensorien zur Entlastung und Schwellungsreduktion.
- Kontrolluntersuchungen:
- Regelmäßige klinische und sonographische Überwachung (Ultraschallüberwachung) des Heilungsverlaufs.
Prognose
Die operative Therapie der Orchitis hat bei korrekter Indikation eine gute Prognose. Abszessdrainage oder Orchiektomie führen in der Regel zu einer raschen Besserung der Symptome und verhindern schwerwiegende Komplikationen wie Sepsis oder irreversiblen Gewebeverlust. Die Funktion des Hodens kann in einigen Fällen eingeschränkt sein, besonders bei ausgedehnten Eingriffen.