Yersiniose – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beschreibung des Erregers

  • Erreger: Yersinia enterocolitica ist ein gramnegatives Bakterium, das zur Familie der Enterobacteriaceae gehört. Es gibt verschiedene Serogruppen, von denen O:3 für etwa 90 % der menschlichen Infektionen verantwortlich ist. Weitere Serogruppen sind O:5, O:8, und O:9.
  • Reservoir: Das Hauptreservoir für Yersinia enterocolitica sind Schweine, aber auch andere Tiere wie Rinder, Schafe und Nagetiere können das Bakterium beherbergen.
  • Virulenz (Infektionskraft): Das Bakterium besitzt Virulenzfaktoren wie Invasine und Yersinia outer proteins (Yops), die es dem Erreger ermöglichen, in das Darmgewebe einzudringen und die Immunantwort zu unterdrücken.

Epidemiologie und Übertragungsweg

  • Verbreitung: Yersinia enterocolitica-Infektionen treten weltweit auf, besonders in Regionen mit hohem Konsum von Schweinefleisch oder unzureichender Lebensmittelhygiene.
  • Hauptübertragungsweg:
    • Die Infektion erfolgt meist durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln, vor allem tierischer Herkunft wie Schweinefleisch und unpasteurisierte Milchprodukte. Auch kontaminiertes Trinkwasser kann ein Übertragungsweg sein.
  • Weitere Übertragungswege:
    • In seltenen Fällen kann eine Übertragung durch direkten Kontakt mit infizierten Personen oder Tieren stattfinden, insbesondere bei engem Kontakt mit infizierten Schweinen.

Eintrittspforte des Erregers

  • Haupteintrittspforte: Yersinia enterocolitica gelangt durch den Verdauungstrakt in den Körper, indem der Erreger über kontaminierte Nahrungsmittel oder Wasser aufgenommen wird.
  • Nebeneintrittspforten: Eine direkte Übertragung durch Hautkontakt mit infizierten Tieren oder Personen ist selten, aber möglich.

Pathogenese des Erregers

  1. Eindringen und Infektion des Darmtrakts:
    • Nach der Aufnahme des Erregers durch kontaminierte Lebensmittel oder Wasser erreicht Yersinia enterocolitica den Dünndarm, wo es bevorzugt das terminales Ileum (den letzten Abschnitt des Dünndarms) infiziert.
    • Die Invasine des Bakteriums ermöglichen das Eindringen in die M-Zellen des Darms und die Vermehrung in den darunterliegenden Peyer-Plaques (lymphatisches Gewebe im Darm).
  2. Lokale Vermehrung und Entzündungsreaktion:
    • In den Peyer-Plaques vermehrt sich das Bakterium und führt zu einer entzündlichen Reaktion. Die Immunantwort wird durch die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen ausgelöst, was zu den typischen Symptomen wie Durchfall, Bauchschmerzen und Fieber führt.
  3. Ausbreitung und systemische Infektion:
    • In einigen Fällen kann sich die Infektion über die Mesenteriallymphknoten hinaus ausbreiten und zu einer systemischen Infektion führen, was septische Zustände oder reaktive Arthritis auslösen kann. Das Bakterium kann auch die Leber und die Milz befallen.

Wirtsreaktion

  • Lokale Immunantwort:
    • Die Infektion führt zu einer starken lokalen Immunreaktion im Darm, die durch die Freisetzung von Neutrophilen, Makrophagen (Fressxzellen) und T-Zellen gekennzeichnet ist. Diese Zellen versuchen, den Erreger zu eliminieren, was jedoch nicht immer gelingt, besonders bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem.
  • Systemische Immunantwort:
    • In einigen Fällen führt die systemische Ausbreitung des Bakteriums zu einer reaktiven Arthritis (nach etwa 2-4 Wochen), insbesondere bei Patienten mit bestimmten genetischen Prädispositionen (z. B. HLA-B27).
    • Es kommt zu einer Bildung von Antikörpern, die das Bakterium neutralisieren sollen.

Organaffinität und Gewebeschäden

  • Bevorzugte Zielorgane:
    • Das primäre Zielorgan ist der Darm, insbesondere das terminale Ileum. In einigen Fällen können jedoch auch die Mesenteriallymphknoten, die Leber, die Milz und die Gelenke (bei reaktiver Arthritis) betroffen sein.
  • Resultierende Gewebeschäden:
    • Die Entzündung der Darmschleimhaut kann zu Ulzerationen (Geschwüren) und in schweren Fällen zu perforierten Darmabschnitten führen. Bei systemischer Infektion können auch Granulome in den betroffenen Organen entstehen.

Klinische Manifestation

  • Symptomatologie:
    • Typische Symptome einer Yersinia-Infektion sind Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit. Die Bauchschmerzen konzentrieren sich oft im rechten Unterbauch, was eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) imitieren kann.
    • In schwereren Fällen kann es zu septischen Zuständen, reaktiver Arthritis oder Hautveränderungen (Erythema nodosum/akute Entzündung des Unterhautfettgewebes) kommen.
  • Komplikationen:
    • Postinfektiöse Komplikationen wie reaktive Arthritis oder Erythema nodosum können Wochen nach der akuten Infektion auftreten, insbesondere bei genetisch prädisponierten Personen (HLA-B27).

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Yersiniose, verursacht durch Yersinia enterocolitica, wird primär durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln tierischer Herkunft, insbesondere Schweinefleisch, und durch kontaminiertes Trinkwasser übertragen. Der Erreger infiziert das terminale Ileum und führt zu lokalen Entzündungen, die typische Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfall verursachen. Bei schweren Verläufen kann es zu einer systemischen Infektion mit reaktiver Arthritis oder septischen Komplikationen kommen. Präventive Maßnahmen wie gute Lebensmittelhygiene und Vermeidung von rohem Fleisch sind entscheidend, um das Infektionsrisiko zu reduzieren.

Ätiologie (Ursachen)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Verzehr von rohem Schweinefleisch und Produkten aus Schweinefleisch; Kontamination anderer Speisen durch Küchenutensilien möglich
  • Spielen im Sandkasten
  • Kontakt zu Vögeln