Yersiniose – Einleitung

Die Yersiniose ist eine durch Bakterien der Gattung Yersinia, insbesondere Yersinia enterocolitica und seltener Yersinia pseudotuberculosis, verursachte Infektionskrankheit. Sie manifestiert sich vorwiegend als Gastroenteritis (Magen-Darm-Entzündung), kann aber auch andere systemische Komplikationen wie Pseudoappendicitis (Entzündung der Lymphknoten, die eine Blinddarmentzündung imitiert) verursachen.

Synonyme und ICD-10: Intestinale Yersiniose; ICD-10-GM A04.6: Enteritis durch Yersinia enterocolitica)

Bei Yersinia enterocolica kann man die Serogruppen O:3, O:5, O:8, O:9 unterscheiden. O:3 ist dabei für circa 90 % der Infektionen verantwortlich.

Charakteristische Laborbefunde

  • Blutbild: Leukozytose, gelegentlich Leukopenie bei schwerem Verlauf.
  • Stuhluntersuchung: Nachweis von Yersinia enterocolitica mittels Stuhlkultur oder molekulardiagnostischen Verfahren (PCR).
  • Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper gegen Yersinia-Antigene.
  • Appendixbiopsie (bei Pseudoappendicitis): Lymphadenitis mesenterialis (infektiöse Lymphknotenschwellung infolge einer Entzündung des Ileum/Krumdarm).

Formen der Erkrankung

  • Yersinien-Gastroenteritis: Häufigste Form, manifestiert sich als Magen-Darm-Grippe mit Bauchschmerzen und Durchfall.
  • Pseudoappendicitis (Lymphadenitis mesenterialis): Schwellung der Lymphknoten im Bereich des Mesenteriums mit Symptomen ähnlich einer Appendizitis.
  • Yersinien-Enterocolitis: Entzündung der Darmschleimhaut mit Penetration der Bakterien in die Kolonmukosa (Dickdarmschleimhaut) und Lymphgewebe.

Ursachen

Die Infektion erfolgt überwiegend durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln tierischer Herkunft (insbesondere Schweinefleisch) oder durch kontaminiertes Wasser. Seltener ist eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Kleinkinder unter 5 Jahren sind häufiger betroffen (insbesondere von der Gastroenteritis). Jugendliche und junge Erwachsene entwickeln häufiger die Pseudoappendicitis.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Weltweit verbreitet, genaue Prävalenz variiert je nach Region.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Etwa 4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland.

Saisonale Häufung: Vorwiegend im Winter.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Yersinia enterocolitica (Serogruppen O:3, O:5, O:8, O:9; O:3 verursacht 90 % der Infektionen) und Yersinia pseudotuberculosis.

Erregerreservoir
: Verschiedene Tiere, vor allem Schweine, gelten als Hauptreservoir.

Vorkommen
: Weltweit, vor allem in Ländern mit hohem Schweinekonsum.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Selten, aber möglich.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers: Niedrig, Hauptübertragungsweg ist der Verzehr kontaminierter Lebensmittel.

Übertragungsweg
: Fäkal-oral durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln (z. B. rohes Schweinefleisch) oder kontaminiertes Trinkwasser.

Eintrittspforte
: Verdauungstrakt (oral).

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 1-11 Tage.

Krankheitsdauer
: 1-3 Wochen.

Dauer der Infektiosität
: Während des symptomatischen Krankheitsverlaufs, eventuell länger bei Dauerausscheidern.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Seropositivität für Yersinia-Antikörper variiert je nach Region.

Erregerspezifische Immunität: Eine Infektion hinterlässt keine vollständige Immunität.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Yersinien-Gastroenteritis: Akuter Beginn mit Fieber, Bauchschmerzen und Durchfall. Die meisten Patienten erholen sich ohne Komplikationen innerhalb von 1-3 Wochen.
  • Pseudoappendicitis: Bei älteren Kindern und Jugendlichen kann es zu starken Bauchschmerzen kommen, die oft eine chirurgische Intervention (Explorationslaparotomie) erfordern.
  • Enterocolitis: Entzündung des Verdauungstrakts, die eine Enteritis des Dünndarms und eine Kolitis des Dickdarms umfasst; kann bei Erwachsenen und älteren Kindern auftreten, häufig mit blutigem Durchfall und längerem Verlauf.

Komplikationen

  • Reaktive Arthritis: Eine postinfektiöse Komplikation, die mehrere Wochen nach der Infektion auftreten kann. Betroffen sind meistens große Gelenke.
  • Erythema nodosum: Akute Entzündung des Unterhautfettgewebes, Pannikulitis genannt, die als Immunantwort auftreten kann.

Prognose

  • In der Regel selbstlimitierend, besonders bei gesunden Personen.
  • Bei immungeschwächten Patienten und älteren Menschen kann eine Antibiotikatherapie erforderlich sein, um schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.
  • In schweren Fällen, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten, kann die Erkrankung länger dauern und schwerer verlaufen.

In Deutschland ist die Yersiniose (mit Yersinia enterocolitica, darmpathogen) nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Die Meldung hat bei Krankheitsverdacht, Erkrankung, Tod namentlich zu erfolgen.